Immobilienwirtschaft 9/2019

18 POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL I VERBANDSINFORMATIONEN B ei der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens von 2015 wurden nicht nur Klimaziele gesetzt. Die unterzeichnenden Staaten haben sich darüber hinaus ver- pflichtet, Finanzflüsse in Einklang mit den Bemühungen um eine emissionsarme und klimaresiliente Entwicklung zu bringen. Allein für die Erreichung der Klimaziele der Europäischen Union bis zum Jahr 2030 besteht derzeit ein Investitionsdefizit von 180 Milliarden Euro. DemFinanzsektor kommt somit eine entscheidende Rolle bei der gezielten Lenkung von Investitionen in nachhaltige Technologien, Produkte, Unternehmen und Immobi- lien zu. Vor diesem Hintergrund hat die EU-Kommission 2018 ihren Aktionsplan für nachhaltige Finanzierung verabschiedet. Einer der Aktionspunkte sieht die Erarbeitung eines universellen Klassifizierungssystems vor, der so genannten Taxonomie. Damit verbindet sich der Leitgedanke, eine gemeinsame Sprache für Investoren zu schaffen, die definiert, was künftig als „grüne“ Investition gilt. Eine branchenübergreifende technische Expertengruppe (TEG) hat den Prozess federführend begleitet. Die gemeinsame Sprache wird es fortan für folgende Immobilienbereiche geben: › für den Neubau von energie- und ressourceneffizienten Immobilien, › für die Renovierung im Bestand, › für den Erwerb von effizienten Immobilien und für solchemit Optimierungspotenzial, das innerhalb von drei Jahren nach Erwerb realisiert werden muss. AUCH EINZELMASSNAHMEN SIND FÖRDERFÄHIG Darüber hinaus sind unterstützende Ein- zelmaßnahmen Taxonomie-förderfähig, zum Beispiel die Installation von effizienten Fenstern, Dämmung, erneuerbaren Energiequellen vor Ort oder technische und wis- senschaftliche Experten- und Sachverständigendienstleistungen. Durch die Formulie- rung so genannter Stellvertreterkriterien werden auch Investitionen außerhalb der EU ermöglicht. Um einen Lock-in-Effekt zu ver- meiden, sind Immo- bilien oder Renovie- rungsmaßnahmen zum Zweck der Nutzung durch Unternehmen, deren Geschäftsmo- dell auf der Förderung, dem Transport oder der Herstellung von fossilen Energieträgern beruht, nicht förderfähig. DasMandat der TEG ist bis Ende des Jahres verlängert worden. Die RICS wird über den Vorsitz in der Arbeitsgruppe „Gebäude“ dasThema nachhaltige Finanzierung von Immobilien weiter aktiv vorantreiben und an der Entwicklung der gemeinsamen Sprache mitarbeiten. Ursula Hartenberger, RICS Global Head of Sustainability, Mitglied der technischen Expertengruppe für nachhaltige Finanzierung der Europäischen Kommission Gemeinsame Sprache zur grünen Finanzierung von Immobilien « Ursula Hartenberger RICS RICS Die Immobilienbranche ist aktuell noch weit vom Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2050 entfernt. Dem letz- ten Global Status Report der Global Alliance for Buildings and Construction zufolge hat der Anteil an Investitionen in Gebäudeenergieeffizienz gegenüber den Vorjahren deutlich abgenommen. rics.org/de Die Taxonomie stellt einen wichtigen Mei- lenstein für unsere Branche dar, die sich schon seit Jahren schwer damit tut, ein nachhaltiges Gebäude eindeutig zu definie- ren. Sie ist nicht nur ein wichtiger Schritt für Investoren und Banken, sondern für die gesamte Wertschöpfungskette. Link zum Taxonomiebericht: https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/ business_economy_euro/banking_and_finance/documents/190618-sustainable- finance-teg-report-taxonomy_en.pdf

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