Immobilienwirtschaft 1/2024

46 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 Schwerpunkt MIPIM 2024 gen weiterhin eine gute Option. Allerdings: Die bereits vor Jahren bekannten baurechtlichen und sonstigen Hemmnisse sind nicht beseitigt worden und verhindern so eine zügige Nutzung dieser Möglichkeit.“ BAURECHTLICHE ASPEKTE ALS KOSTENTREIBER Der Diplom-Ökonom benennt als Grund für die geringen Aufstockungszahlen, dass sich – anders als bei den in den 1990er Jahren beliebten Dachraumausbauten – baurechtliche Aspekte als Kostentreiber herausstellen. „Manchmal sind es Kleinigkeiten, die die Wirtschaftlichkeit in Frage stellen. Oft wird für die Baumaßnahme sogar das gesamte Gebäude neu bewertet und mit hohen Auflagen versehen.“ Für die Aufstockung sind aus Günthers Sicht weiterhin Objekte prädestiniert, die „gleichartig in einem Quartier sind, da Serieneffekte möglich sind und Einzelaufstockungen im Gegenzug aus Kostengründen immer schwierig sind“. Neuer Wohnraum auf dem Dach sei einfach und dabei nachhaltig und würde zudem zu mehr Menschen in den Quartieren führen. „Mehr Menschen im Quartier schaffen wieder 3 Die zweite Deutschlandstudie von Prof. Dr.-Ing. Karsten Tichelmann von der Technischen Universität (TU) Darmstadt zum Thema Aufstockung und Umnutzung sieht Platz für 2,3 bis 2,7 Millionen neue Wohnungen auf deutschen Dächern. Damit fällt die Zahl noch höher aus als die bereits im Jahr 2019 gemeinsam mit dem Pestel-Institut ermittelten bis zu 1,7 Millionen Wohnungen (Studie „Wohnraum-Potenziale in urbanen Lagen – Aufstockung und Umnutzung von Nicht-Wohngebäuden“). Die von Tichelmann 2023 präsentierten Zahlen sehen als Schwerpunkt 1,1 bis 1,5 Millionen Einheiten auf Wohngebäuden der 1950er bis 1990er Jahre sowie weitere Potenziale auf Gebäuden der Discounter, auf sozialer Infrastruktur wie Parkhäusern oder auf Büro- und Verwaltungsgebäuden. Zudem könnten weitere 350.000 Einheiten durch Umnutzung des Leerstands von Büro- und Verwaltungsgebäuden geschaffen werden. Der Abgleich dieser Zahlen mit der Realität sieht allerdings anders aus. Diplom-Ökonom Matthias Günther, Chef des Pestel-Instituts, in Hannover: „Fest steht: In angespannten Wohnungsmärkten sind AufstockunGAR NICHT SO LEICHT: EINFACH EINEN DRAUFSETZEN Über das Potenzial von neuem Wohnraum durch DACHAUFSTOCKUNG und ÜBERBAUUNG wird seit Jahren in Politik und Immobilienbranche diskutiert. Bis zu 2,7 Millionen neue Wohnungen, so aktuelle Studien, sollen möglich sein. Die Bilanz bis heute: Statt massiver Investitionen in neuen Wohnraum auf dem Dach macht sich eher Ernüchterung breit. Die Gründe dafür sind vielfältig. 1 2 3 AUS 4 MACH 5: Die Wohnungsbaugenossenschaft Volksheimstätte Göttingen setzte im Zuge einer Komplettsanierung ein Geschoss auf ein Haus aus den 1960er Jahren D TEXT Holger Hartwig 2 1

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