Immobilienwirtschaft 1/2024

90 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 Verwaltung & Vermarktung Teilverwaltung / modulare Verwaltung rum. Zumal man es neben den vielfältigen Aufgaben, die es gilt, rechtssicher abzuarbeiten, häufiger auch mit einem „zerstrittenen Haufen“ zu tun habe. Der Komplettservice koste bei ihm gegenüber der Teilverwaltung nur etwa 10 bis 15 Euro pro Wohneinheit im Monat mehr, was ein weiteres Argument für den Komplettservice sei – und dafür, die generell gestiegenen Kosten durch Hausverwaltungen zu akzeptieren. Nicht wenige Hausverwaltungen hätten sich in den letzten Jahren selbst „prostituiert“ und einen großen Aufgabenkatalog für vergleichsweise geringe Gebühren erledigt, ist auch von Seiten der Fachverbände wie VDIV und BVI zu hören. Im Rahmen der Transformation auch im Verwaltergeschäft ist aufgrund fehlender Fachkräfte und der zunehmenden Digitalisierung das Zeitalter der Abendsitzungen in Eigentümerversammlungen bald passé, ist man sich einig. Abhilfe sollen Softwareunterstützung wo möglich, Auslagerung von Dienstleistungen und angemessene Stundenlöhne bringen. Martin Kaßler, Geschäftsführer des Verbands der Immobilienverwalter Deutschland e.V. (VDIV), setzt große Stücke auf appbasierte Softwareunterstützung und virtuelle Versammlungen. Wo früher Verwalter Bittsteller gewesen seien, ist heute der Kunde froh, wenn er überhaupt Kompetenz und Beratung erhält, das gelte umso mehr für die kleinen WEGs, die vom Arbeitsaufwand vergleichbar mit großen WEGs seien, wo sich aber die Kosten auf nur wenige Eigentümerinnen und Eigentümer verteilten, so Kaßler weiter. Die virtuelle Versammlung mit appgesteuertem und rechtskonformem Abstimmungsprozedere sei insofern ein äußerst hilfreiches Instrument im Berufsalltag, das zukünftig sehr viel stärker zum Zuge kommen werde, prophezeit er. I„Ich möchte mich mit meinen Eigentümerinnen und Eigentümern treffen, diskutieren, wenn es sein muss, streiten und zum Ergebnis kommen, das geht nur real und nicht in virtuellen Räumen“, erzählt Peter Huber. Der Ingenieur und Dozent für Elektrotechnik hat aus seiner Zeit als Verwalter tausender öffentlicher Liegenschaften im Raum Stuttgart reichlich Erfahrung mit WEG- und Mietverwaltungen sowie Sonderverwaltungen. Auch einige kleine Eigentümergemeinschaften zählen aktuell zu seinem Kundenkreis als Hausverwalter. Er bietet Teilverwaltung an; in der Regel würden zumeist kleinteilige WEG-Gemeinschaften überlegen, ihre Buchhaltung auszulagern, während technische Dienstleistungen und nötige Reparaturen in der Vorstellung dieser WEGKunden in Eigenregie übernommen werden könnten. Die Wahrheit ist laut Huber allerdings, dass ganz viele Eigentümergemeinschaften spätestens nach einem Jahr der Selbsterfahrung gerne wieder „Full Service“ in Anspruch nehmen wollten. GEBÜHREN STEIGEN GERADE FÜR KLEINE WEGS EXPONENTIELL Unter 75 Euro Stundenlohn brutto sei keine einträgliche Verwaltung angesichts des Zeitaufwandes und der Komplexität der Aufgaben möglich, nennt Huber seine Konditionen. Dazu komme eine monatliche Mindestpauschale von 200 Euro Grundgebühr. Das sei für eine 3er-WEG mit jeweils 70 Euro monatlichen Grundkosten sicher nicht wenig, allerdings ein gerechtfertigter Wert. Zur Wahrheit zähle aktuell in einem Markt, wo sich Verwalter die Kunden aussuchen könnten, sicher auch, „dass kleine WEGs zurzeit niemand will“, redet Huber nicht lange drumheVERWALTUNG LIGHT WIRD TREND Die Zeiten, in denen Verwalter mit Dumpingpreisen auf den Markt gingen, sind vorbei. Kleine Eigentümergemeinschaften haben es schwer, günstig Verwalterkompetenz zu erhalten. MODULARE VERWALTUNG kann Teil der Lösung sein. TEXT Hans-Jörg Werth

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