Immobilienwirtschaft 1/2024

Menschen & Märkte Kolumne In der großen Ausstellungshalle der Kunst-Werke in Berlin standen zwischen dem Publikum sechs offensichtlich gebrauchte, mannshohe Pappkartons. Nach einiger Zeit der Beobachtung bewegten sich die Kartons kaum merklich. Hier oder da war Atmen oder ein leises Räuspern aus dem Inneren zu vernehmen. „Sechs Menschen, die für das Sitzen in Pappkartons nicht bezahlt werden dürfen“, war der Titel der Arbeit von Santiago Sierra aus dem Jahr 2000. Die sechs Menschen in den Kartons waren Asylbewerbende. Auch eine Generation später können Geflüchtete ihre Beschäftigung in Deutschland immer noch nicht frei wählen. Gleichzeitig fehlen qualifizierte und unqualifizierte Arbeitskräfte, im IT-Bereich, auf dem Bau, in der Gastronomie, eigentlich überall. Durch die demografische Entwicklung sind das 400.000 bis eine Million Menschen im Jahr. Wie 120 andere Länder auf der Welt hat Deutschland eine zu niedrige Geburtenrate, um die Bevölkerung stabil zu halten. Wenn also massiver Schaden durch Schrumpfung der Wirtschaftsleistung abgewendet werden soll, muss das über Zuwanderung gelöst werden. Diese Bedarfssituation ist völlig unabhängig von den Ursachen der Migration. Ein großer Teil der Menschen, die nach Europa geEINE NEUE AUFGABE FÜR DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT Es geht um die verbindende Vision einer Gesellschaft, die Bilder von sich und ihrer Zukunft entwickelt. WILLKOMMENSSTÄDTE könnten zum Symbol für eine solche Gesellschaft werden.

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