Immobilienwirtschaft 9/2019
68 TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE I E-MOBILITY Wächst zusammen, was zusammen gehört? N eben der meistens als ungenügend empfundenen Reichweite ist die In- frastruktur eines der grundlegenden Probleme: Ohne flächendeckendes Netz an Ladesäulen werden Kunden nicht auf die E-Mobilität umsteigen. Also muss ein Ladesäulennetz her. Derzeit sind es in Deutschland rund 17.400 Ladesäulen, an denen rund 40.000 E-Mobile tanken kön- nen. Zwölf Prozent sind Schnellladesäu- len. Das Gros, mehr als 75 Prozent, wird von Energieversorgern betrieben. Zum Vergleich: Es gibt rund 14.300 herkömmliche Tankstellen, jede davon gleichmit mehreren Zapfsäulen.Während die Verweildauer beim Tanken flüssiger oder gasförmiger Kraftstoffe auf nur weni- ge Minuten begrenzt ist, dauert das Laden von Strom je nach Leistung der Batterie und Art der Ladesäule im Minimum eine halbe Stunde (Schnellladesäule) oder aber bis zu vier Stunden (Normalladesäule). Es werden also deutlichmehr Ladesäulen be- nötigt. Das hat auch die Bundesregierung begriffen und stellt dafür 300 Millionen Euro zur Verfügung. Doch verglichen mit den zu erwartenden Investitionen ist das nicht mehr als ein Tropfen auf den hei- ßen Stein. Gerade einmal 8.000 Schnell- säulen versorgen kann. Ein Wohnblock mit 20 Mietparteien wäre also noch zu versorgen, wenn nur fünf Parteien ein E-Mobil hätten. Bei größeren Einheiten bedarf es neuer Stromleitungen mit den entsprechenden Absicherungen. Doch das kostet. Der so genannte Niederspannungshauptanschluss (NSHV) kann bei einer Neuinstallation rund 100.000 Euro verschlingen – eine Summe, die über die Ladeinfrastruktur wieder ein- gespielt werdenmüsste. Und die Ladesäu- len selbst sind auch finanziell zu bewerten: Ladesäule ist nicht gleich Ladesäule. Die einfachen, an der Hauswand an- zubringenden Wallboxen arbeiten mit Haushaltsstrom und sind eigentlich eine Lösung für Eigenheime, sie können unter bestimmten Bedingungen aber auch bei kleineren Wohnblocks in Frage kommen. Dann gibt es die erwähnten Normallade- säulen, wie sie häufig in der Stadt anzutref- fen sind, und die Schnellladesäulen, wie sie etwa an Autobahnen von E-Mobilitäts- hersteller Tesla installiert werden. „Der Benefit muss auch bei Ladesäu- lenprojekten für Immobilien die Kosten übersteigen“, so Andreas Langer, Power & Utilities bei Deloitte. Diese Ladesäu- ladesäulen und 13.300 Normalladesäulen könnte man davon errichten. Zusammen mit den schon vorhandenen Ladesäulen könnte man damit eine Million E-Mobile versorgen. Mehr aber auch nicht. „Um das Klimaziel 2030 im Verkehrs- sektor zu erfüllen, müssten sieben bis zehn Millionen E-Autos auf die Straße gebracht werden. Dafür brauchen wir an allen Stel- len mehr Tempo“, fordert Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Neue Ladeinfrastruktur ist teuer. Doch Konzepte, die Kosten wieder einzuspielen, gibt es Das ist nicht der einzige Mangel. Eine Ladesäule braucht Strom. Gerade in inner- städtischen Wohnquartieren kann man nicht einfach ein paar Ladesäulen vor die Wohngebäude der Mieter stellen. Das Netz würde schnell zusammenbrechen. Als Faustregel kann gelten, dass eine „normale“ Stromleitung rund fünf Lade- Mieterstrommodelle, wie hier in Berlin, eignen sich auch zum Laden für E-Mobile. In Leipzig ist es heute schon möglich, sein E-Auto an einer Straßenlaterne zu „betanken“.
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