Immobilienwirtschaft 9/2019
8 POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL I WOHNUNGSUNTERNEHMEN Wege aus dem Image-Tief E s sei nicht gut um das Image der Bran- che bestellt, bekannte der Präsident des Zentralen Immobilien Ausschus- ses (ZIA) Andreas Mattner zum Auftakt des jährlichen Spitzentreffens, dem „Tag der Immobilienwirtschaft“, und stellte in den Raum, ob man womöglich schwarze Schafe in den eigenen Reihen übersehen habe. Konkreter wurde der Cheflobbyist zwar nicht – dass jedoch neben Einzel- fällen von Grundstücks- und Bauspeku- lanten vor allemWohnungsunternehmen mit ihremBild in der Öffentlichkeit kämp- fen, ist ein offenes Geheimnis. Auch in den Konzernzentralen machen die Entschei- der keinen Hehl daraus. „Die Wohnungs- unternehmen und damit auch Vonovia werden teilweise kritisch gesehen“, erklärt etwa die LeiterinKonzernpresse bei Vono- via, Nina Henckel. „Zum Teil ist das ein Resultat der strategischen Ausrichtung großer Immobilienunternehmen in der Vergangenheit.“ Auch der Sprecher des Mitbewerbers DeutscheWohnen SE, Mar- „Vielmehr stellt sich uns die Frage, ob die Geschäftsmodelle börsennotierter Woh- nungsunternehmen künftig noch gesell- schaftlich akzeptiert werden und damit auch langfristig erfolgreich umgesetzt werdenkönnen.“ Siewehrt sich gegenPau- schalkritik an der Branche. Es bestünden durchaus regionale und sachliche Unter- schiede in denGeschäftsmodellen der ein- zelnen Wohnungsunternehmen, erklärt Mann – wohl auch vor dem Hintergrund, dass die TAG verstärkt an Standorten ak- tiv ist, in denen Wohnungsknappheit und Mietenexplosion nicht unbedingt zu den drängendsten Problemen zählen. Mischa Lenz, Pressesprecher der LEG-Immobili- en-Gruppe, plädiert dafür, sachlich und differenziert mit der Kritik umzugehen, denn: „Politik und Öffentlichkeit sind für uns wichtige Sparringspartner, mit denen wir uns konstruktiv auseinandersetzen wollen und können.“ An Konzernzentralen prallt die Kritik nicht mehr vollständig ab Die Zeiten, in denen die Konzern- pressestellen Vorwürfe an sich abpral- len ließen oder unliebsame Anfragen ignorierten, scheinen tatsächlich vorbei zu sein. Deutsche-Wohnen-Sprecher Rosteck formuliert das neue Schlaglicht auf die Branche gleichsam als Chance, die Kommunikation neu zu denken; die LEG spricht von „ehrlichem Hinterfragen“ bei berechtigter Kritik. Potenzial ruht aus PR- Sicht darin sicher, hat doch bis vor zwei, drei Jahren kaum jemand überhaupt die Gro ßen der Branche öffentlich wahrge- nommen, geschweige denn mit einem Image verbunden, wie Konstantin Kort- mann, Head of Residential Investment bei Jones Lang LaSalle SE, bekräftigt (siehe auch Interview rechts). „Mieter werden zunehmend als Kunden wahrgenommen, ko Rosteck, spricht von einem„nicht gera- de positiven Image“, mit dem speziell sein Unternehmen in Berlin konfrontiert sei. „Das ist bedauerlich, weil wir eine krasse Diskrepanz wahrnehmen zwischen dem, was wir tun, undwie wir gesehenwerden.“ Analysten und Marktbeobachter be- werten dies freilich anders. „Allein die Tatsache, dass es Initiativen wie ,Deutsche Wohnen enteignen‘ gibt, zeigt, dass man in der Kommunikation Fehler gemacht hat“, sagt der Analyst Stefan Scharff, Geschäfts- führer der SRC Research GmbH. Stefan Kofner, Professor für Wohnungs- und Immobilienwirtschaft an der Hochschule Zittau/Görlitz, ergänzt, gerade die Deut- sche Wohnen habe lange eine Politik der Konfrontation betrieben, die sich jetzt rä- che – das Verhältnis zu den Stakeholdern sei zerrüttet. DominiqueMann, Head of Investor & Public Relations bei der TAG Immobilien AG, bewertet die öffentliche Branchenkri- tik nicht nur alsThema der Image bildung. Foto: gettyimages/Thomas Lottermoser Was ist der richtige Weg, um Wohnungs unternehmen in ein besseres Licht zu stellen?
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==