DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2019

17 8|2019 Erstmals umgesetzt wird dieses Konzept im Pro- jekt The Jay in der zwischen Zürich und Zug ge- legenen Gemeinde Adliswil. Dort entstehen 41 teilmöblierte Movement-Einheiten mit ca. 33 bis 38m 2 Wohnfläche, deren Erstbezug für Oktober 2019 geplant ist. Mitbringenmuss der Mieter nur einigeMöbel wie beispielsweise einen Esstisch und ein Sofa. „Ziel ist es, dass der Mieter mit einem privaten Transport seine Wohnungseinrichtung komplettieren kann“, sagt Halter-Pressesprecher Nik Grubenmann. „Die Teilmöblierungwird so zum Bestandteil einer stilvollen Kleinwohnung.“ Einen anderen Ansatz verfolgt in Österreich die Projektentwicklungsgesellschaft 6B47. Sie bietet den Käufern ihrer Neubauwohnungen seit kur- zem eine Kooperation mit dem Inneneinrichter Roomhero an. Erwerber können am Bildschirm ihr Wunsch-Möbelpaket zusammenstellen, wo­ rauf hin sich Roomhero umLieferung undMontage kümmert. Das Angebot richtet sich laut 6B47 in erster Linie an Kapitalanleger und soll der stei- genden Nachfrage nach hochwertig möbliertem, kompaktem Wohnraum Rechnung tragen. Teilmöblierung: Geprüft und verworfen Während sich diese privaten Unternehmen im hochpreisigen Segment bewegen, müssen kom- munale Gesellschaften, Genossenschaften und andere Anbieter, dieWohnungen für breite Bevöl- kerungsschichten anbieten, verstärkt aufs Budget achten. Doch auch sie sindmit demTrend zumehr Flexibilität und kleiner werdenden Neubauwoh- nungen konfrontiert. Früh erkannt hat diese Ent- wicklung die Hilfswerk-Siedlung GmbH in Berlin, die in ihrem Projekt PC30 in Berlin-Zehlendorf sehr kompakte Grundrisse realisiert hat. „Bei den ersten Überlegungen für kleine Woh- nungen haben wir die Deutschen Werkstätten Hellerau – heute einer der führenden Yachtaus- bauer – gebeten, uns bei der Konzeption zu hel- fen“, berichtet Jörn von der Lieth, Geschäftsfüh- rer der Hilfswerk-Siedlung. Hintergrund sei der Gedanke gewesen, mit intelligenten Einbauten noch kompakter bauen zu können. Umgesetzt wurde dieser Ansatz jedoch nicht. Von der Lieth begründet dies damit, dass eine Teilmöblierung so teuer geworden wäre, dass die Ersparnis der Wohnfläche durch die Mehrkosten für die Mö- blierung „aufgefressen“ worden wäre. Ein weite- res Argument: „Einbauten schränken denWunsch der Mieter nach individueller Möblierung ein.“ Früh auf Möblierung achten Trotzdem spielt dieMöbelfrage für die Hilfswerk- Siedlung eine Rolle. „Schon bei der Planung wird darauf geachtet, dass in den Wohnungen mög- lichst günstige Möbel mit Standardmaßen aufge- stellt werden können“, sagt von der Lieth. „Dies müssen die Architekten durch eine zeichnerische Möblierung nachweisen.“ Ähnlich hält es der Altonaer Spar- und Bauverein eG (altoba) in Hamburg. „Selbstverständlich be- ziehen unsere Genossenschaft und die von uns be- auftragten Architekten die Wohnbedürfnisse der Mitglieder und somit auch dieMöbel von Anfang an in die Planungenmit ein“, sagt Vorstandsmitglied Thomas Kuper. „Entsprechende Grundrissanforde- rungen sind sogar Teil der Förderbedingungen im öffentlich geförderten Wohnungsbau.“ Anders als in der Studie „Wohntrends 2035“ formuliert, ist die Möblierung von Wohnungen allerdings derzeit kein Teil des altoba-Geschäfts- modells. Von Interesse sei eine Möblierung ins- besondere bei kurzfristigen Mietverhältnissen, begründet dies Kuper; für die altoba liege der Fokus hingegen „auf dem lebenslangenWohnrecht unserer Mitglieder“. Darüber hinaus beobachtet Kuper, „dass es sich bei einem Teil der Anbieter möblierter Wohnungen um renditeorientierte Un- ternehmen handelt, die hier einen Weg gefunden haben, umMietpreisbegrenzungen auszuhebeln“. Mikroappartements mit Pantryküche Mikrowohnungen gehören auch zumAngebot der hanovaWohnen GmbH (ehemals GBH), dem städ- tischenWohnungsunternehmen der Landeshaupt- stadt Hannover. Die hanova schafft bis 2021 Wohnlichkeit trotz begrenzter Fläche: Die Hilfswerk-Sied- lung achtet darauf, dass ihre kompakt geschnittenen Wohnungen optimal möblierbar sind „Küche auf Mieter- wunsch“ heißt das Angebot der Vonovia, das es Mietern gegen eine monatliche Zahlung erlaubt, sich ihre Wunschküche installieren zu lassen Quelle: Vonovia