Immobilienwirtschaft 1/2024

Monsieur Kozubek, 2024 gilt als ein schwieriges Jahr für die Branche. Was bedeutet das für die Mipim in diesem Jahr? Die Ausgabe 2024 findet in einer Zeit globaler politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, der anhaltenden Dringlichkeit, den Klimawandel zu bewältigen, und Herausforderungen statt, mit denen die Immobilienwirtschaft konfrontiert ist. Gewerbeimmobilien waren schon immer ein zentrales Thema der Mipim, aber in den letzten Jahren hat der Wohnimmobiliensektor bei allen Diskussionen in Cannes eine immer größere Rolle gespielt. Aus diesem Grund haben wir die Konferenz „Housing Matters!“ ins Leben gerufen, um diesem Sektor eine noch bessere Gelegenheit zu bieten, zusammenzukommen und innovative Lösungen zu finden. Unabhängig davon, in welchem Teil der Branche man tätig ist, ist es in Zeiten wie diesen von entscheidender Bedeutung, dass die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen Sektor und führenden Unternehmen verstärkt wird, um die laufende Transformation der gebauten Umwelt zu beschleunigen. Angesichts der Änderungen in der globalen Geldpolitik und einer möglichen Aufweichung der Zinssätze werden sich den Branchenführern zahlreiche Gelegenheiten bieten, sich auf neue Lösungen zu einigen, um das Wachstum von Städten und Großprojekten in unserer gebauten Umwelt zu unterstützen. Was erwarten Sie von der Konferenz „Housing Matters!“? Unsere Konferenz „Housing Matters!“ wird in Zusammenarbeit mit Co-Liv organisiert, einem weltweit führenden Verband von Fachleuten für Co-Living, und ist eine Antwort auf die weltweit steigende Nachfrage nach Wohnraum sowie die Notwendigkeit, den Sektor zu dekarbonisieren. In Europa wächst die Bevölkerung schneller, als neue Wohnungen bereitgestellt werden können, wobei in Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich die größte Wohnungsknappheit zu verzeichnen ist. Darüber hinaus müssen sich Investoren und Bauträger durch ein immer komplexeres gesetzliches und regulatorisches Umfeld bewegen, wenn sie sich in Europa im Bereich Wohnimmobilien engagieren wollen. Aus diesem Grund wird „Housing Matters!“ eine wichtige Plattform für das Publikum sein, um Modelle nicht nur aus Europa, sondern aus der ganzen Welt auszutauschen. „Housing Matters!“ wird ein breites Spektrum an alternativen Wohnformen umfassen, darunter Einfamilienhäuser, Studentenwohnungen, Build-to-Rent (BTR), Wohnen im Alter und andere innovative Lösungen. Welche Anlageklassen stehen im Mittelpunkt der Podiumsdiskussionen? Wie gehen Sie mit der Bürokrise als Anlageprodukt um? Auf der Mipim erwarten wir, dass Anlageklassen, die hohe Aussichten in Bezug auf Investitionen, Entwicklung und Mieten bieten, im Vordergrund der Diskussionen stehen. Das kann von neuen Energieinfrastrukturen bis hin zu Hotels, Logistik und Wohnungsbau reichen. Während die Bürobranche weiterhin die Auswirkungen des hybriden Arbeitens abwägt, steigt die Nachfrage nach flexiblen Arbeitsplätzen und kurzfristigen Mietverträgen. Es gibt einen Trend, Immobilien als „soziale Infrastruktur“ zu betrachten, der durch das wachsende Engagement im Bereich ESG beeinflusst wird. Wird die Mipim Ihrer Meinung nach durch die wachsende Bedeutung paneuropäischer Investitionsstrategien an Bedeutung gewinnen? Auf jeden Fall. Da der Markt darauf achtet, wo das Kapital eingesetzt wird, werden opportunistische paneuropäische Anlagestrategien im Immobilienbereich eine größere Rolle spielen. Da die Zinssätze in der Eurozone langsam, aber sicher sinken und die Hoffnung auf eine niedrigere Inflation wächst, wird 2024 ein Jahr sein, in dem mehr Transaktionen zu erwarten sind. Wir hoffen, dass die Mipim für Investoren zu einem günstigen Zeitpunkt stattfindet. Wir rechnen mit ähnlichen Zahlen wie im letzten Jahr, als wir über 22.000 Teilnehmende hatten, von denen ein Viertel Investoren waren, die 76 der 100 größten Investmentmanager der Welt vertraten und ein Vermögen von vier Billionen Euro betreuen. NICOLAS KOZUBEK Der neue Messechef der Mipim leitete zuvor deren PropTechFormate 2024 SIND MEHR TRANSAKTIONEN ZU ERWARTEN Für Nicolas Kozubek ist es die erste Mipim als Messechef. Der VERANSTALTUNGSEXPERTE erwartet für 2024 eine Breitenwirkung durch das Zusammenspiel von Branche und Städten. Und „Wohnen“ bekommt eine eigene Konferenz. I N T E R V I E W NICOLAS KOZUBEK INTERVIEW Dr. Ulrich Nagel 45 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024

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