Immobilienwirtschaft 1/2024

Menschen & Märkte Portrait doch: manche seiner Vorgesetzten bei seiner Tätigkeit als Jurist im Investmentbanking. Wie diese wollte er keinesfalls werden – so waren seine Erfahrungen bei der Commerzbank und Lehman mit ursächlich für seine Selbstständigkeit. „Mein Verantwortungsgefühl für Menschen sieht einfach anders aus“, platzt es aus ihm heraus. Klar sei eine Firma kein basisdemokratischer Diskussionsclub. „Ich nehme gerne die Verantwortung auf mich, das Schiff in den sicheren Hafen zu steuern.“ Dafür studiere er gerne nachts die Sterne und bestimme die Richtung. Solch geartete Verantwortung suche er geradezu. „Ich helfe auch gerne“, beeilt sich der nunmehr 52 Jahre alte Unternehmenslenker hinzuzufügen. „Bin gerne für andere da. Auf mich ist zu 100 Prozent Verlass.“ Dabei ist er risikobereit: Denn er hat sein sicheres Arbeitsfeld im Investmentbanking verlassen und den Schritt ins Unternehmertum gewagt: „Das war wahnsinnig. Die roten Teppiche wurden nicht mehr ausgerollt. Und keiner wartete mehr auf meinen Anruf.“ Stark berührt hat ihn, wie sein erster Mitarbeiter „das Schicksal seiner Familie in meine Hände legte. Er arbeitet heute noch bei uns!“ Eine schmerzhafte Zäsur war allerdings der Lehman-Crash 2008/2009. „Es hat nicht viel gefehlt, und wir hätten den Schlüssel unter den Teppich legen müssen. Dennoch haben wir alle 60 Mitarbeitenden von damals durch diese mehr als einjährige Durststrecke bringen können.“ Das ging nur, weil sie entsprechende Rücklagen aufgebaut hatten. Daraus Grelliers Lehre: „Cash ist King.“ Doch auch dieses Polster schmolz weg wie ein Eisberg in der Sonne. „Und als am Ende des Bargelds immer Drooms hat seinen riesig hohen Veranstaltungsraum in Frankfurt am Main seitlich mit einer gut bestückten Bar ausgestattet. Dort passt viel rein an gutem französischen Rotwein und an Gedanken über Datenräume im Allgemeinen – und auch an die Verbindung von Alexandre Grellier mit diesen im Speziellen. Allein ein gutes Produkt – also der Datenraum – sei kein Garant für einen Markterfolg, sagt der Unternehmensgründer bestimmt. Aber auch Venture Capital sei nicht unbedingt ein Booster. „Ich habe mich immer mehr ums Unternehmen als um Geldgeber gekümmert. Schnelles Geld verdirbt den Charakter. Ich verliere dann den Fokus. Geld muss erstmal verdient werden“, sinniert der Drooms-CEO. Als Erfolgsrezept empfiehlt Grellier, bei seiner Strategie zu bleiben. Das Why, die Vision und das Ziel zu entwickeln und sich stoisch daran zu halten. Wichtig sei es, sich trotzdem immer wieder neu zu erfinden. „So stellen wir bloß zu 70 Prozent Datenräume für Immobilientransaktionen. Zu 30 Prozent werden in unseren Datarooms auch Firmeninvestments durchgeführt.“ Früh geprägt hat das Einzelkind französischer Eltern mit acht Jahren die schwere Erkrankung seiner Mutter. Sie selbst schien jedoch den vorgezeichneten Gang der Dinge durch ihre schiere Willensanstrengung günstig beeinflussen zu können. 20 Jahre lang hat sie der Krankheit die Stirn geboten, bevor sie starb. Für Grellier das Vorbild, sich niemals unterkriegen zu lassen – egal was passiert. Weitere Vorbilder habe er nicht. Jedoch sei er täglich mit vielen Menschen zusammen, die ihn inspirieren. Negativvorbilder allerdings nennt er dann Den UNTERNEHMENSGRÜNDER mit Niederlassungen in mittlerweile acht europäischen Ländern treibt eine innere Sehnsucht nach Verantwortungsübernahme. Das Geld für Expansionen will Alexandre Grellier vorher selbst verdient wissen. Denn „Venture Capital verdirbt den Charakter!“ Und gerade für Krisenzeiten gelte: „Cash ist King.“ I M M O - P O R T R A I T ALEXANDRE GRELLIER 35 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 „ICH SUCHE DIE VER- ANTWORTUNG. DAFÜR STUDIERE ICH GERN NACHTS DIE STERNE UND BESTIMME DIE RICHTUNG.“ Alexandre Grellier, CEO Drooms

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