TEXT Jelka Louisa Beule FOTOS Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung EIN SPIEL MIT TREPPENSTUFEN UND GRÜN Bauen und Kunst gehören in Deutschland zusammen – KUNST AM BAU hat eine lange Tradition. In einer kleinen Serie stellt die „Immobilienwirtschaft“ beispielhaft Kunstwerke und ihre Geschichte vor. Diesmal: die Glasarbeit „le regard extérieur/ le regard intérieur“ von Vero- nika Kellndorfer an der Südfassade und im Foyer des Bundes- familienministeriums in Berlin. DAS KUNSTWERK Die Treppe aus einem gewöhnlichen 1960er-Jahre-Berliner-Mietwohnungsbau hat es ins Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geschafft: Ein Foto der Treppe war der Ausgangspunkt für das Kunstwerk von Veronika Kellndorfer „le regard extérieur/le regard intérieur“. Auf der gläsernen Südfassade und auf einer Glaswand im Foyer hat die Künstlerin das Treppenmotiv mithilfe eines Siebdruckverfahrens aufgebracht. Durch die Treppe aus dem Mietshaus spielt Veronika Kellndorfer mit der Realität vor Ort: Denn die drei vorhandenen Treppenanlagen in dem neu gebauten Gebäudeteil des Bundesfamilienministeriums haben ziemlich genau den gleichen Steigungswinkel und die gleiche Stufenhöhe wie die Treppe aus dem Mietshaus. Dadurch verzahnen sich die Bildelemente mit den tatsächlichen Gegebenheiten. Durch die gegenläufige Anordnung von an- und absteigenden Treppenläufen erscheint von außen betrachtet das Bild einer wabenförmigen Struktur. Dieses starre Muster unterbricht die Künstlerin jeweils mit einem Pflanzenmotiv. Vor das Raster an der Fassade schieben sich die grünen Blätter einer ebenfalls gedruckten Platane. Im Innenraum ist ein überdimensionaler Gummibaum zu sehen. Und auch die Treppen sind nicht nur als rigides Muster zu verstehen: Die komplexe Struktur soll die vielfältigen Aufgaben des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend widerspiegeln. Und auf den Treppen gibt es Begegnungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für diese Aufgaben verantwortlich sind. DIE KÜNSTLERIN Veronika Kellndorfer setzt bei ihren Arbeiten häufig in Glas gebrannte Bilder von Gebäuden oder anderen Architekturelementen ein, die durch das jeweilige Kunstwerk auf andere Kontexte übertragen werden. In diesem Stil hat Veronika Kellndorfer nicht nur das Kunstwerk „le regard extérieur/le regard intérieur“ am Bundesfamilienministerium in Berlin erschaffen, sondern auch noch weitere Kunst-am-Bau-Projekte realisiert. Im großen Verhandlungssaal im Erdgeschoss des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt befindet sich beispielsweise die Installation „Palazzo Postale“. Die Künstlerin hat dort Teile der Wände durch raumhohe Glastafeln ersetzt und mithilfe eines Siebdruckverfahrens Bilder einer fremden Architektur aufgedruckt. Auch am Deutschen Bundestag in Berlin, am Justizzentrum in Aachen und am Fraunhofer-Institut in Augsburg gibt es Arbeiten von Veronika Kellndorfer. KURZ & KNAPP Titel: „le regard extérieur/le regard intérieur“ Genre: Glasarbeit, digitaler Siebdruck Künstlerin: Veronika Kellndorfer Jahr: 2010 Kosten: 111.900 Euro Standort: Südfassade und Wand im Foyer des Presse- und Besucherbereichs des BMFSFJ, Berlin K U N S T A M B A U VERONIKA KELLNDORFER 122 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 Serie Kunst am Bau
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