Immobilienwirtschaft 9/2019

50 VERMARKTUNG & MANAGEMENT I GELDWÄSCHE UND IMMOBILIEN Gegen dubiose Geschäfte Millionen Euro durch den Staat vorläufig gesichert worden. Dass es Kontrolldefizite des Staates gebe, räumte die Bundesregie- rung im Juni 2018 ebenfalls ein. Der Financial Intelligence Unit (FIU) zufolge waren Verdachtsmeldungen bei Immobiliengeschäften häufig mit Barzah- lungen begründet: Herkunft oder Verwen- dung der Mittel konnten nicht oder nur mit erheblichem Aufwand nachvollzogen werden. Einen weiteren Risikofaktor für Geldwäsche stellte wohl die Über- bezie- hungsweise Unterbewertung von Immo- bilien dar. Hier schilderten die Verpflich- teten Vorgänge, bei denen unerklärliche Wertveränderungen derselben Immobilie festgestellt wurden, oft im Zusammen- hang mit einem schnellen Weiterverkauf oder Konstellationen, bei denen Käufer undVerkäufermiteinander inVerbindung standen. Anders als es in vielen Medien zu le- sen ist, sind die Immobilienmakler von den Neuregelungen jedoch nur partiell betroffen. Neu ist beispielsweise, dass in Zukunft auch Miet- und Pachtmakler I mmobilienmakler sind schon seit vielen Jahren so genannte Verpflichtete nach dem Geldwäschegesetz (GwG), das per Umsetzung der Änderungsrichtlinie zur Vierten EU-Geldwäscherichtlinie novel- liert werden soll. Die Financial Intelli- gence Unit (FIU) mit Sitz in Bonn hatte nämlich in ihrem Jahresbericht 2018 eine „extreme Anfälligkeit“ des Immobilien- marktes für dubiose Geschäfte beklagt, denn nur wenige Fälle werden aus dieser Branche überhaupt gemeldet. 30 Milliarden Euro wurden 2017 mit deutschen Immobilien „reingewaschen“ Im Jahr 2018 kamen von 77.252 Ver- dachtsmeldungen auf Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung gerade mal 31 von Immobilienmaklern. Diemeldestärk- ste Gruppe mit 84 Prozent derMeldungen sind laut FIU-Bericht die Kreditinstitute. In die Risikoanalyse kann vorsorglich etwa folgender Absatz aufgenommen werden: RISIKO IM BEREICH MIETE UND PACHT Mietverträge mit einer Monats- miete von mehr als 10.000 Euro wurden bisher nicht vermittelt. Aufgrund der Kundenstruktur ist auch nicht damit zu rechnen, dass dies künftig der Fall ist. Sollte sich Gegenteiliges ankündigen, werden die entsprechenden Maß- nahmen ergriffen. DOKUMENT RISIKOANALYSE Laut einer Studie von Transparency International sind alleine im Jahr 2017 etwa 30 Milliarden Euro mit deutschen Immobilien „reingewaschen“ worden, da- runter enorme Summen der Mafia etwa aus dem Kokainhandel. In Berlin und Brandenburg wurden zuletzt 77 Immo- bilien im Wert von rund neun Millionen Euro beschlagnahmt, die mutmaßlich mit kriminell erworbenem Geld gekauft wor- den waren. Dass der deutsche Immobilienmarkt immer mehr mafiöse Gruppen vor allem aus Russland und Italien anlockt, weiß auch die Bundesregierung: Von den er- fassten 563 Verfahren zur organisierten Kriminalität etwa im Jahr 2016 waren sie- ben Prozent „Geldwäscheaktivitäten mit- tels Investitionen in Immobilien“, gab die Regierung im Juni 2018 bekannt. Zugleich wurde eine hohe Dunkelziffer eingeräumt. Für 2016 werden laut Regierung die Geld- umsätze im Immobiliensektor auf 237,5 MilliardenEuro beziffert. 2016 seienwegen verdächtiger Aktivitäten im Immobilien- bereich Vermögenswerte in Höhe von 61 Das Bild führt in die Irre: Für Makler ist es meist schwer, Geldwäsche zu erkennen.

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