Immobilienwirtschaft 1/2024

121 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 1 Herr Adami, welche energetischen Sanierungsmaßnahmen sind auf jeden Fall empfehlenswert, um den Wert einer Immobilie zu steigern und eventuell auch ihre Lebensdauer zu verlängern? Maßnahmen wie Dämmung von Dach, Fassade, Keller und Dachboden, Austausch von Fenster und Türen, Erneuerung der Heizung und Installation einer Photovoltaik-Anlage sind immer sinnvoll. Sie reduzieren Energieverbrauch und Betriebskosten und erhöhen den Wohnkomfort. 2 Gibt es für bestimmte Effizienzstandards – etwa F abwärts – überhaupt noch die Möglichkeit einer Finanzierung zur Sanierung? Ja, auch für diese Gebäude gibt es Finanzierungsmöglichkeiten für Sanierungsmaßnahmen. Vor allem für diese Effizienzklassen sollte eine energetische Sanierung in Betracht gezogen werden. Die Finanzierungsmöglichkeiten sind vielfältig und bedürfen einer genauen Planung sowie Beratung. 3 Zu Ihrer Berliner Studie: Ist der von Ihnen ermittelte Sanierungsanteil auf Effizienzklasse D überhaupt realisierbar? Und wenn ja, wie sähen hier Finanzierungsmodelle aus? Die Realisierbarkeit der Sanierungsquote hängt von der Zusammenarbeit verschiedener Akteure ab. Weniger komplexe Regularien und Prozesse sind dafür wichtig. Damit können Kosten und Zeit gespart sowie eine höhere Akzeptanz bei Mietern, Eigentümern und Investoren erlangt werden. Auch die Verfügbarkeit von Fördermitteln und Subventionen kann die Realisierbarkeit erheblich beeinflussen. Dies können staatliche Zuschüsse, zinsgünstige Darlehen oder steuerliche Anreize sein. Empfehlenswert sind Darlehen, die direkt von der Förderbank ohne den Umweg über die Geschäftsbanken ausgegeben werden. Wünschenswert wären mehr Zuschüsse und weniger Darlehen. „Für Sanierung sind Zuschüsse besser als Darlehen“, sagt André Adami, Bereichsleiter Wohnen bei der bulwiengesa AG. D R E I F R A G E N A N ANDRÉ ADAMI Als ob dieser Prozess nicht schon komplex genug wäre, kommt noch der ewige Faktor Zeit, oder das Anrennen dagegen, hinzu. Die Alterswertminderung bei Immobilien ist zwar von verschiedenen Faktoren abhängig, dennoch schreitet sie unaufhaltsam voran. Energetische Maßnahmen und Investitionen könnten die Restnutzungsdauer eines Hauses verlängern, so der Immobilienbewerter Heid. Das könnte auch die Gesamtnutzungsdauer eines Gebäudes verlängern und im Gegenzug die Alterswertminderung verringern. Wenn beispielsweise bei einem 20 Jahre alten Gebäude durch Modernisierungsmaßnahmen die Gesamtnutzungsdauer von 100 auf 120 Jahre erhöht wird, sinkt die Alterswertminderung von 20 Prozent auf etwa 16,7 Prozent. Wenn übliche Instandhaltungsmaßnahmen nicht rechtzeitig durchgeführt werden, kann dies die Restnutzungsdauer hingegen verkürzen und somit die Alterswertminderung erheblich beeinflussen, so etwa veraltete Leitungen oder einfach verglaste Fenster. Wird ein Gebäude zudem für einen anderen Zweck genutzt als ursprünglich vorgesehen, so Heid, kann dies ebenfalls signifikanten Einfluss auf die Alterswertminderung haben, etwa wenn ein Bürogebäude als Verpflegungseinrichtung verwendet wird. Und der Klassiker: Baumängel, die bereits bei der Errichtung eines Gebäudes auftreten, sind auch nicht gerade förderlich. kann der Aufbau hausinterner Kompetenzen im Bereich Digitallösungen vom Fachkräftemangel beeinträchtigt werden. EFFIZIENZ UND AUSSTIEG AUS DEN FOSSILEN Das DIW empfiehlt als kurzfristige Alternative eine Kombination aus energetischen Sanierungen und dem Wechsel zu nicht fossilen Energieträgern. Eine schrittweise Erhöhung der Sanierungsrate wäre der richtige Ansatz. Doch davon ist man derzeit weiter entfernt als zuvor – Stichwort Förderkürzungen, steigende Baukosten und Fachkräftemangel. Dafür müsste eine solche Sanierungsrate zudem sowohl für die verarbeitende Industrie, die Vorleistungen wie Isoliermaterial oder Glas produziert, als auch für die Bauindustrie und das Handwerk abgesichert sein. Das DIW fordert deswegen eine klare politische Festlegung auf ein Sanierungsziel, das in der EU-2030-Governance und im nationalen Klimaschutzgesetz verankert sein sollte. Und: Durch die Priorisierung der Sanierung der ineffizientesten Wohngebäude können insbesondere einkommensschwache Haushalte nachhaltig vor Energiekostenschocks geschützt werden, während gleichzeitig die höchsten Gas- und CO2-Einsparungen erzielt werden können. Wenn beide Maßnahmen kombiniert würden, so das DIW, entstünde eine robuste Perspektive für die notwendigen Investitionen in zusätzliche Kapazitäten im Baustoff- und Bausektor. ERST 24 PROZENT DER UNTERNEHMEN HABEN BEREITS DIGITALLÖSUNGEN ZUR ENERGIEOPTIMIERUNG ODER BELEGUNGSPLANUNG IN IHREN BÜROFLÄCHEN INSTALLIERT – WOBEI DIES EINE NIEDRIGINTENSIVE MASSNAHME WÄRE. Quelle: JLL

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