55 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 Schwerpunkt MIPIM 2024 die Gebäude herumgezogen haben.“ Zudem kühlten Balkone manche Wohnungen ab, weil dadurch die Sonne nicht direkt ins Wohnzimmer strahle. „Die Spiele wirken beschleunigend: Durch sie konnten wir innerhalb von sechs Jahren neue, nachhaltige Methoden großflächig austesten. Das hätte sonst zwei Jahrzehnte gedauert!“ OLYMPISCHES DORF TRÄGT DAZU BEI, DIE GEGEND AUFZUWERTEN Solideo verantwortet auch die Vorbereitungs-Arbeiten an insgesamt 70 Austragungsorten der Olympischen Spiele. Nur einer davon befindet sich außerhalb der Pariser Region: Die Marina Du Roucas Blanc im südlichen Marseille, wo Segelwettbewerbe stattfinden werden. In den meisten Fällen handelt es sich um Renovierungsarbeiten – das Athleten-Dorf ist das Herzstück der Olympiakonstruktion. Dort investiert Solideo 1,7 Milliarden Euro. Vier Immobiliengesellschaften oder Unternehmensgruppierungen – unter der Ägide von Vinci Immobilier, Icade, Legendre Immobilier und Nexity – haben das Gelände von der öffentlichen Hand gekauft. Sie haben die Gebäude errichtet, in denen 14.500 Olympische und 6.000 Paralympische Athleten wohnen werden. Nach den Spielen werden die Firmen 2.800 umfunktionierte Wohnungen verkaufen oder vermieten. Außerdem entstehen Büroflächen für bis zu 6.000 Personen. Noch immer stehen hier Bauzäune. Vereinzelt dreht ein Lastwagen auf dem 52-Hektar großen Gelände seine Runden – auch wenn es erheblich ruhiger geworden ist als zu Hochzeiten der Bauarbeiten. Bis zu 3.000 Arbeiter werkelten hier mitunter. Das Gebiet liegt in den Kommunen Saint-Denis, SaintOuen und L'Île-Saint-Denis in Seine-Saint-Denis, dem ärmsten Département Kontinentalfrankreichs, gleich nördlich von Paris. Dort entsteht das Dorf der Athleten für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024. Die Schlüssel dafür übergibt der Bau-Projektträger Solideo bald an das Olympische Komitee. „Dieses Viertel wird ein Modell dafür sein, wie Städte dem Klima von 2050 standhalten werden können“, erklärt Marion Le Paul, stellvertretende Generaldirektorin von Solideo, die an einem Donnerstagnachmittag über das Gelände führt. Denn hier baut man mit innovativen Methoden, die die Konstruktionsstandards in Frankreich und vielleicht gar in anderen Ländern nachhaltig beeinflussen könnten, so Experten. Zuvor standen auf dem Gelände Firmen und Lagerhallen, die das öffentliche Unternehmen Solideo hat abreißen lassen. „Die Büros, in denen etwa 2.000 Angestellte arbeiteten, haben wir umgesiedelt. Den entstehenden Bauschutt konnten wir zu 96 Prozent wiederverwenden oder recyceln“, sagt Le Paul. Der Bau des Olympischen Dorfs verursache dabei 47 Prozent weniger CO2 als bisherige Verfahren. Man habe viel Holz und CO2-armen Beton benutzt und Material mit Schiffen transportiert. Dadurch habe man 25.000 Lastwagenfahrten eingespart, so Le Paul. Ein vier Hektar großes Gelände, das während der Spiele als Busbahnhof dient, werde man danach in einen Stadtpark umwandeln. „Außerdem haben wir ein Heiz- und Kühlsystem installiert, das auf oberflächennaher Erdwärme beruht, und pflanzen 9.000 Bäume, welche Schatten spenden und die Lufttemperatur senken“, erklärt die Generaldirektorin. „Manche Fußwege sind mit Muscheln gepflastert. Regenwasser sinkt so in den Boden und verdunstet bei Hitze – ein natürliches Kühlsystem. Ähnlich funktionieren kleine Gräben, die wir um Wie frühere Olympische Spiele wird die diesjährige Sommer-Olympiade in Paris wohl keine spürbaren Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum haben. Im Immobiliensektor ist jedoch durchaus ein EFFEKT ZU SPÜREN – zumindest momentan. Außerdem könnten die Spiele neue Baustandards setzen – und die Innovationssdynamik steigern. „OLYMPIA HINTERLÄSST VOR ALLEM EIN SPORTLICHES, GESELLSCHAFTLICHES, UMWELTTECHNISCHES UND URBANES ERBE.“ Eric Monnin, Vizepräsident für Olympismus an der Universität Besançon 1 DAS OLYM- PISCHE DORF wird als Vor- zeigeprojekt für nachhaltige Quartiere vermarktet
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