DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2019

57 9|2019 So führt z. B. ein Auftrag, der von der Technik im ERP-Systemerfasst, aber vomBudgetierungssys- tem abgelehnt wurde, zu logischer Komplexität. Sollte die Technik nach der Ablehnung mit einer Wiedervorlagefunktion die Dringlichkeit dieses Auftrages betonen und wieder an das Budgetie- rungssystemmit geänderten Parametern und Stati übergeben, so sind je nach implementierter Syste- matik weitere, über die Schnittstellen nur schwer automatisiert abzuarbeitende und fehlerträchtige Konstellationen möglich. Eine einfache Lösung wäre hier, dass die Mitar- beiter der Budgetierung die Freigaben im ERP- System direkt vornehmen und somit außer in ih- rem eigenen Budgetierungssystem auch in einem zweiten, demERP-System, arbeitenmüssten. Dies erscheint aber generell zumutbar. Geradlinigkeit in der Datenhaltung Je mehr IT-Systeme in einer IT-Landschaft eines Unternehmens vorhanden sind, desto schwieriger wird die Datenkoordination. Die gleichen Daten werden oft in einer Vielzahl der eingesetzten Sys- teme benötigt, ohne dass zeitlich unterschiedliche Datenstände oder in sich inkonsistente Daten tole- riert werden können. Zur Lösung dieser Problema- tik finden sich oft aufwändige Schnittstellensyste- matiken zwischen den einzelnen Komponenten der IT-Gesamtsystematik des Unternehmens. Nutzt ein mittlegroßes oder ein großes Unter- nehmen eine größere Anzahl an IT-Systemen, die oft die gleichen Daten benötigen, so empfiehlt es sich, das wahrscheinlich sowieso vorhandene Data-Warehouse nicht nur zumZwecke der Daten- auswertung, sondern auch als Basis des Datenab- gleichs vieler Daten zwischen den verschiedenen Systemen zu nutzen. Die einzelnen IT-Systeme koordinieren ihre Daten in diesem Fall dann je- weils gegen das Data-Warehouse als maßgebliche Datenbasis. Diese Lösung hilft nicht in allen Fällen – für trans- aktionsintensive Schnittstellen wird der direkte Weg zwischen zwei Systemen meist die bessere Wahl sein – aber bei relativ stabilen Daten, bei de- nen wenige Stellen Änderungen vornehmen und mehrere IT-Systeme nur lesend zugreifen ist diese Systematik bedenkenswert. Operative Zielsetzung Die Zielsetzung der vorstehend beschriebenen Maßnahmen ist relativ klar und an sich nichts Neues. Je einfacher Strukturen sind, desto effek- tiver können sie IT-technisch umgesetzt werden. Allerdings nimmt durch die zunehmende Digi- talisierung die Anzahl der in den Unternehmen der Wohnungswirtschaft angewendeten Soft- waresysteme zu. Grade die Software von Start-ups ist hochspezi- alisiert, deckt aber oft nur kleinere Aufgabenge- biete ab und ist daher in die allgemeine IT-Stra- tegie des Unternehmens passgenau einzufügen. Werden – aufgrund der hohen Spezialisierung – bei einer solchen Software viele Möglichkeiten ausgeschöpft, obwohl es aufgrund der Anforde- rungen des Anwenderunternehmens eigentlich dazu keine Notwendigkeit gibt, kann leicht die Harmonie der gesamten IT-Landschaft aus den Fugen geraten und es bilden sich übertrieben ausgeprägte Nebenaufgabengebiete. Strategische Zielsetzung Die hohe Abhängigkeit der Unternehmen der Wohnungswirtschaft von ihrer jeweiligen IT- Landschaft rückt in den Fokus strategischer Be- trachtungen. Stellt man sich zwei Arbeitstage vor, bei denen die gesamte IT-Unterstützung eines Unternehmens nicht gegeben ist, so ist das eine ausgesprochen unerfreuliche Vision. Komplexe Systeme neigen eher zum Ausfall oder zu Fehl- funktionen als gradlinig strukturierte und die Fehlersuche wird mit steigender Komplexität immer schwieriger. Auch der sich in der IT klar abzeichnende Fach- kräftemangel ist einwichtiges Argument für über- sichtliche Systeme, die weniger betreuungsinten- siv sind. Zur Einarbeitung neuer IT-Mitarbeiter ist übrigens eine gute sowie aktuelle Systemdo- kumentation ausgesprochen hilfreich und damit sehr zu empfehlen. Fazit Zusätzliche und strukturiert miteinander verbun- dene IT-Systeme sind imRahmen erhöhter Digita- lisierung der Arbeitsabläufe notwendig. Der damit verbundene erhöhte Komplexitätsgrad für die IT- Landschaft eines Unternehmens der Wohnungs- wirtschaft sollte allerdings auf das sinnvolle Maß beschränkt werden undmit Augenmaß ausgewählt werden. GERADLINIGKEIT TROTZ KOMPLEXITÄT UND SPEZIALISIEUNG Wenn sich Um- und Sonderwege potenzieren und laufend erweitern, entstehen leicht undurchsichtige Situationen Weniger Komplexität führt zu nachvollziehbareren Strukturen Quelle: eigene Darstellung

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