Immobilienwirtschaft 9/2019

6 SZENE Politik, Wirtschaft & Personal Grafik: Immobilienwirtschaft; Quelle: Deloitte Property Index 2019 Wohnen: Monatsmieten in ausgewählten Städten Eine Wohnung im Zentrum von Paris war auch im Jahr 2018 am teuersten innerhalb Europas. Die durchschnittliche monatliche Miete betrug hier 27,80 € pro Quadratmeter. Die norwegische Stadt Oslo belegt den Platz zwei, London Platz drei. In Berlin gibt es zwar steigende Mietpreise, das Miet- niveau deutscher Städte ist jedoch im Vergleich zu anderen europäischen Städten eher niedrig. Durchschnittliche monatliche Miete 2018 pro m 2 (in Euro) 27,8 PARIS Frankreich OSLO Norwegen LONDON Großbritannien AMSTERDAM Niederlande WARSCHAU Polen BRÜSSEL Belgien BUDAPEST Ungarn MÜNCHEN Deutschland HAMBURG Deutschland FRANKFURT Deutschland BERLIN Deutschland 25,3 20,1 18,7 14,6 11,1 10,5 10,5 8,6 8,4 7,3 Frank Peter Unterreiner Die Überschrift ist so schräg, dass sie fast schon wieder gut ist: „Studentisches Wohnen für Senioren gewinnt an Bedeutung“. Wir haben sie zigfach gelesen, mit (Lach-)Tränen im Augen- winkel. Muss heiß gewesen sein die vergangenen Tage. Oder der Terrassenwein war einfach zu lecker. Wir schwanken beim Lesen vieler Pressemitteilungen oft genug zwischen Schmunzeln und Kopfschütteln. Meist dann, wenn mit Wortakrobatik versucht wird, Erfolge sprachlich zu überhö- hen. Ein Klassiker ist die Formulierung „erfolgreich vermietet“. Hat ein Makler schon einmal erfolglos vermietet? Aus seiner Sicht vielleicht dann, wenn der Mietvertrag unterzeichnet, die Provision aber aus welchen Gründen auch immer nicht geflos- sen ist. Schön ist auch „noch erfolgreicher“. Eine neue Form des Superlativs, die zumindest der Duden noch nicht kennt. „Erfolgreich, erfolgreicher, am erfolgreichsten“, so haben wir es gelernt. Ein ewiges Ärgernis ist auch das inflationär verwendete Wörtchen „bereits“. Von zwanzig Wohnungen sind bereits zehn verkauft. „Bereits“ suggeriert, dass dieser Vermarktungsstand etwas Besonderes ist. Oft wimmelt es in Pressemitteilungen und Exposés auch bei All- tagswohnungen von „lichtdurchfluteten Räumen“, „durchdachten Grundrissen“, „intelligenten Energiekonzepten“, „großzügigen Fluren“ und „kreativem Sonstwas“. Etwas weniger Pathos und Schmalz, dafür mehr Nüchternheit und Fakten wäre schön. Warum ist das Energiekonzept intelligent? Die entsprechende Schlussfolgerung muss im Kopf des Lesers stattfinden, nicht in der Makler- und Bauträgerprosa. Und wenn schon sprachlich da- neben, dann bitte richtig. „Studentisches Wohnen für Senioren“ zum Beispiel. Für die nächste Schlagzeile dieses Kalibers loben wir eine große Tüte Gummibärchen aus. Strengen Sie sich an! KOLUMNE Gummibärchen für schräge Immobilienprosa

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