Immobilienwirtschaft 9/2019

47 www.haufe.de/immobilien 0 9.2019 WEG-Versammlungen lassen sich mittlerweile virtuell via Internet abhalten. Die technischen Lösungen dafür stehen parat. Für Immobilienverwalter hätte ihr Einsatz viele Vorteile. nur der faktische Sachverhalt übertragen wird, sondern auchKörpersprache, Gestik undMimik, könneMissverständnisse und Konflikte reduzieren. Nicht zuletzt sei die jährliche Eigentümerversammlung auch für den Verwalter eine Gelegenheit, sich selbst und seine Leistung und Ergebnisse zu präsentieren – auch das funktioniert auf persönlicher Ebene besser. Dennoch überwiegen für Schneider die Vorteile der virtuellen Eigentümer- versammlung. Er hofft auf eine Gesetzes- änderung – und hat auch schon mit einer Zwischenlösung gearbeitet (siehe Glos- sar). Als Ende 2018 eine seiner WEGs wegen eines wichtigen Beschlusses kurz- fristig eine Versammlung abhalten muss- te, rief Bernd Schneider die Eigentümer via Internet zusammen. In die Einladung fügte er einen Hinweis auf mögliche An- fechtungsrisiken ein. Zur Sicherheit ließ er sich noch vorab Stimmrechtsvollmachten geben, um die Stimmabgabe formal rich- tig gestalten zu können. „Die Abstimmung erfolgte einheitlich“, berichtet Schneider. „Und alle Eigentümer waren froh, das Thema auf diese Weise so schnell erledigt zu haben – übrigens ohne eine einzige Anfechtung, und sogar mit deutlicher Be- reitschaft, sich für kurze Versammlungen zukünftig wieder online einzufinden.“ « Susanne Vieker, Freiburg Susanne Vieker ist Geschäftsleiterin und Prokuristin der Haufe-Lex- ware Real Estate AG in Freiburg. AUTORIN ... ein Avatar: Bei der modernen Form der Web- Meetings wird mit Avataren gearbeitet. Ein Avatar ist die grafische Darstellung eines Teilnehmers, stellvertretend für die reale Person. Anders als bei Video- konferenzen sind die Teilnehmer nicht real auf dem Monitor zu sehen. ... eine virtuelle WEG-Versammlung: Dabei treffen sich die Teilnehmer online in virtuellen Räumen. Sie können verbal miteinander kommunizieren, und der Verwalter kann bei solchen Web-Meetings – anders als bei Tele- fonkonferenzen – digitale Dokumente zeigen. Je nach verwendeter Technik sind diese zudem in Echtzeit von allen Teilnehmern bearbeitbar. Technisch ist es möglich, dass weit mehr als hundert Personen bei einer virtuellen Eigentü- merversammlung mitmachen. ... eine Kombi aus realer und vir- tueller Eigentümerversammlung: Bei dieser Zwischenlösung findet die WEG-Versammlung herkömmlich als Präsenzveranstaltung statt. Mitglieder, die sich an anderen Orten aufhalten, lassen sich aber per Bild- und Tonüber- tragung zuschalten. Alternativ können sich auch alle Eigentümer inklusive des Verwalters digital treffen, die Abstimmung der einzelnen Tagesord- nungspunkte erfolgt jedoch über eine Stimmrechtsvollmacht. WAS IST ... Eine virtuelle WEG-Versammlung live als Demo erleben › Am 12./13. September › Auf dem Deutschen Verwaltertag in Berlin › In der Innovationslounge der Haufe Group und des Dachverbands Deut- scher Immobilienverwalter (DDIV), zu finden in der Convention Hall I › Zudem am 13. September: Vortrag von Rechtsanwalt Dr. Jan Hendrik Schmidt über die rechtlichen Gegebenheiten und Podiumsdiskussion zum Thema VERANSTALTUNGSTIPP ausgestattet und können damit aktiv an Diskussionen und Unterhaltungen teil- nehmen. Mithilfe von Abstimmungstools sind geheime oder öffentliche Abstim- mungen möglich. Notizen oder Anre- gungen können – wie bei einem realen Workshop – direkt an einem virtuellen Whiteboard oder an Pinnwänden wie mit Post-its festgehaltenwerden. Und auch für den informellen Teil jenseits der offiziellen WEG-Versammlung ist in der virtuellen Welt gesorgt: Nach dem Treffen können sich die Eigentümer noch zu einem pri- vatenAustausch virtuell zusammensetzen. Die Gesetzeslage steht den Wünschen vieler Kunden entgegen Die Haufe Group, die Software­ lösungen für die Immobilienbranche ent- wickelt, nutze solche Tools bereits intern und in individuellen Kundenprojekten – zum Beispiel für Konferenzen – und ar- beite dazumit ihremKooperationspartner TriCat zusammen, erklärt Pia Westerwal- besloh, Produktmanagerin bei der Haufe Group. Auch speziellere Tools für virtuelle Eigentümerversammlungen könnten je- derzeit entwickelt werden: „Der Wunsch von Kundenseite ist da, die technische Umsetzung ist überhaupt kein Problem – nur der Gesetzgeber müsste hier endlich Steine aus dem Weg räumen.“ Aber fehlt bei einer solchen tech- nischen Lösung nicht die zwischen- menschliche Komponente? Das sei tat- sächlich der große Nachteil von virtu- ellen Treffen, meint Verwalter Schneider. Schließlich gehe es in den Eigentümer- versammlungen immer wieder um heikle PunkteundumEntscheidungen, die inden Alltag der Bewohner eingreifen und teils mit hohen Investitionen verbunden sind. Ein persönliches Gespräch, bei dem nicht

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