Immobilienwirtschaft 1/2024

50 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 Schwerpunkt MIPIM 2024 konsequent verfolgte Ansatz der Rezyklierbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Sortenreinheit.“ Die Umsetzung könne man nicht als Blaupause verstehen. Damit passende Garagenflächen wirtschaftlich sinnvoll überbaut werden können, müssen viele Parameter stimmen. Nachvollziehbarerweise haben größere Projekte einen größeren Skaleneffekt. Und wie geht es bei der Volkswohnung weiter? Rösner: „Wir haben auf unseren Flachdachgebäuden noch ein Potenzial von bis zu 400 weiteren Wohverloren geht – von der Frage der Schaffung von Pkw-Stellplätzen bis hin zur Erfüllung der Erdbebennorm in unserer Region. Wir konnten schlussendlich gemeinsam mit den Behörden am Ende gute Lösungen finden.“ LEUCHTTURM-PROJEKT GARAGENAUFSTOCKUNG Neben einer zusätzlichen Etage auf Häusern hat die Volkswohnung auch erstmals Wohnraum auf einer Garagenanlage realisiert. Rösner: „Das war ein Leuchtturmprojekt mit einem innovativen, experimentellen Ansatz, das, so muss man heute feststellen, ohne die besondere Förderung durch das Land Baden-Württemberg nicht umsetzbar gewesen wäre.“ In den Gesamtbaukosten von knapp 4,5 Millionen Euro sind auch Maßnahmen im Bestand und direkten Umfeld enthalten, die mit dem Projekt der Garagenaufstockungen verbunden sind. In Holzbauweise entstanden zwölf kompakte und größtenteils öffentlich geförderte Wohnungen. Rösner: „Überzeugt hat dabei der 1 GEWOBAU ERLANGEN Seriell werden die Fassaden erneuert und eine Dachaufstockung vorgenommen 2 VERSORGUNG Sanierung und Aufstockung in einem – darauf setzt die Gewobau in Erlangen „Das theoretische Potenzial ist zwar groß, wir sehen aber an den jährlichen Fertigstellungen im Bestand, dass es bisher wenig genutzt wird“, fasst Dr. Oliver Gewand, Referatsleiter Stadtentwicklung beim GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., die Lage zusammen, wenn es um neuen Wohnraum durch die Aufstockung von Häusern geht. Nach Schätzungen des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft in Deutschland machten Aufstockungen und Dachausbauten in den letzten Jahren lediglich etwa drei bis fünf Prozent der jährlichen Fertigstellungen aus. Demnach sind nach GdW-Berechnung über diesen Weg jährlich zwischen 8.000 und 12.000 Wohneinheiten gebaut worden. „Wir gehen davon aus, dass jährlich nur etwa 0,6 bis 0,8 Prozent des in Deutschland vorhandenen Aufstockungs- und Dachaufbaupotenzials auf Wohngebäuden der 1950er bis 1980er Jahre genutzt wird.“ Allein auf diesen Wohngebäuden wird ein Potenzial für etwa 1,1 bis 1,5 Millionen Wohnungen gesehen. Forderungen aus 2019 nicht umgesetzt Dabei hatte der GdW bereits 2019 der Bundesregierung eindeutige Forderungen vorgelegt, wie die Schaffung von Wohnraum auf Gebäuden forciert werden könnte. Die Forderungen umfassten viele Aspekte – zum Beispiel Vereinfachungen im Baurecht (wie Anpassungen der Geschossflächenzahl in der Baunutzungsverordnung, Erleichterungen im Genehmigungsverfahren sowie bauordnungsrechtliche Anpassungen bei Abstandsflächen, Schallschutz und Stellplatzverpflichtungen). Wesentliche Ursache für die Zurückhaltung der Wohnungswirtschaft ist nach GdW-Ansicht zum einen der erhöhte Planungsaufwand. Zum anderen stellten Dachaufbauten für Bestandshalter eine besondere Herausforderung dar, Bundesverband GdW: Baurechtsreformen erforderlich – Serielle Sanierung bietet Chancen WICHTIGER BAUSTEIN GEGEN WOHNUNGSNOT WIRD WENIG GENUTZT insbesondere wenn die Gebäude bewohnt sind. Hinzu würden langfristige Investitionspläne zur energetischen Sanierung von Gebäuden kommen. Kosten um 1.000 Euro geringer als bei Neubau Dabei biete der Ausbau von Dachgeschossen für die Wohnungsunternehmen auch eine Reihe von Vorteilen. Dr. Gewand: „So muss für die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum kein teures Grundstück erworben werden. Zudem liegen die Herstellungskosten pro Quadratmeter Wohnfläche um etwa 1.000 Euro niedriger als bei Neubauten.“ Gerade in angespannten Wohnungsmärkten mit begrenzten Bauflächen seien diese Vorteile nicht zu unterschätzen. Genehmigungsfrei und ohne Stellplatzpflicht? Der GdW hofft, dass die bereits 2022 im Bündnis bezahlbarer Wohnraum vereinbarte Unterstützung für mehr Aufstockungen und Dachausbauten vor dem Hintergrund des Einbruchs auf dem Wohnungsmarkt nun schnell umgesetzt wird. Der GdW begrüßt daher ausdrücklich, dass im „Bau-Turbo-Pakt“, der Ende des letzten Jahres zwischen Bund und Ländern vereinbart wurde, nunmehr vorgesehen ist, den Ausbau von Dachgeschossen genehmigungsfrei zu stellen und dabei auch auf die Stellplatzpflicht zu verzichten. Weiterer Schub durch serielle Sanierungen Seitens des GdW schaut man zudem auch sehr interessiert auf nachhaltige Lösungen, die die Anwendung von seriellen Verfahren im Bestand und bei Aufstockungen ermöglichen. Daher hat der Verband im Jahr 2022 mit großem Interesse den internationalen Wettbewerb „SolarDeclathon“ in Wuppertal begleitet und dort einen vom GdW initiierten Preis, den „German Sustainable Housing Award“, vergeben. 0,8 Nur etwa 0,6 bis 0,8 Prozent des in Deutschland vorhandenen Aufstockungs- und Dachaufbaupotenzials auf Wohngebäuden der 1950er bis 1980er Jahre wird genutzt.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==