94 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 Verwaltung & Vermarktung Teilverwaltung / modulare Verwaltung Arbeit der Verwalter zu erleichtern. „Künftig sollen neben Versammlungen in Präsenz und hybriden Versammlungen auch rein virtuelle Wohnungseigentümerversammlungen erlaubt sein, vorausgesetzt, mindestens drei Viertel der anwesenden Wohnungseigentümer stimmen diesem Beschluss zu.“ Wohnungseigentümergemeinschaften könnten jetzt selbst festlegen, welche Form der Versammlung für sie am besten geeignet ist. „Das ist ein Sieg der Vernunft und für die Entscheidungsfreiheit“, so Meier. Zwar werde nicht alles online funktionieren, doch sei der Schritt auch hinsichtlich einer zeitgemäßen Ausbildung zum Verwalter 2.0 notwendig. VIELE EIGENTÜMERGEMEINSCHAFTEN WOLLEN DIE BUCHHALTUNG NICHT SELBER MACHEN Matthias Knust ist Eigentümer in einer WEG mit 52 Wohneinheiten, betreut durch die Hamburger Frank Gruppe. Man sei eine eher „harmlose“ WEG, wo es in der Regel ohne größere Querelen ablaufe. Seine beauftragte Hausverwaltung nutze selbst in der Kommunikation mit den Eigentümerinnen und Eigentümern eine App. Ob jünger oder älter, seien die meisten von dieser beschleunigten Art des Austausches zum Eigentum überzeugt – und das Gute sei, dass alle Parteien online immer auf dem gleichen Informationslevel diskutieren könnten. Mit 52 Eigentümern die WEG-Kosten zu teilen, sei sicher unproblematischer als bei den ganz kleinen WEGs, gibt Knust gerne zu. Er habe selbst lebhafte Einblicke in eine WEG mit acht Wohneinheiten seiner Schwägerin aus Kiel, bleibt er im Allgemeinen. Wilhelm Kunze, Inhaber von Kunze Immobilien in Hannover, erhält nach seinen Worten in diesen Zeiten öfter Anfragen von Eigentümergemeinschaften, die Teile der Verwaltung selbst übernehmen wollen, aber die Buchhaltung für ihre Objekte gerne auslagern möchten. Das sei im Prinzip kein Problem, wenn die Gemeinschaft einig und nicht zerstritten sei. Letzteres ist laut Kunze leider regelmäßig der Fall. Die Zeit der beauftragten Verwalter als günstige Hilfsarbeiter sei vorbei, so Kunze. Wer fachlichen Rat brauche, müsse das angemessen honorieren. Denn ob eine 10er-WEG oder 100er-WEG, die Arbeit sei ähnlich intensiv bei den wesentlichen Verwaltungsaufgaben. Wer bei seiner Autoinspektion hohe Stundenlöhne wie selbstverständlich akzeptiere, die Hausverwaltung aber als Hobby ansehe und demnach geringer schätze, werde in Zukunft alles selbst machen müssen, so Kunze weiter. Das sei sicher nicht realistisch, auch angesichts wachsender Herausforderungen für Eigentümer. Der Bremer Sachverständige und Verwalter Olaf Jochberg lässt seinen WEG-Bestand seit einigen Monaten konsequent auslaufen und hat bereits etliche Kunden an gute Kolleginnen und Kollegen weitergereicht. Auch Jochberg spricht von immer höheren Anforderungen, einem leergefegten Markt an Fachangestellten und einer rentablen WEG-Verwaltung, die erst jenseits von 15, eher ab 20 Wohneinheiten aufwärts anfange. Es bedürfe darüber hinaus in der Verwalterbranche dringend einer Neuordnung der Gebührenmodelle. nicht mehr in der Verantwortung. Mit derdigitaleverwalter.de könnten Eigentümergemeinschaften und Verwaltungsunternehmen digital und effizient zusammenarbeiten und Verwaltungsprozesse so reibungslos abwickeln, wirbt Wagner für sein Konzept. OHNE SOFTWARE UND VIRTUELLE VERANSTALTUNGEN WIRD’S NICHT MEHR GEHEN Mit Fokus auf den Bereich Mietverwaltung gibt es ebenso bereits spezialisierte Dienstleister, die zum Beispiel ausschließlich das Beschwerdemanagement übernehmen, oder auch Aufzugsfirmen, die dem Verwalter hinsichtlich der Aufzugswartung die Haftung abnehmen könnten. „Datensicher, rechtskonform und made in Germany“, präsentiert sich der Softwareanbieter vulcavo aus dem Kölner Raum seinen Neukunden. Einer von ihnen ist Carsten Jonas, Geschäftsführer bei Wentzel-Dr. und dort erster Ansprechpartner bei den Themen WEG-Verwaltung und Immobilien im Privatvermögen. Das Start-up begann 2018 unter dem Namen smarteins und wurde über den Kunden Pandion schnell zu einem unabhängigen Tool für Hausverwaltungen. Offizieller Kooperationspartner ist der VDIV. Jonas betreut über 20.000 Wohnungen, auch so genannte Kontorhäuser und Ärztehäuser. Die Herausforderung sei das Fakturieren, die Zukunft die App- und KI-basierte Unterstützung bei der Verwaltung kleiner und größerer Einheiten, erklärt Jonas. Gerade kleine WEGs hätten mit EDV-gestützter Teilverwaltung eine „Hilfe zur Selbsthilfe“. Auch Verwaltungsprofi Jonas weiß, dass die Zukunft vieler kleinteiliger, „teurer“ und damit für Hausverwalter unattraktiver WEGs in dieser Form der Betreuung liegt, ähnlich wie beim E-Banking. Der Sprecher des Bundesfachverbandes der Immobilienverwalter e.V. (BVI) Robert Borsch freut sich, dass die Interessen der Verwalter politisch mehr in den Blickpunkt geraten. Die angekündigte digitale Eigentümerversammlung sei die Tür in eine neue Arbeitswelt. BVI-Präsident Thomas Meier setzt sich laut einer Pressemitteilung bereits seit Langem für moderne Kommunikationswege ein, um damit die „WIR SIND EINE KLEINE EIGENTÜMERGEMEINSCHAFT. ICH GLAUBE, WIR WAREN ZU AUFWÄNDIG FÜR DAS, WAS UNSER VERWALTER AN VERGÜTUNG BEKOMMEN HAT. “ Ilona L., Wohnungseigentümerin
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