119 · Immobilienwirtschaft · 01 / 2024 Nachhaltigkeit & Technologie Energetische Sanierung Zwar gibt es seit der Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und das Kommunale Wärmeplanungsgesetz (KWP) sowie den EU-Vorgaben vom Dezember 2023 keinen Sanierungszwang mehr. Der ursprünglich geplante verpflichtende klimaneutrale Umbau der Gebäude hätte nach Schätzungen der Förderbank KfW allein in Deutschland 254 Milliarden Euro gekostet, wobei Mieter und Eigentümer wahrscheinlich die Hauptlast getragen hätten. Eine Erleichterung wird es aber allenfalls kurz- und mittelfristig geben. Langfristig, und nur das gilt im Immobilienmarkt als Zeitachse, geht es weder ohne erneuerbare Energien und damit auch nicht ohne übermäßige Belastung der Betriebskosten noch ohne deutlich höhere Energieeffizienz. Energieeffizienz schlägt dann die Lage, das zumindest ist eine gar nicht mal so unwahrscheinliche Möglichkeit. Denn die EU will, dass der Energieverbrauch von Wohngebäuden nun im Schnitt bis 2030 um 16 Prozent und bis 2035 um 20 bis 22 Prozent sinkt. Die geplante Änderung, bei der Sanierung aus? Für Berlin hat das Beratungs- und Bewertungsunternehmen bulwiengesa das für die Berliner Volksbank ausgerechnet. Die Studie „Berliner Wohnungsbestand: Wie teuer ist der Weg zur Nachhaltigkeit?“ kommt zu folgenden Schlüssen: ENERGIEEFFIZIENZ KOSTET Um den gesetzlich voraussichtlich geforderten Energieeffizienzklasse-D-Standard (80 kWh/m2) zu erreichen, müssten 27 Prozent der Berliner Wohnungen „energetisch ertüchtigt“ werden. Bei Wohnungen, die vor 1949 gebaut wurden, liegt der Anteil sogar bei 45 Prozent. Dafür müssten durchschnittlich 363 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche investiert werden. Je älter das Gebäude ist, desto höher sind die Sanierungskosten: Die energetische Sanierung eines Jugendstilhauses mit zwölf Wohnungen kann leicht mehr als eine halbe Million Euro kosten. Bei Plattenbauten aus den 1960er Jahren oder Gründerzeitbauten mit beispielsweise 30 Wohnungen TEXT Frank Urbansky die 2024 auch für Deutschland rechtlich bindend sein wird, ist Teil des Klimapakets „Fit for 55“, mit dem die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden sollen. Das entspricht einem Sanierungsminimum in der Effizienzhausklasse D (siehe auch Grenzwerte der Gebäudeenergieeffizienzklassen). Im Frühjahr 2023 gab es in Deutschland einen Streit darüber, wie diese Vorgaben nun erreicht werden können. Und das mitten in der Koalition. Das grüne Bundeswirtschaftsministerium wollte den EH-40-Standard auch für Wohngebäude verbindlich machen. Die Branche wehrte sich dagegen und wurde vom SPD-geführten Bauministerium unterstützt. Im Ergebnis bleibt es bei dem bisher verbindlichen EH-55-Standard für Neubauten. Der Hauptgrund: Der stärker gedämmte EH-40-Standard erfordert Lüftungsanlagen, die für einen höheren Stromverbrauch sorgen. Das würde die Mieter wegen der hohen Strompreise über Gebühr belasten. Wie hoch sehen denn aber die Kosten MANGELNDE ENERGIEEFFIZIENZ ERZEUGT SCHROTTIMMOBILIEN 28,7 Im dritten Quartal 2023 lagen die Angebotspreise für Mehrfamilienhäuser in den schlechtesten Energieklassen G und H im Durchschnitt etwa 28,7 Prozent unter den Preisen der besten Energieklassen A und A+. (Quelle: JLL) Auch wenn die Weltklimakonferenz COP28 den fossilen Brennstoffen eine deutliche Atempause verschafft – billiger werden sie sicher nicht. Und das stellt Betreiber und letztlich auch Immobilienbesitzer vor die große Frage, wie ihre Schmuckstücke in ZUKUNFT MIT ENERGIE versorgt werden können. Denn eine schlechte Energieeffizienz in Kombination mit fossilen Energieträgern kann eine Immobilie durchaus zur Schrottimmobilie werden lassen.
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==