Immobilienwirtschaft 9/2019
16 POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL I MITARBEITERGEWINNUNG berichtet IVD-Bundesgeschäftsführerin Carolin Hegenbarth. Und die Verbände feilen an weiteren Angeboten. Der ZIA diskutiere insbesondere in seinen Aus schüssen Human Resources und Diversi ty, wie man die Mitglieder bei der Suche nach Fachkräften unterstützen könne, erklärt Wolfgang Schäfers. Denn es gehe für Unternehmen nicht nur darum, „die richtigen Kanäle zu bespielen“, betont er. Auch die Strukturen innerhalb von Fir men seien für Jobsuchende ein wichtiger Faktor, sich für das eine oder das andere Angebot zu entscheiden. „Die Attraktivi tät eines Arbeitgebers kann zum Beispiel dadurch gesteigert werden, dass man den Aspekt Diversity in das unternehmerische Handeln integriert. Das stärkt die Bindung der Mitarbeiter und spricht neue Arbeits kräfte an“, sagt er. Für wichtig hält der ZIA auch eine in ternationale Ausrichtung der Fachkräfte suche. Diese sei „Chance und Notwendig keit für die Branche zugleich“, meint Schä fers. „Es ist sicher kein Allheilmittel, aber zu einem gewissen Teil kann eine stärkere Internationalisierung Abhilfe schaffen.“ Schließlich sei die Immobilienbranche schon lange geprägt von internationa lem Kapital und Kapitalgebern aus dem Ausland. Auch die Unternehmensstruk turen und die Unternehmen der Branche selbst internationalisierten sich stetig. Ein Pfund, mit dem sich bei der Suche nach fähigen Köpfen wuchern lässt. Ein wei terer Pluspunkt sei, so Schäfers, dass die Immobilienwirtschaft bei der Digitalisie rung „in den letzten Jahren einige Schrit te nach vorne getan hat“. Auch das macht potenzielle Arbeitgeber attraktiv. « Jelka Louisa Beule, Freiburg INTERVIEW MIT SANDRA LENZENHUBER „Bei der Mitarbeiterbindung wird ‚um die Ecke denken‘ wichtiger“ Frau Lenzenhuber, woher kommt der Fachkräftemangel? Bietet die Immobilienbranche Arbeitnehmern und Auszubil- denden zu wenig an? In der Vergangenheit haben sich die meisten Immobilienunternehmen nicht ausreichend engagiert, um ihre Angestellten zu halten oder neue Mitarbeiter und Auszubilden de zu umwerben. Das war lange auch nicht notwendig: Bis vor ein paar Jahren gab es in der Branche keinen Fachkräftemangel, weil immer qualifiziertes Personal auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stand. Zudem muss man sagen, dass der Beruf des Immobilien verwalters vielen jungen Leuten als nicht besonders attraktiv er schien – entsprechend wenig wur de ausgebildet. Die Lage hat sich inzwischen deutlich verändert. Die Not ist überall angekommen. Aber es sind schon viele Neuerungen zu erkennen. Das Berufsbild des Immobilienverwalters hat in den letzten Jahren deutlich an Attrakti vität gewonnen. Wo gibt es besonders Pro- bleme? Im Grunde fehlt es überall in der Immobilienverwaltung an Mitarbeitern: von der Abrechnung bis zur Objektbetreuung. Beson ders mittelständische Unterneh men haben Probleme, Personal zu finden. Vielen jungen Arbeit nehmern ist eine ausgewogene Work-Life-Balance wichtig. Die ist schwierig umzusetzen, wenn zum Beispiel eine Eigentümerversamm lung spätabends stattfindet und das Büro am nächsten Tag wieder pünktlich besetzt sein muss. Da kollidieren moderne Vorstellungen mit den klassischen Strukturen einer mittelständischen Immobi lienverwaltung. Große Unterneh men haben oft mehr Spielraum und finden deshalb noch leichter Personal. Was muss sich ändern, damit das Rekrutieren neuer Mit- arbeiter und das Halten von qualifiziertem Personal besser klappt? Früher hat sich kaum ein Unternehmen Gedanken darüber gemacht, wie es Mitarbeiter halten kann oder was neben dem Gehalt sonst noch wichtig ist. Das hat sich sehr verändert. Immer mehr Firmen bieten flexiblere Arbeitszeiten an oder die Möglich keit, von zu Hause aus zu arbeiten. Mittlerweile kann man sich durchaus vorstellen, dass WEG- Versammlungen nicht zwingend in den Abendstunden stattfinden müssen, sondern sich mit genug Vorlauf auch ein Termin zu Büro zeiten finden lässt. – Das würde die Mitarbeitersuche für solche Stellen enorm erleichtern. Es wird, meiner Meinung nach, immer wichtiger, nach innovativen Lö sungen zu suchen und um die Ecke zu denken. Neben einer modernen Bürokultur sollte deshalb auch das Thema Gesundheitsvorsorge eine Aufgabe der Unternehmen sein. Und mit dem digitalen Ausbau hin zu modernen IT-Infrastrukturen kann ein zeitgemäßer Arbeitsplatz geboten werden. Inwiefern unterstützt der BVI seine Mitglieder, um dem Fach- kräftemangel zu begegnen? Ich denke, wir müssen besonders bei der Ausbildung ansetzen. Nur mit genügend Nachwuchs können wir langfristig etwas gegen den Fachkräftemangel tun. Deshalb unterstützt der BVI seine Mitglie der durch seine Ausbildungsiniti ative. Darüber hinaus gilt es, das Berufsbild weiter zu stärken und in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Der BVI hat deshalb zum Beispiel mit der Hochschule für angewandtes Management (HAM) einen eigenen praxisorientierten Bachelor- und Masterstudiengang „Immobilienwirtschaft“ entwickelt, der im Frühjahr mit dem ersten Semester gestartet ist. Darüber hi naus unterhält der Verband Koope rationen zu weiteren Bildungszen tren und bietet zudem zahlreiche Arbeitshilfen und Fortbildungen zu Personalrecruiting und -bindung. Sandra Lenzenhuber, Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Immobilienverwalter (BVI)
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