Immobilienwirtschaft 1/2024

52 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 sich Aufstockungen einfacher, schneller und kostengünstiger umsetzen lassen. So habe das Berliner Start-up RoofUZ einen Baukasten aus digitalen Werkzeugen, Künstlicher Intelligenz und automatisierten Bauprozessen entwickelt. Im Vergleich zur konventionell ausgeführten Dachaufstockung würden so bis zu 70 Prozent der Arbeitszeit eingespart. Dadurch könnten nach Ansicht der dena auch kleinere Projekte rentabel werden. Noch einen Schritt weiter geht das Bremer Start-up On Top Solutions. Mit architektonischer Expertise wurde eine intelligente Plug-and-Play-Aufstockungslösung konzipiert. Die Module werden bezugsfertig im Werk vorgefertigt und vor Ort mit verhältnismäßig geringem Aufwand aufs Bestandsgebäude montiert. ERSTE DREIFACH-AUF- STOCKUNG IN REKORDZEIT Die dena sieht in der Nachverdichtung durch Aufstockung und Erweiterung sowohl ökologisch als auch ökonomisch eine überlegene Alternative zum Neubau. Finanziell noch attraktiver sei es, wenn die zum Ausbau vorgesehene Fläche zuvor beheizt wurde (Dachboden). Dann erhöhe jede 1 PENNY BRAUNSCHWEIG Manche Discounter stellen sich den kommunalen Anforderungen und integrieren ihre Märkte in die Bebauung 2 ALDI SÜD NÜRNBERG Im Trend: Wohnraum über dem Einkaufsmarkt in urbanen Lagen neu geschaffene Wohneinheit die förderfähigen Kosten um weitere 150.000 Euro. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt sieht die dena auch eine technische Weiterentwicklung. In München-Moosach ist es erstmals gelungen, die Voraussetzungen für eine Dreifach-Aufstockung zu schaffen. Die Baugenossenschaft Hartmannshofen e.V. von der B&O-Gruppe saniert seriell zwei fünfgeschossige Punkthäuser und ermöglicht auf drei neuen Etagen 24 Familienwohnungen. Die Häuser konnten in einer Bauzeit von nur 61 Arbeitstagen seriell saniert und aufgestockt werden. Nach einem zügigen Innenausbau wird es nach aktuellem Stand möglich sein, dass die ersten Familien weit vor der für Ende 2024 geplanten Fertigstellung in die neuen „Aufstockungswohnungen“ einziehen. Flächenreserven für Wohnraum sieht die TU Darmstadt auch auf Verkaufsgebäuden der Handelsriesen. Die meist eingeschossigen Discounter könnten durch Aufstockung ein Potenzial von bis zu 400.000 Wohnungen bieten. Bauexperten sind allerdings skeptisch und sehen vor allem zwei Gründe, die gegen diese hohe Zahl an Ausbaumöglichkeiten sprechen: die bestehende Bausubstanz und die Interessen der Handelsunternehmen. Tobias Höfer, Vorstandsvorsitzender des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg (AIV), ist überzeugt: „Die eingeschossigen Supermärkte sind prädestiniert für einen Umbau und eine höhere Verdichtung. Ich gehe allerdings davon aus, dass man den Bestand für einen vernünftigen Neubau abreißen muss, denn die ‚Flachmänner‘ sind meistens durchoptimierte Tragwerke, die keine Aufstockung erlauben. Da hilft dann auch eine Kastenbauweise in Holz nichts.“ AUFSTOCKUNG OFT NUR MIT ABRISS UND NEUBAU Aus Sicht von Andreas Feil, Projektmanager und Experte für Lebensmitteleinzelhandel beim Beratungsunternehmen Drees und Sommer, ist die Idee, auf einen „betonierten Schuhkarton Wohnungen zu bauen, wirtschaftlich kaum darstellbar“. Das Handelsunternehmen habe das Interesse, seine Verkaufsflächen zu erweitern. Im Klartext meinen die Experten: Aufstockung funktioniert nur mit Abriss und Neubau. Im Gegensatz zu einer Erweiterung ohne Aufstockung sind dann neue Genehmigungsverfahren „AUFSTOCKUNG RECHNET SICH BETRIEBBWIRTSCHAFTLICH, WENN SIE KOMBINIERT MIT DER ENERGETISCHEN UND SONSTIGEN SANIERUNG UND MODERNISIERUNG DES VORHANDENEN GEBÄUDES VORGENOMMEN WIRD.“ Christian Watermann, Technischer Leiter Ostland Wohnungsgenossenschaft eG 2 1

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