Immobilienwirtschaft 9/2019
72 TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE I SHARING ECONOMY Gemeinsam statt einsam W issensvorsprung bringt in vielen Bereichen erheblicheMarktvorteile – beispielsweise, wenn ein Unter- nehmen die Rezeptur für eine bestimmte Arznei oder eine schützenswerte Erfin- dung besitzt. Der Schutz diesesWissens ist in diesen Fällen von größter Bedeutung, denn es ist ein wichtigerWettbewerbsvor- teil oder ein Unique Selling Point (USP). Dies gilt in vielerlei Hinsicht sicherlich auch für individuelle Softwarelösungen, die Firmen häufig mit sehr großem Auf- wand entwickeln lassen und selbst prozes- sual steuern. In vielen Branchen und Bereichen zählen digitale Lösungen allerdings kei- nesfalls zu den USPs einzelner Unterneh- men, sondern sind schlichtweg notwen- dig, um die Vielzahl vorhandener Daten richtig zu managen und für unternehme- rische Entscheidungen und Berichte je- derzeit an jedem Ort verfügbar zu halten. Aus diesem Grund hat sich der Gedanke der Sharing Economy entwickelt, in der geteiltes Wissen mehr wert ist als die die Konfiguration und Ausprägung mit Blick auf die Anforderungen des Asset und Fondsmanagements. SAP, bison.box oder auch iX-Haus liefern zum Beispiel solche Lösungen. Je nach Bedarf sollten auch Produkte aus demPropTech-Umfeld berücksichtigt werden. Ein User entwickelt die Software weiter, alle anderen Nutzer können davon profitieren Die IT-Lösungen können auf unter- schiedliche Weise gemanagt werden. Eine mögliche Lösung ist das Community- Prinzip – auch Shared-Lösung genannt. Die Community ist die Gemeinschaft der User, die die IT-Lösung täglich nutzen. Entwickelt ein Anwender die Lösung an einer bestimmten Stelle weiter, können auch alle übrigen Kunden die Verbesse- rung sofort verwenden. Auf diese Weise werden aus Neuerungen und Verbesse- rungen Standards für alle Nutzer. Jeder Anwender hat die Möglichkeit, Ideen einzubringen. Unterm Strich wird so die Standardisierung im Management von Real Assets vorangetrieben und damit die Grundlage für effiziente digitale Ge- schäftsprozesse gelegt. Was sind die Alternativen zum Community-Ansatz? Die erste Variante wäre das „Make“. Dabei entwickelt ein Immobilien-Asset-Manager seine digi- tale Infrastruktur in Eigenregie mit ei- gener Programmierung, eigener IT und eigener Software-Lösung. Der Vorteil: Der Manager kann seine individuellen Vorstellungen verwirklichen. Der große Nachteil dagegen ist, dass der Aufwand und die Kosten für ein einzelnes Unter- nehmen sehr hoch sind. Eine weitere alternative Möglichkeit ist der „Buy-Ansatz“, also der Kauf einer Konzentration von Know-how bei jedem Marktplayer allein. Gerade beim Thema Weiterentwicklung und bei Anpassung und Umsetzung neuer Ideen setzen viele Unternehmenmittlerweile auf dasWissen und den Beitrag ihrer Kunden oder ihrer User-Community. Bekannte Beispiele sind die Online-Enzyklopädie Wikipedia oder das freie Office-Paket Open Office. Die einzelnenUser korrigieren sich gegen- seitig und verbessern so die Qualität der Artikel oder der Software immer weiter. Diese Idee lässt sich hervorragend auf die Digitalisierung im Immobilien- bereich übertragen, wie die Praxis zeigt. Ein Beispiel dafür sind IT-Lösungen für Immobilien-Asset-Manager, die – analog zu Wikipedia – nach dem Community- Ansatz entwickelt und gemanagt wer- den. Was muss eine IT-Lösung im Real Asset Investment Management können? Sie muss den gesamten Lebenszyklus der Assets abbilden und sollte aus etablierten und miteinander gut kombinierbaren Software-Lösungen bestehen. Wichtig ist Foto: gettyimages.de/gilaxia; easol Geteiltem Wissen gehört die Zukunft: Wer nur alleine vor sich hin arbeitet, kommt seltener auf innovative Ideen.
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