Immobilienwirtschaft 1/2024

Es klingt fast wie ein Menetekel, wenn der MipimVeranstalter RX France auf der Webpräsenz der Messe schreibt: „Die Immobilienbranche sieht sich derzeit mit einem schwierigen Finanzierungsmarkt konfrontiert, während sie gleichzeitig dringend gegen den Klimawandel ankämpfen und angemessenen Wohnraum für alle sicherstellen muss.“ Lukrative Investments, Vorzeigeprojekte mit europaweiter Ausstrahlung oder große attraktive Portfolios werden folglich bei der diesjährigen Mipim Mangelware sein. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass die Leitmesse in Cannes nach einem Besucherplus von 15 Prozent im vergangenen Jahr auch 2024 die Teilnehmerzahl mindestens halten, wenn nicht leicht übertreffen kann. Einen der Gründe hierfür liefert Alexander Lackner, Geschäftsführer der Investmentgesellschaft neworld: „Noch vor wenigen Monaten hatte ich es komplett ausgeschlossen, zur Mipim zu fahren, doch mittlerweile habe ich umgedacht. Denn kein anderer Ort in Europa bietet diese Fülle internationaler Investoren, die sowohl aus Nordamerika als auch aus dem Arabischen Golf und Ostasien nach Cannes kommen.“ Tatsächlich haben mit der National Association of Realtors (NAR), Amerikas größtem Immobilienverband, aber auch mit Staaten wie Oman, Japan oder Ägypten wieder Aussteller zugesagt, die bei der Expo nicht unbedingt anzutreffen sind. Fabio Carrozza, Geschäftsführer des Finanzierers bf.direkt, sieht die ausländischen Investoren sogar als Motor für die deutsche Immobilienbranche: „Es wäre wünschenswert, dass eine gewisse Aufbruchsstimmung von Cannes aus den deutschen Markt erreichen kann. Denn viele angelsächsische Investmentgesellschaften sind dort vertreten, deren Interesse an Deutschland wir bereits seit einigen Monaten beobachten.“ KEINE VERGLEICHBAREN FORMATE Der globale Charakter bei gleichzeitig klarem europäischem Fokus wird somit zum Wettbewerbsvorteil der Mipim, da es keine vergleichbaren Veranstaltungsformate gibt. Diese Kennzeichen zeigen sich sowohl bei der Besucherstruktur als auch im Programm. Das Gastgeberland stellt rund 30 Prozent der Besucherinnen und Besucher, gefolgt von Großbritannien mit rund 20 Prozent und Deutschland mit 13 Prozent. Die Quantität der deutschen Beteiligung kann in diesem Jahr ebenso sinken wie die Qualität, erwartet Eva Welzenbach, Deutschlandchefin des Asset Managers Advenis: „Sicherlich wird die Teilnehmerstruktur bei dieser Mipim etwas anders sein. Ich rechne verstärkt mit Family Offices und Corporates anstelle der klassischen Investoren und Entwickler.“ Augenzwinkernd teilt diese Meinung mit Blick auf die berühmte Signa-Yacht Karl Schwitzke, Gesellschafter des gleichnamigen Generalübernehmers: „Die Mipim ist seit Jahren eine wichtige Kommunikationsplattform für uns, auch wenn im kommenden Jahr sicherlich ein paar große Boote fehlen werden.“ Prominente Namen sind entsprechend rar im diesjährigen Mipim-Programm, die Eröffnungsrede hält die ehemalige finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin. E 42 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 TEXT Dr. Ulrich Nagel 1

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