Immobilienwirtschaft 1/2024

85 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 Banken stellen, nicht erfüllen können oder wollen. Buder: Kleinere Immobilienfinanzierungen, etwa Eigentumswohnung, Reihenhaus, sind dramatisch eingebrochen. Wir haben, glaube ich, gut 50 Prozent weniger Finanzierungsanfragen, und auch die sind häufig nicht umsetzbar. Gerade jüngere Familien sind oft nicht mehr in der Lage, einen akzeptablen Tilgungssatz zu vereinbaren. Und die Preise für Wohnimmobilien sind gesunken? Saloch: Sie sind im Laufe der letzten Monate um vier bis acht Prozent zurückgegangen. Buder: Es kommt eine neue Assetklasse auf uns zu, das gewerbliche Wohnen. Das sieht dann so aus, dass ehemalige Bürogrundstücke umgeplant werden zu Wohngebieten, allerdings auch zu gewerblichen. Da zahlt man bis zu 35 Euro pro Quadratmeter Miete. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Sind Sie beim Thema gewerbliches Wohnen aktiv? Weiß: Unser Schwerpunkt ist der private Wohnungsmarkt mit Eigentumswohnungen und Mietwohnungen, auch für Institutionelle. Was wir im Moment nicht machen, sind Studentenapartments, möblierte Apartments oder Ähnliches. Womit machen Sie im Moment Ihr Hauptgeschäft in Berlin? Brumbauer: In der rein gewerblichen Immobilienfinanzierung. Und da in allen Klassen: Büro, Wohnen, Logistik, teilweise Hotel. Alles natürlich in verschiedenen Ausprägungen. Einzelhandel ist deutlich schwieriger geworden in der letzten Zeit. Wie sehen Sie die Zukunft des Büros in Berlin? Brumbauer: Schwierig. Es gibt in diesem Markt sehr viel Unsicherheit, das hört man in vielen Diskussionen, in denen es darum geht, wie viele Flächen wirklich benötigt werden. Ich glaube allerdings, dass jetzt am Markt anscheinend etwas Ruhe eingetreten ist. Ich bin überzeugt davon, dass Investoren wiederkommen werden, weil es zurzeit wieder mehr Sicherheit zumindest auf der Zinsseite gibt. Was ist entscheidend beim Thema Büro? Brumbauer: Lage, Qualität der Flächen und ESGKonformität … nicht zuletzt, weil die Personalsuche einfach schwieriger geworden ist. Wichtig ist auch, dass sich die Entwickler an die neuen Anforderungen von Eigentümer und Mieter schnell anpassen. Buder: Das glaube ich auch. Es muss eine gute Infrastruktur haben, coole Restaurants und Bars müssen schnell erreichbar sein. Ich glaube, die Konjunkturunsicherheit bei den potentiellen Firmen, die hier mieten wollen, hat einen größeren Einfluss als die Homeoffice-Debatte. Saloch: Der Trend zum Homeoffice hat eindeutig Auswirkungen auf den Gewerbeimmobilienmarkt. Ich spreche jetzt nicht nur für die institutionellen Anbieter, sondern auch für die Firmen, die sich jetzt sehr wohl überlegen, ob sie für ihre 50, 80 oder 200 Mitarbeitenden noch ein Büro anmieten oder ob sie ein hybrides Modell anbieten. Weiß: Der Wohnungsmarkt ist auch für den Büromarkt wichtig. Wie soll sich eine Firma hier ansiedeln, wenn sie für Mitarbeiter keine Wohnung findet? Buder: Ich stimme Ihnen zu: Wenn wir mehr Wohnungen hätten, hätten wir auch mehr Firmenansiedlungen. Als die Deutsche Bank ihre IT-Truppe aus Moskau nach Berlin verlagert hat und, glaube ich, 1.000 Arbeitnehmer mitgekommen sind, haben die das gewerbliche Wohnen komplett weggemietet. Selbst die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mietet komplette Studentenwohnheime an. Saloch: Der Druck im Markt ist ungemein groß. Dieser Druck treibt die Entwicklung dahin, dass man auch wieder in gute B-, vielleicht sogar C-Lagen geht. Warum sollen sich hier nicht Unternehmen zusätzlich ansiedeln? Warum soll nicht aus einer B-Lage ein neues, attraktives Quartier werden? Ich sehe das recht optimistisch. „DIESE STADT IST NACH WIE VOR SEXY UND GAR NICHT MEHR SO ARM. IN DER NEW YORK TIMES GAB ES EINEN ARTIKEL MIT DEM TITEL ‚BERLIN IS BACK IN THE SWING‘. DAS MACHT MICH OPTIMISTISCH.“ Marcus Buder, Berliner Sparkasse Das komplette Gespräch finden Sie hier als L’Immo-Podcast

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