Immobilienwirtschaft 1/2024

merolympiaden seit der im südkoreanischen Seoul 1988 angeschaut. „Die Spiele machen sich nicht bemerkbar im Bruttoinlandsprodukt (BIP) – der Effekt verwässert sich“, sagt er. Über mehrere Jahre verteilt entspreche der Mehrwert nur 0,1 Prozent des BIPs. Einzelne Teile des Landes wie die Pariser Region und Sektoren wie der Hotelbereich könnten jedoch durchaus stärkeren Nutzen aus den Spielen ziehen, so der Ökonom. WIRD DER IMMOBILIENSEKTOR VOM OLYMPIABOOM AUCH LANGFRISTIG PROFITIEREN? Zu diesen Bereichen gehöre aber wohl kaum der Immobiliensektor, glaubt jedenfalls Thierry Vignal, Mitgründer der Online-Plattform Masteos. Diese hilft Privatpersonen in Frankreich und Spanien beim Erwerb, der Renovierung und Vermietung von Wohnungen. Vignal hat eine Studie über die voraussichtliche Entwicklung des französischen Immobilienmarktes 2024 veröffentlicht. „Genauso wie in Deutschland sind hier die Immobilien-Preise in dem Jahr bis Dezember 2023 um zehn Prozent gefallen – wegen der sinkenden Kaufkraft und vor allem den stark gestiegenen Zinsen“, sagt er. „Durch die Olympischen Spiele sind wir nur bei fünf Prozent Preisverfall. Viele wollen ihre Wohnungen während der Spiele vermieten, da sich die Mietpreise gerade vervierfacht haben. Die Eigentümer warten mit dem Verkauf. Das senkt das Wohnungsangebot, und die Preise fallen weniger stark. In SeineSaint-Denis sind sie sogar um 4,5 Prozent gestiegen.“ Empirisch gesehen sollten die Immobilienpreise im Zuge von Olympia weiter nach oben gehen. „In meiner Studie habe ich mir die Spiele seit 2000 angeschaut und festgestellt, dass der Preisanstieg zwischen dem Jahr vor und dem nach Olympia im Durchschnitt 17 Prozent beträgt“, sagt Thierry Vignal. Allerdings bezweifelt der Immobilienexperte, dass dieser Effekt auch diesmal wieder zum Tragen kommen wird. „Die Gesamtlage ist einfach eine andere und wir befinden uns noch immer in einer Krise – was früher nicht der Fall war. In der Vergangenheit waren die Zinsen niedrig und der Wirtschaft ging es erheblich besser. Ich denke, dass nach den Olympischen Spielen viele Leute ihre Wohnung auf den Markt geben werden und das im Endeffekt dazu führen wird, dass die Preise nach unten gehen“, meint er. Für den Soziologen und Sporthistoriker Eric Monnin spielen wirtschaftliche Effekte ohnehin eine sekundäre Rolle. Er ist Vizepräsident für Olympismus an der Universität Besançon in Ostfrankreich und dort Direktor der OlympiaForschungsstätte Cérou. „Olympia hinterlässt vor allem ein sportliches, gesellschaftliches, umwelttechnisches und urbanes Erbe“, so der Forscher.

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