Immobilienwirtschaft 9/2019

44 VERMARKTUNG & MANAGEMENT I CORPORATE REAL ESTATE MANAGEMENT in Office-Gebäuden? Eigentlich sind die Auslastungen den CREM-Organisationen längst bekannt oder sollten es zumindest sein. Ein Chart mit der aktuellen Auslas tung eines Gebäudes zu zeigen ist zwar nett. Esmag das eine oder andereManage- ment beeindrucken. Die unvermeidbare Frage, die dann jedoch zu beantworten ist, ist allerdings: „Und wie wird die Aus- lastung nun erhöht?“ Hier kann Sensorik beispielsweise durch dynamische Signaletik mit Infor- mationen und Empfehlungen die Nutzer darin unterstützen, in Echtzeit anzuzei- gen, wo aktuell welche Form von Arbeits- plätzen zur Verfügung steht oder welche Menschen sich zurzeit im Gebäude be- finden, die man zum Austausch treffen könnte. Kurz: Die Digitalisierung muss primär den Arbeitsalltag der Nutzer effi- zienter gestalten und nicht ein Instrument sein, um Dinge zu beweisen, die man be- reits weiß. Eine ähnliche Herausforderung stellt sich beim Thema Digit-FM. Ja, im FM kann die Produktivität durch die Nutzung des IoT oder der Digitalisierung erhöht werden. Aber zu wessenGunsten? Zugun- sten bessererMargen für die FM-Provider oder höherer Kosten für die Auftraggeber? Und wer trägt in diesem Fall die Infra- struktur- bzw. IT-Kosten? Diese Frage wird noch interessanter, wenn der Auf- traggeber Mieter ist und der FM-Vertrag eine Laufzeit von nur fünf oder weniger Jahren hat! Digit-FM kann dann erfolg- reich sein, wenn diese Fragen zu Beginn einer Initiative gemeinsam – Eigentümer, Auftraggeber/Mieter und Service-Provi- der – diskutiert und in einem Agreement festgehalten werden. CREM ist ein immer noch junges Segment – aber gerade deswegen hochspannend Heute sind bereits verschiedene Lö- sungen etabliert, die einen Mehrwert bie- ten. Sensoren, die reservierte und nicht genutzte Sitzungszimmer automatisch freigeben, oder solche, die den Füllstand von Verbrauchsmaterial anzeigen und dann über Fernabfragen ausgelesen wer- den können, sind heute bereits Standard. Die ganz großen Würfe bedürfen noch etwas Zeit und vor allem kreativer Ideen auf der Seite der CREM-Organisationen. Ansonsten droht, was viele CRE-Manager bereits im Zeitalter der hochtrabenden Gebäudeleittechnik erlebt haben: Alles, was technisch machbar ist, wird realisiert – unabhängig davon, ob es nachhaltig Mehrwerte schafft. Ob Office oder Betriebsobjekt, CREM ist eine immer noch junge, aber dennoch hochspannende Disziplin der Immobilienwirtschaft. Sie schafft durch Nähe und ein sehr gutes Verständnis des spezifischen Kerngeschäfts Mehrwerte. Doch diese werden nur geprägt durch Kreativität und eigene Ideen, die für das jeweilige Unternehmen entwickelt und etabliert werden. Das Schöne an dieser Disziplin ist, dass die Lösungen vielfäl- tig, individuell und daher nur begrenzt kopierbar sind. « Jöri Engel, Bern Fotos: gettyimages.de/Rainer Fuhrmann/EyeEm; Nadia Schweizer Jöri Engel, Präsident Core Net Global in Central Europe und Head Corpo­ rate Real Estate Management von Swisscom AUTOR 1. Aufgrund guter Lagen sinkt die Gefahr, dass hochmobile Mitarbeitende nicht mehr im Office arbeiten, sondern externe Hot-Desks wie Coworking-Flä- chen nutzen oder Home-Office praktizieren. Das Unternehmen verliert dadurch eine Art „kollektives Know-how“, die Mitarbeitenden entfremden sich vom Unternehmen, spontane Begegnungen nehmen ab und Teams können schlimmstenfalls auseinanderbrechen. 2. Durch gute Lagen steigt die Wahrscheinlichkeit, durch Ver- oder Untervermietung Überkapa- zitäten absorbieren zu können. Core-Lagen bieten zudem oft ein gutes Umfeld und eine Vielzahl an Angeboten für beispielsweise Sport oder zum Einkaufen. So können Mit­ arbeiter von diesen Angeboten profi­ tieren – die Bindung wird stärker. Wie Büroflächen in zentralen Lagen das Kerngeschäft stützen DAS CORE-PHÄNOMEN Büroimmobilien in zentraler City- Lage kosten viel. Oft sind sie trotz- dem auch wirtschaftlich sinnvoll.

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