Immobilienwirtschaft 1/2024

37 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 Menschen & Märkte Portrait Einstellungsgespräche zogen sich hin. In dieser Zeit des Übergangs traf er Jan Hoffmeister. „Jan machte damals schon in Datenräumen. Er fragte mich, ob ich in der Zwischenzeit bei ihm mitmachen könnte. Als ich nach den virtuellen Räumen suchte, stellte ich fest: Hier gibt es ja gar nichts ...! Doch ich hatte Blut geleckt. Jan allerdings stieg vorerst wieder aus, weil das althergebrachte Geschäft mit den physischen Datenräumen nicht zwei Personen ernähren konnte.“ Dabei war Deutschland allein als Betätigungsfeld für Grellier von Anfang an zu klein. „Ich brauche den Austausch mit vielen verschiedenen Mentalitäten, sonst wird es mir fad! Jedes Land riecht anders. Seine Gerüche – wenn ich aus Auto oder Flugzeug steige – schütten jedesmal in mir Glückshormone aus.“ Allein in Frankfurt – einem von acht europäischen Standorten von Drooms – arbeiten 20 Nationalitäten unter einem Wertemantel, berichtet der Unternehmenslenker. Gefahr geht für ihn jedoch vom Homeoffice aus. Es könnte ein Verlust an Identität und Identifikation mit der Firma eintreten. In Gemeinschaft ist man viel erfolgreicher als als Individuum. Das Drooms-Office hat deshalb keine hierarchischen Flächen mehr. Alle bekommen von allen alles mit. „Auch ich bin Teamplayer. Ich werde zwar dafür bezahlt, den Weg vorzugeben. Doch mit den richtigen Argumenten bin auch ich von Richtungsänderungen zu überzeugen. Deshalb stelle ich Leute ein, die besser sind als ich. Ich liebe den Austausch mit schlauen Menschen.“ ES GIBT IMMER EINE LÖSUNG In allem will Grellier transparent sein. Auch mit Misserfolg komme er ganz gut klar. Denn er wisse, dass er nicht perfekt sei. Am meisten ärgere er sich über sich selbst. Außerdem sei er in der Lage, andere um Entschuldigung zu bitten. Und er sieht sich als ganz und gar nicht nachtragend. „Dennoch fallen mir Veränderungen nicht leicht. Aber ich weiß, wann ich sie im Arbeitsleben durchführen muss. Bei Ungerechtigkeiten etwa. Ich liebe die Gespräche darüber, die Analyse und das Handeln – insbesondere das Abschneiden alter Zöpfe“, spricht der Entscheider. Gerne trage er die Verantwortung für das Gesamtunternehmen bei steter Rücksichtnahme auf den einzelnen Akteur. „Aufgeben ist für mich keine Lösung. Inspiration macht mich glücklich. Nur Dummheit mag ich nicht. Ich kann sie nicht verstehen. Fast macht sie mich wütend. Meine absolute Toleranzgrenze ist erreicht, wo Boshaftigkeit auftaucht.“ Entspannung findet der Hobby-Pilot beim Fliegen einer Diamond DA62 und beim Golfen. Er reist gerne über den gesamten Planeten. Das ist alles andere als politisch korrekt in dieser Zeit. Doch lief er auch schon ohne Handy den Jakobsweg. Sein persönliches kleines Paradies auf Erden ist Cap Ferret in Südfrankreich am Atlantik. Ozean, Strand, Essen, Trinken und Pinienwälder – alles ist da. „Ich bin ein Glücksmensch. Starke Sorgen macht mir allerdings die derzeitige global-politische Lage. Dennoch bin ich überzeugt, dass ein gutes Zusammenleben mit allen Menschen möglich ist. Dafür wünsche ich Mut: Zeigt euch, wie ihr seid!“ Deutsch als Muttersprachen. Bis zu seinem dritten Lebensjahr sprach er zudem Arabisch. Ein heimliches Erbe seiner tunesischen Kinderfrau, die, sobald die Eltern aus dem Haus waren, verbotenerweise statt Französisch in ihrer Muttersprache mit ihm parlierte. Diese ist allerdings bei ihm in Vergessenheit geraten. „Vielleicht beschäftige ich mich irgendwann mal wieder damit. Denn Kehl- und Rachenlaute gehen bei mir erstaunlich gut.“ Nach seinen Bankenerfahrungen zuletzt in anderthalb Jahren London – wo er auch sein Englisch vervollkommnete – wollte er eigentlich für eine französische Großbank nach Paris. Doch die 3 3 ZUSAMMENLEBEN mit allen Menschen ist möglich. Dafür wünsche ich Mut: „Zeigt euch, wie ihr seid!“ 2

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