Immobilienwirtschaft 9/2019
9 www.haufe.de/immobilien 0 9.2019 nikation – dieMitarbeitermöchten die ak- tuelle Situation besser verstehen und sich weiterhin mit dem Unternehmen identi- fizieren können. Beide Konzerne nutzen soziale Medien, um etwa über die Arbeit von Quartiersmanagern zu berichten. Auf die Frage nach Zielgruppen er- wähnen die befragten Unternehmen durch die Bank (kaum verwunder- Der Ruf von Wohnungsunternehmen könnte besser sein, gestehen selbst Lobbyverbände. Die Branchengrößen reagieren nun darauf. Ihre Vorstöße erfreuen wohl die Mieter – doch an der Börse sorgen sie eher für Stirnrunzeln. » die Thematik Corporate Identity gewinnt an Bedeutung“, sagt Kortmann. Transpa- renz nennen fast alle befragten Konzerne als eine der Säulen der aktuellen Kom- munikationspolitik. „Wir reden mehr über Compliance, Sicherheit und gute Unternehmensführung“, sagt Henckel von Vonovia. Rosteck berichtet von einer In- tensivierung auch der internen Kommu- Herr Kortmann, welche Bedeu tung haben Diskussionen um einen Mietendeckel oder einen Mietenstopp für Investoren? Aus meiner Sicht ist die Messe bei der Diskussion um einen Mieten- deckel noch nicht gelesen. Sicher- lich würde man zu einem ganz anderen fairen Wert vor allem für die Aktie der Deutsche Wohnen AG und der ADO Properties kommen, wenn der aus Unternehmenssicht schlimmste Fall eintritt und der Mietendeckel vollständig wie angekündigt kommt. Sollten die politischen Vorhaben hingegen zumindest in Teilen für rechtswid- rig erklärt werden, könnte der faire Wert vielleicht sogar noch steigen. Die Börse beobachtet also und wartet ab? Die Börse nimmt auf jeden Fall wahr. Von der Berliner Diskussion wäre zunächst der Deutsche-Wohnen-Konzern betrof- fen, allerdings denken inzwischen weitere Kommunen über ähnliche politische Pläne nach. Auch die An- kündigungen von Wohnungsunter- nehmen, verschiedene freiwillige Maßnahmen zum Abbremsen des Mietenanstiegs einzuführen, lassen Börse und Investoren aufhor- chen – diese würden sich auf den Cashflow auswirken. Wie kritisch bewerten Inves toren und Anleger solche Vorstöße, die die Konzerne als konstruktiven Beitrag zur Mieten- und Wohnungsbau debatte verstanden haben wollen? Diese Ankündigungen stoßen nicht nur auf Ablehnung, sondern werden bisweilen für gut befunden. Wenn beispielsweise Vonovia ankündigt, ältere Mieter im Zweifel in ihren Wohnungen lassen zu wollen, birgt das zwei Aspekte: In der Regel dürfte es sich um abgewohnte Bestän- de handeln, die ohnehin einen investiven Aufwand vor einer Neuvermietung bedeuten. Zudem signalisiert der Konzern damit, die demographische Herausforderung anzugehen – nicht nur mit einigen barrierefreien Wohnungen, son- dern eher gesamtgesellschaftlich. Man könnte den angekündigten Schritt also als nachhaltig in zwei Dimensionen verstehen. Im Zuge der Mietendeckel- Diskussion sind Anleger bereits von der Aktie der Deutsche Wohnen abgerückt, der Kurs ist deutlich gesunken. Wohin kön nen sie ausweichen, wenn sie in der Branche bleiben wollen? Das ist schwierig. ADO Properties S.A. steht vor der gleichen Proble- matik wie Deutsche Wohnen, auch sie sind stark auf Berlin fokussiert. TAG Immobilien hält Bestände in Regionen, die nicht unbedingt von Wohnungsmangel betroffen sind. Hier geht es eher um die Wert- entwicklung eines Bestands unter erschwerten demographischen Bedingungen. LEG als drittgrößtes Immobilienunternehmen steht irgendwie dazwischen, mit teils herausfordernden Situationen im Ruhrgebiet, bei denen aktuell wenig Wachstum vorstellbar ist, und Objekten in angespannten Märkten wie Düsseldorf, Köln und der Rheinschiene – wo wiederum die Mietendeckel-Diskussion in Gang gesetzt ist. Also werden die Anleger mit telfristig doch ihren Aktien treu bleiben? Na ja, ein Teil geht si- cher raus. Wir erleben auch, wenn wir in Europa unterwegs sind, viel Kopfschütteln über die Debatten in Deutschland: Es gibt eine Woh- nungsnot, und anstatt Anreize zum Bauen zu setzen, beschneidet man Investoren. Der andere Teil schaut auf eine attraktive Dividende und verspricht sich eine Anlageform, die eine langfristig stabile Rendite wegen der Mietzahlungen erwirt- schaftet. Immerhin stehen hinter dem Produkt Wohnung hundert- tausende Haushalte. Daneben finden sich übrigens inzwischen Opportunisten, die auf einen güns tigen Einstieg bei der Aktie der Deutsche Wohnen warten und die Berliner Diskussionen eher unter diesem Blickwinkel betrachten. INTERVIEW MIT KONSTANTIN KORTMANN „Die Börse nimmt auf jeden Fall wahr“ Anleger und Investoren beobachten die politischen Vorstöße in der Mietendebatte genau – ebenso wie die Vorschläge aus den Konzernen selbst. Manches wird dabei durchaus als nachhaltiger Beitrag zur langfristigen Wertentwicklung gesehen. Konstantin Kortmann, Head of Residential Investment bei Jones Lang LaSalle SE
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