Immobilienwirtschaft 9/2019

64 TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE I TITELTHEMA aufgebaut. Ein Vorteil für den Kunden bei solchen Lösungen ist die niedrige Investitionsschwelle. Denn letztlich werden nur Messfühler ausgetauscht, die sowieso von Zeit zu Zeit gewechselt werden müssen. Hinzu kommt die Verbindung zum Gateway. Qivalo arbeitet hier mit einem pauschalen Tarif. Alle Daten sind in einer Cloud verfügbar. Der Kunde kann daraus Rechnungen, ein Energiemonitoring oder aber auch Energieausweise erstellen. „Das Smart Metering muss man heute schon mitdenken. Denn Gebäude haben eine Betriebsdauer von zehn Jahren. Da wäre es falsch, zwei Infrastrukturen, eine für das SmartMetering und eine für das normale Metering, zu installieren“, so Schäfer. Smart Meter Rollout wird anfangs nur zehn Prozent der Wohnungen erfassen Im Zuge des Smart Meter Rollouts, der zuerst nur etwa zehn Prozent aller Wohnungen, nämlich jene mit mehr als 6.000 kWh Jahresverbrauch, betrifft, rücken auch Lösungen in den Vorder- grund, die auf die dafür nötigen Smart Meter Gateways setzen. Denn diese können die Messdaten erkennen und übermitteln. „Der SmartMeter Rollout und die damit einhergehende Fern- übertragung vonVerbrauchsdaten trägt dazu bei, dass neben dem Smart Metering – insbesondere beim Strom – auch im Bereich des Submetering künftig immer weniger manuelle Ablesungen erfolgen werden“, meint Andreas Göppel, Geschäftsführer der noventic group für das Segment Dienstleistungen. Ein Beispiel, wie das klappen könnte, ist in Wien zu bewun- dern. Hier wurden 1,6 Millionen Stromzähler ersetzt. Die App von Anyline sorgte für das Erfassen der alten Zählerstände. Die Nachbearbeitungskosten wurden um80 Prozent gesenkt. Haupt- grund dafür war die größere Exaktheit der Daten. War in Wien noch der dortige Versorger Auftraggeber, so könnten das im Zuge des Smart Meter Rollouts aber auch Im- mobilienunternehmen selbst sein. Im Gewerbebereich ist das digitale Selbstauslesen der Daten und deren Weiterverarbeitung bis zur Rechnungslegung schonweit verbreitet. Anyline sieht sich auch anhand des Wiener Beispiels als Partner der klassischen Messdienstleister. Vermieter können von einem gut gemanagten Messgeschäft profitieren Die Vermieter jedoch, bisher beim Messgeschäft außen vor, könnten vom Smart Meter Rollout profitieren. „Der Bedarf am Markt nachmehr Unabhängigkeit und eigenerWertschöpfung in der Messdienstleistung wächst“, so Schäfer. Und das betrifft alle Teile der Prozesskette vomGerätemanagement über die Ablesung und Datenbereitstellung bis hin zur Abrechnung. Wichtig ist der Einsatz einer gut gemanagtenGesamtlösung, die Unabhängigkeit durch offene Technologien wie OMS-Funk sicherstellt. Nur das ermöglicht eigene Wertschöpfung mit hoher Automatisierung und ist zukunftsfähig. „Wir erleben eine steigende Nachfrage nach einer solchen gemanagten Gesamtlösung und der Selbstabrech- nung“, so Schäfer. Dabei sieht Qivalo den Gewerbebereich als Vorreiter beim Bedarf nach der Bündelung sämtlicherMedien vomHaupt- bis zu allenUnterzählern. Hier spielen die Transparenz der Verbrauchs- werte, aber auch die automatisierte Abrechnung eine große Rolle. Den Fokus im wohnungswirtschaftlichen Bereich sieht Qivalo stattdessen in der Prozesseffizienz und beimWegfall der Abstim- mung mit einemAbrechnungsdienstleister. Zusätzlich gibt es für Verwalter die Möglichkeit der Wertschöpfung. Mit dem Einbau der Smart Meter Gateways in den Gebäuden wird auch hier die medienübergreifende Lösung mehr in den Blickpunkt rücken. Die gemanagte Infrastruktur mit automatisierter Ablesung und integrierter Abrechnung lohnt sich aber für jeden Kunden. Nur bei sehr großen wohnungswirtschaftlichen Kundenmag das Insourcing der gesamten Messdienstleistung eine Option sein. Aufgrund der Komplexität, der nötigen Investitionen und feh- lender Skalierung lohnt sich der Vergleich mit einem speziali- sierten Anbieter aber auch hier. Wärmeablesung kann schon heute komplett digital erfolgen Was für die Stromverbräuche möglich ist, geht auch für Wär- me und Wasser – nur eben leider ohne staatliche Unterstützung durch den Smart Meter Rollout. Auch hier würde eine Win-win- Situation herrschen, allerdings nicht für die etablierten Mess- dienstleister. Der Marktwächter Energie, eine Einrichtung des Bundesverbandes Verbraucherzentralen, prüfte erst in diesem Sommer 1.696 Heizkostenabrechnungen in Bezug auf die Kosten der Ablesedienste. Ergebnis: „Mehr als die Hälfte der Verbraucher bezahlen im Verhältnis zu ihren Heizkosten zehn Prozent und mehr für die Ablesedienstleistung. Fast jeder vierte Mieter zahlt sogar 15 Prozent und mehr. Das ist möglich, weil es dem Ablesedienst- markt inDeutschlandmit seinen oligopolistischen Tendenzen an Wettbewerb mangelt. Dem Kunden wird durch eine Reihe von Strukturmerkmalen ein Anbieterwechsel erschwert“, so Svenja Gesemann, Projektleiterin beim Marktwächter Energie. Und: „Aus Verbrauchersicht stellt sich aber die Frage, ob die damit verbundenen Kosten wirtschaftlich sind.“ Lösungen wie die von Qivalo oder co.met zielen deswegen auch auf diese Zähler ab. Ab 2020 erhalten sie zudem staatliche Unterstützung. Denn mit der Novellierung der Energieeffizienz- richtline (EED) wird Funkmesstechnik in der Wohnungswirt- schaft Pflicht, und das voraussichtlich ab dem 25. Oktober 2020. „Werden in einer Liegenschaft Zähler und Heizkostenverteiler Quelle: Qivalo

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