DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2019

11 8|2019 chen kann. Dabei ist zu bedenken: Der öffentliche Raumkann Nachbarschaften ermöglichen, aber er kann kein Reparaturbetrieb für nachbarschaftliche Konflikte sein. Nicht-investive Maßnahmen zur Mieterbetreuung durch die Wohnungsunterneh- men oder zur Unterstützung des Miteinanders durch ein Quartiersmanagement der öffentlichen Hand sind dafür unerlässlich. Gleichwohl ist die nutzerfreundliche Gestaltung des öffentlichen Raums eine der Voraussetzun- gen für Begegnungen und ein lebendiges Quar- tiersleben. Er ist in seiner „fließenden“, wenig kontrollierten und kontrollierbaren Form gerade für junge Bewohner besonders anziehend, die „Streifräume“ außerhalb der nachbarschaftli- chen Aufsicht bevorzugen. Damit ist er besonders verletzbar. Pflege, Sicherheit und Ordnung sind wichtig, damit die für Großsiedlungen typische „offene Stadtlandschaft“ erhalten bleiben kann und möglichst nicht durch Umzäunungen in ihrer Qualität geschmälert wird. Öffentlicher Raum: wichtiger denn je Attraktive und sichere öffentliche Räume sind in den großenWohngebieten der 1950er bis 1980er Jahre wichtiger denn je, umdem sozialen und kul- turellen Auseinanderdriften der Nachbarschaften entgegenzuwirken. Heutige Planungskonzepte müssen die Eigenlogik dieser Siedlungen verste- hen undweiterentwickeln, anstatt innerstädtische Leitbilder überzustülpen, die zudemeiner anderen Raumlogik folgen. Heute dienen Park und See als Naherholungsgebiet und werden rege genutzt Quelle: Stadtbüro Hunger 1 Perspektiven großer Wohnsiedlungen. Kompetenz- zentrum Großsiedlungen e.V. Berlin 2015 Was kann man aus dem bisherigen Siedlungsbau für den öffentlichen Raum neuer Stadtquartiere lernen? Dies beantwortet u.a. die Studie des Kompetenzzentrums Groß- siedlungen e. V. „Prinzipien für den Bau neuer Wohnsiedlungen – Lernen von Beispielen für den aktuellen Siedlungsbau im Rückblick 1920-2016“. Sie empfiehlt folgende Leitlinien: • Menschen suchen Begegnung und Urbanität in vielfältiger Form – öffentliche Räume in großer Vielfalt vorausdenken • Menschen wollen ruhig und im Grünen wohnen – gewünscht wird hohe Qualität des öffentlichen Freiraumes • Gute soziale Infrastruktur – nicht versteckt, sondern am öffentlichen Raum • Maßvolle Dichte, maßvolle Mischung – neue Quartiere stehen nicht in Konkurrenz zur City; das Wohnen bleibt Hauptfunktion • Neue Mobilität – Straßenraum als Lebensraum LEHREN FÜR DEN AKTUELLEN SIEDLUNGSBAU Weitere Informationen: www.gross-siedlungen.de Neubau und Sanierung Energie und Technik Rechtssprechung Haufe Gruppe Markt undManagement Stadtbauund Stadtentwicklung Die Wohnstadt Berlin- Hellersdorf mit ihren mehr als 40.000 Woh- nungen wird durch eine durchlaufende Grünachse und ein abgestuftes Zentren- system gegliedert. Es wurden Quartiere mit eigenen „Gesichtern“ gestaltet, die sich in Materialwahl, Bepflanzung und Ge- staltung voneinander unterscheiden Die sog. Gärten der Welt verdeutlichen das hohe Niveau und den Stellenwert des öffentlichen Raums im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf Quelle:KompetenzzentrumGroßsiedlungen,Foto:DagmarWeidemüller

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