DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2019

MARKT UND MANAGEMENT 58 9|2019 Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft Gestaltung des eigenen digitalen Ökosystems – was gilt es zu beachten? Im Zuge des digitalen Transformationsprozesses hat die Veränderungsgeschwindigkeit extrem zugenom- men: Die Entwicklung von immer neuen Technologien schafft Potenziale – gerade hinsichtlich der Vernetzung von Marktteilnehmern sowie der Etablierung neuer Geschäftsmodelle –, erzeugt aber auch neue Anforderungen. Mit Blick auf die umfangreichen Möglichkeiten und ein zunehmendes Angebot an digitalen Lösungen gilt es für Wohnungsunternehmen, ein auf das Unternehmen zugeschnittenes digitales Ökosystem zu entwickeln, das den unternehmensstrategischen Zielen Rechnung trägt. Die Digitalisierung ist in vielen Branchen auf dem Vormarsch – auch in der Wohnungswirt- schaft. Die Anforderungen von Mietern und Eigentümern in Bezug auf smarte Services ha- ben sich im Zuge der Digitalisierung in der Ge- sellschaft verändert. Digitale Lösungen können in vielfältiger Weise Mehrwerte schaffen. So können Prozesse vereinfacht und Services er- höht werden – auch die Einführung neuer Ge- schäftsmodelle ist durchaus denkbar. Ein inte- ressanter Markt, dessen Angebot in den letzten Jahren zunehmend komplexer geworden ist. Neben etablierten IT-Dienstleistern bieten zahlreiche PropTech-Unternehmen neue di- gitale Lösungen an. In der Konsequenz sieht sich die Wohnungswirtschaft mit einer Vielzahl von neuen digitalen Lösungen konfrontiert. Doch bei einem zunehmend komplexer werden- den Softwareangebot auf dem Markt spielt die Architektur der unternehmenseigenen System- landschaft eine immer wichtigere Rolle, um die sich bietenden Chancen zu nutzen. So besteht die unternehmerische Herausforderung darin, ein ei- genes digitales Ökosystemunter Berücksichtigung der unternehmensstrategischen Ziele zu entwi- ckeln und Prioritäten zu setzen. Dabei sollten bereits heute auch Technologien wie künstliche Intelligenz, Internet der Dinge, Virtual und Aug- mented Reality sowie Ambient Assisted Living im Blick behalten werden, um daraus relevante Themenfelder zu identifizieren. Ein integriertes digitales Ökosystem sorgt für Vernetzung Die nahtlose Integration von neuen digitalen Lösungen in die bestehende Systemlandschaft ist von zentraler Bedeutung, um Mehrwerte zu realisieren. Im Zuge der zunehmenden Vernet- zung vonWohnungsunternehmenmit Kunden und Geschäftspartnern sowie der technischen Ausstat- tung in Gebäuden werden automatisierte Prozes- se, eine einheitliche Datenbasis und komfortable nutzerorientierte Services immer wichtiger. Ebenso können angrenzende Branchen oder neue Anbieter – beispielsweise von Serviceleistungen für Mieter oder Eigentümer – in das Ökosystemdes Unternehmens integriert werden. Damit werden auch Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle eröffnet. Mit Digitalstrategie zum eigenen digitalen Ökosystem Umdie Chancen und Potenziale der Digitalisierung umfassend zu nutzen und sich zukunftsorientiert aufzustellen, empfiehlt es sich, frühzeitig eine eigene Digitalstrategie zu entwickeln. Diese un- terstützt die grundsätzliche Unternehmensstra- tegie. Um hier die richtigen Prioritäten zu setzen und einen mittelfristigen Fahrplan, eine „digitale Roadmap“, zu erstellen, bietet es sich an, u. a. folgende Fragen zu reflektieren: • Was sind in den nächsten drei bis fünf Jahren meine Erfolgsfaktoren? • Wiemöchte ichmein Unternehmen imdigitalen Zeitalter aufstellen? • Welche Services möchte ich meinen Kunden anbieten? • Welche neuen Geschäftsmodelle könnten inte- ressant sein? Mit Blick auf die Entwicklung eines eigenen di- gitalen Ökosystems ist zunächst eine Bestands- aufnahme der bestehenden IT-Umgebung und Softwarearchitektur wichtig. Im Mittelpunkt des digitalen Ökosystems steht das ERP-System, das um weitere digitale Lösungen ergänzt wird. Gedankengänge zur bereits etablierten ERP-Land- schaft könnten sein: • „Meine ERP-Lösung ist State of the Art und ich möchte neue digitale Lösungen nutzen, kann das vielfältige Angebot aber kaum noch überblicken.“ Dann ist es wichtig zu priorisie- ren: Was möchte ich warum nutzen? Darüber hinaus sollte mit dem Dienstleistungspartner geklärt werden: Möchte ich nach Möglichkeit ein Unternehmen als Ansprechpartner haben, welches mir ein digitales Ökosystem aus einer Hand anbieten kann? Wenn ich von anderen Anbietern digitale Lösungen erwerbe, ist zu- Dr. Manfred Alflen Vorstandsvorsitzender der Aareon AG Mainz Quelle: Christian Klant

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