DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2019
10 8|2019 Westen Berlins die Einordnung der Wohngruppen in grüne Großräume bei und ergänzten sie durch hierarchische Zentrensysteme mit öffentlichen Plätzen. Gemeinbedarfseinrichtungenwurdenmit Ausnahme der möglichst wohnungsnahen Kinder- tagesstätten i.d.R. zu Clustern zusammengefasst, der Straßenraum spielte nur eine funktionale Rolle als Zubringer. Trotz gegensätzlicher ideologischer Rhetorik folg- ten auch die großen Ostberliner Wohnstädte wie bebauten Vorgänger. Anders als von den Sozial- wissenschaftlern angenommen, erzeugte dichtes Wohnen allein mitnichten Urbanität, zumal vor allem dann nicht, wenn mancherorts Ende der 1980er Jahre in den alten Bundesländern durch unsensible Belegungspolitiken ungewollt sog. soziale Brennpunkte und überforderte Nachbar- schaften gefördert oder gar geschaffen wurden. Die Ausdifferenzierung der Lebenslagen ging in den 1990er Jahren auch an den Nachbarschaf- ten in den Wohnstädten der neuen Bundesländer nicht vorbei und bewirkte auch hier veränderte Ansprüche an die Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raumes. Dem Auseinanderdriften der Nachbarschaften entgegenwirken Mittlerweile in die Jahre gekommen, steht die Revitalisierung der öffentlichen Räume in den großen Wohngebieten bundesweit als wichtige gesellschaftliche Aufgabe an. Hier leben mehr Haushalte mit niedrigen Einkommen und mit Mi- grationshintergrund als in anderen Stadtvierteln. Hier ist der Anteil von Kindern und Jugendlichen besonders hoch. Hier müssen die größten Inte grationsleistungen vollbracht werden. Vieles ist in den Berliner Großsiedlungen im Zu- sammenspiel vonWohnungsunternehmen und öf- fentlicher Hand getan worden. Das Wohnumfeld wird in denmeisten Quartieren in solch einer Qua- lität erneuert, dass man im Metropolenvergleich von einem Alleinstellungsmerkmal Berlins spre- Der Fennpfuhl ist das erste in den 1970er Jahren industriell errichtete Wohngebiet Ostberlins außerhalb der Innenstadt. Um den innenliegenden Park mit See und das mit ihm verbundene Zentrum gruppieren sich große Wohnhöfe Quelle: Kompetenzzentrum Großsiedlungen, Foto: Dieter Rühle Quelle:StadtbüroHunger/BüroRöntzLandschaftsarchitektur/ArchitekturbüroRühle+Partner STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG amFennpfuhl oder inMarzahn der gleichen plane- rischen Grundidee: Man baute in den Großstädten die sozialistischenWohnkomplexe zur „Lösung der Wohnungsfrage als soziales Problem“ weiter – nur vielgeschossiger und dichter sowiemit Höhendo- minanten in den Zentren. Allerdings gerieten die großen vielgeschossigen Ensembles – nun dichter gebaut, aber mit teilwei- se zu groß dimensionierten Freiräumen – ironi- scherweise noch stärker in die Kritik als ihre locker Im Rahmen des Stadtumbau-Ost wurde für das Wohngebiet Fenn- pfuhl in Berlin-Lichtenberg u. a. ein Gestaltungskonzept für den Gesamtraum Anton-Saefkow-Promenade/Fennpfuhlpark erarbeitet Quelle: HOWOGE, Foto: Andreas Süß
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