Immobilienwirtschaft 1/2024

71 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 „Bumerang-Mitarbeitende“: Die Rückkehr leicht machen Langjährige Mitarbeitende sind für Unternehmen stets ein wertvolles Gut. Sie sollte man bei ihrer Kündigung angesichts des „War for Talents“ nicht so einfach ziehen lassen. Vorausschauende Arbeitgeber halten daher qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Türen zur Rückkehr offen. Der Fachbegriff dafür lautet „Rehiring“ oder „Bumerang-Hiring“. Wie ein Bumerang sollen „weggeflogene“ Beschäftigte wieder zum Unternehmen zurückkehren. Es gibt einige Möglichkeiten, dies zu unterstützen. Rückfahrticket: Das „goldene Rückflugticket“ symbolisiert eine offene Tür im Unternehmen für ehemalige Mitarbeitende. Manche Unternehmen gestalten beispielsweise Flug- oder Zugtickets mit Namen, Position, Aufgabenspektrum etc. Mit diesen Karten können ehemalige Mitarbeitende auf Wunsch unverzüglich wieder eingestellt werden. Alumni-Netzwerk: Über Netzwerke kann der Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitenden gut gepflegt werden. Regelmäßige Treffen, Newsletter oder Social-Media-Gruppen und Ehemaligenclubs wirken dabei unterstützend. Kleine Aufmerksamkeiten: Manche Arbeitgeber bieten die Teilnahme an Online-Weiterbildungen an oder laden zu Betriebsfeiern ein. Auch mit Grußkarten zum Geburtstag, zu Weihnachten oder mit der Zusendung der aktuellen Ausgabe der Mitarbeiterzeitung kann der Kontakt gehalten werden. Come-back-Programme: Manche Arbeitgeber setzen auch spezielle Programme auf, um ehemalige High Potentials wieder an Bord zu holen. Open-Door-Politik für Rückkehrer: Durch die positive Darstellung ehemaliger Teammitglieder, Informationen über freie Stellen und die Ermutigung, sich als Ehemalige(r) auf offene Positionen zu bewerben, ist die Hürde für Rückkehrer kleiner. Gezielte Ansprache ehemaliger Mitarbeitender: Um den Mangel an Fachkräften zu mildern und gleichzeitig eine widerstandsfähigere Unternehmenskultur zu schaffen, können ehemalige Mitarbeitende auch gezielt angesprochen werden. Ehemalige in Talent-Pools aufnehmen: Interessante Bewerbende, die für die ausgeschriebene Stelle nicht genommen werden konnten, gehen oft in Pools. Genauso könnte man ehemalige Beschäftigte, die sich „im Guten“ vom Unternehmen getrennt haben, darin aufnehmen und sie mit Stellenausschreibungen versorgen. mal, dass Mitarbeitende im Laufe ihrer Karriere Erfahrungen auch bei einem weiteren Arbeitgeber sammeln möchten. Es gebe viele Gründe, diese Mitarbeitenden mit Dank zu verabschieden und die Tür für sie offen zu halten. Optimalerweise behielten sie CBRE in guter Erinnerung, sammelten weitere Erfahrungen in anderen Unternehmen oder Branchen und erweiterten mit neuen Aufgaben und Herausforderungen ihren Horizont. Wenn dann ihr Weg sie wieder zu CBRE führe, sei das eine Bereicherung für das Unternehmen. Auch Catharina Lenz von Apleona hält große Stücke auf gutes Offboarding. Es sei – und das würde oft vergessen – ja auch ein Teil des Employer Brandings und damit sehr wichtig. Denn es hilft bei der Stärkung der Arbeitgebermarke. Personalvermittlerin Xenia Krause-Dünow gibt bei betriebsbedingten Kündigungen zu bedenken, dass Unternehmen im Kündigungsprozess offen mit den Gründen umgehen sollten. Das heißt, dass klar kommuniziert werden solle, dass es an der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens liegt und nicht an den einzelnen Mitarbeitenden. Das Verabschiedungsgespräch sollte nicht nur den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern aus der HR-Abteilung überlassen werden, sondern nach Möglichkeit sollten die direkten Vorgesetzten oder sogar die Geschäftsführung mit den Mitarbeitenden, denen gekündigt werden muss, sprechen. Was also bedeutet der Bumerang-Trend letztlich für die Zukunft der Arbeit? In einer Zeit, in der Unsicherheiten zunehmen, ist die Rückkehr in vertraute Gefilde längst kein Zeichen von Rückschritt mehr. Im Gegenteil: Es ist ein Rückbesinnen auf Vertrautes, bei dem alte Bindungen gestärkt und mit neuen Erfahrungen kombiniert werden. Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass Bumerang-Mitarbeitende „für immer“ bleiben und sich als richtig für die frei gewordene Stelle erweisen. Bumerang-Hiring ist nicht einfach als Rückkehr ins warme Nest zu sehen. In der Summe ist es dennoch vor allem eine gute Chance für beide Seiten. Unternehmen zurückgewinnen konnten. Die Identifikation mit dem Unternehmen ist sehr hoch, denn sonst würde der Mitarbeiter nicht zurückkehren. Auch eine hohe Loyalität und Leistungsbereitschaft zeigte sich von Beginn an“, sagt Nicole Schwan, Geschäftsführerin Cobalt Recruitment. Durch den Wechsel in der Zwischenzeit wüssten die Mitarbeitenden genau, worauf sie sich bei Cobalt einlassen und welche Vorteile die Arbeit im Unternehmen habe. Zudem sei die nötige Einarbeitung deutlich geringer. Auf Kundenseite sieht Schwan den Trend des Rehirings jedoch noch nicht so stark. „Aus unserer eigenen Erfahrung und auch in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden muss aber immer das ganze Team im Blick behalten werden. Wenn ehemalige Mitarbeitende in das gleiche Unternehmen, aber in eine höhere oder andere Position zurückkehren und durch Wiedereinstellung eine Beförderung erhalten, wird das nicht von allen positiv aufgenommen“, gibt Schwan zu bedenken. AUCH DER LETZTE EINDRUCK ZÄHLT In vielen Unternehmen wird inzwischen viel Zeit und Energie in Onboarding-Prozesse investiert, doch das Offboarding, also der Zeitraum zwischen Kündigung und dem letzten Arbeitstag, ist in vielen Unternehmen noch ausbaufähig. Dabei sollte es gerade in Zeiten von ESG eine Selbstverständlichkeit sein, ausscheidende Mitarbeitende wertschätzend zu verabschieden. Denn nicht nur der erste, sondern auch der – vorläufig – letzte Eindruck zählt. Wer ohne Groll aus einem Unternehmen ausscheidet und dabei noch positive Erfahrungen macht, ist eher dazu geneigt, wieder zurückzukehren. So sieht das auch Mike Schrottke, Head of People bei CBRE in Deutschland: „Wir machen seit vielen Jahren sehr gute Erfahrungen mit ‚Rehiring‘ und haben es in unsere RecruitingStrategie integriert.“ Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass CBRE viele Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger einstelle, sei es nor-

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