PERSONALquarterly 4/2019

36 SCHWERPUNKT _INTERVIEW PERSONALquarterly 04/19 PERSONALquarterly: Bei Thyssenkrupp Steel Europe gibt es das Pro- gramm „Smart Steel Pioneers“. Was ist darunter zu verstehen und was ist das Ziel? Kerstin Dähne: Thyssenkrupp Steel Europe hat vor zwei Jahren die Smart Steel Pioneers ins Leben gerufen, um Corporate Entre­ preneurship bei uns im Unternehmen zu fördern. Wir wollen so mit einem Schwerpunkt auf Digitalisierung Innovationen ins Unternehmen holen. Wir verfolgen dabei das Ziel, langfris­ tig die Unternehmenskultur und die Art und Weise, wie wir arbeiten, weiterzuentwickeln. PERSONALquarterly: Wie genau funktioniert dieses Programm? Kerstin Dähne: Jeder Teilnehmende wird für sechs Monate von seiner normalen Tätigkeit freigestellt und arbeitet an einer Idee in einem Coworking Space in Berlin. Ideen sind dabei meist selbstgesuchte Digitalisierungsprojekte zu Fragestellungen, die uns hier bei Thyssenkrupp Steel beschäftigen. Gleichzeitig können es bspw. auch neue Produkte sein, die mit digitalen Technologien das bisherige Geschäftsfeld erweitern und für de­ ren Umsetzung es sinnvoll ist, etwas Abstand zum bisherigen Arbeitsplatz zu haben. Das Ziel nach diesen sechs Monaten ist es, ein Mock-up bzw. einen Prototypen zu erstellen. Nicht alle Teilnehmenden müssen eigene Ideen mitbrin­ gen, manche von ihnen schließen sich auch einer schon vor­ handenen Idee an und arbeiten dann gemeinsam an ihr. Die Ideen müssen regelmäßig intern gepitched werden, wofür wir Führungskräfte aus den verschiedenen Bereichen dazuholen. Gleichzeitig steht im Programm auch ein Budget für die Pilo­ tierung oder für Experteninterviews bereit. PERSONALquarterly: Was passiert mit Ideen, die es nicht durch die Pitchs geschafft haben? Kerstin Dähne: Abgelehnte Ideen sammeln wir und packen sie in einen Ideenspeicher. Vielleicht ergeben sich später noch Möglichkeiten, diese Ideen zu verwirklichen, bspw. indem wir mehrere Ideen bündeln. Wir nutzen auch das unternehmens­ eigene Digital Acceleration Office (DAO), in dem verschiedene Innovations- und Digitalisierungsexperten gemeinsam an In­ novationen arbeiten, um diese Ideen noch weiterzuentwickeln. Durch diesen Expertenkreis bleiben die Ideen bekannt und Erfolgreiche Förderung von Unternehmertum im Großkonzern bei Thyssenkrupp Das Interview mit Kerstin Dähne führte Peter Göhre können ggf. weiter reifen. Vielleicht ergeben sich auch in einem anderen Rahmen als dem Smart Steel Pioneers Program Möglichkeiten, die Ideen umzusetzen. PERSONALquarterly: Welche Ziele verfolgt Thyssenkrupp Steel mit den Pioneers? Kerstin Dähne: Wir tragen zu einer nachhaltigen Weiterentwick­ lung der Unternehmenskultur, der Arbeitsweisen und Metho­ den bei und bringen die Digitalisierung durch die einzelnen Ideen voran. Dabei haben wir zwei Perspektiven im Blick: Mit den Smart Steel Pioneers können wir Innovations- und Digitali­ sierungsprojekte voranbringen, die im herkömmlichen Umfeld in dieser Art und Weise nicht möglich gewesen wären. Die direkte Verknüpfung mit der Start-up-Szene in Berlin ist hier ein entscheidender Vorteil. Für unsere Mitarbeitenden ist es eine große Chance, sich fachlich und persönlich weiter zu ent­ falten. Wir nutzen sie als Multiplikatoren, um neue Methoden, Arbeitsweisen und Ansätze in die Bereiche zu tragen, in denen die Pioneers regulär arbeiten. PERSONALquarterly: Das bedeutet, dass die Idee, an der in Berlin gearbeitet wird, auch inhaltlich von großer Bedeutung ist? Kerstin Dähne: Ja, das ist tatsächlich so. Einige unserer alltäg­ lichen Herausforderungen sind mit klassischen Ansätzen nicht zu lösen. Da müssen wir einfach neue Wege gehen. Wir versu­ chen, mit den Pioneers die Dynamik des Unternehmertums in ein etabliertes Unternehmen zu holen und damit unsere Geschäftstätigkeit zu erweitern und uns intern modern und digital aufzustellen. PERSONALquarterly: Welche Bedeutung hat die Idee für die dahin- terliegenden HR-Prozesse? Kerstin Dähne: Die Bewertung neuer Ideen ist auch eine neue Herausforderung für den Personalbereich. Bspw. müssen wir bei der Bewerbung für die Teilnahme am Programm schon früh­ zeitig einschätzen, ob sich die komplexe Fragestellung mit der Idee in den gegebenen Rahmenbedingungen lösen lässt. Wir arbeiten hier in einem interdisziplinären Team zusammen. Wir von HR bringen hier unsere Expertise ein, wenn es darum geht einzuschätzen, ob jemand die Skills mitbringt, die wir erwarten.

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