DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2019

ENERGIE UND TECHNIK 42 9|2019 Projekt EE-Office EBZ Business School und Wuppertal Institut ausgezeichnet Als ein beispielgebendes Engagement im Klimaschutz wurde das zweiein- halb Jahre währende Projekt „EE-Office“ von der KlimaExpo.NRW und der Landesregierung NRW ausgezeichnet. Das Projekt wurde u. a. von der EBZ Business School und dem Wuppertal Institut umgesetzt. Es hat das Ziel, den Energieverbrauch in Bürogebäuden nachhaltig zu senken. Im Fokus stehen niedriginvestive Maßnahmen und vor allem das Nutzerverhalten. Das Projekt EE-Office wurde am Land- und Arbeitsgericht (LuAG) in Bonn durchgeführt. Es nahmen 91 Mitarbeiter aus 67 Büros teil. Hierbei wurde das Raumklima während und außerhalb der Arbeit aufgezeichnet und mögliche Einsparpotenziale durch Änderung der Verhaltensroutinen ermittelt. Dabei zeigten sich Potenziale sowohl im persönlichen Verhalten der Mitarbeiter als auch in der Betriebsführung des umfangreichen Ge- bäudekomplexes. So können Mitarbeiter den Energieverbrauch wesentlich durch die Fensterlüftung beeinflussen, wobei die Betriebsführung durch die bedarfsgerechte Bereitstellung von Raumwärme optimiert wird. Zu langes Lüften durch Mitarbeiter führt zu vermeidbaren Energieverlus- ten, nicht ausreichendes Lüften hingegen zu Einsparungen, aber auch zu einem der persönlichen Leistungsfähigkeit nicht zuträglichen Raumklima. Ohne ein Feedback lässt sich ein Optimum hier nicht erreichen. Als Hommage an die Geschichte des Bergbaus, bei der Bergleute im 19. Jahrhundert mit dem Verhalten von Kanarienvögeln die Luftqualität unter Tage beurteilten, erhielten Nutzer im LuAG-Gebäude ebenfalls einen Vo- gel. Allerdings keinen echten, sondern ein elektronisches Hightech-Gerät, welches Temperatur, Luftfeuchtigkeit sowie CO 2 -Gehalt der Raumluft misst und dem Nutzer über optische und akustische Signale Hinweise gibt, ob und wie lange gelüftet werden muss. Um den Erfolg zu bewerten und auch Optimierungspotenziale hinsichtlich der Betriebsführung der Gebäu- de zu gewinnen, wurden die Daten an die EBZ Business School übertragen und dort ausgewertet. Das Ergebnis: Es lassen sich Einsparungen von bis zu 20% erzielen. „Die aktuellen Konzepte der Gebäudeautomation haben die Potenziale einer nutzerzentrierten Betriebsführung nicht oder nur unzureichend erkannt und umgesetzt. Ohne einen intensiven Dialog mit den Gebäude- nutzern ist das Wechsel- und Zusammenspiel zwischen Anlagentechnik, Gebäudemanagement und Nutzerverhalten nicht im Sinne einer hohen Energieeffizienz zu organisieren“, erläutert Prof. Dr. Viktor Grinewitschus von der EBZ Business School. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir Nutzer spielerisch und innovativ animieren können, einen Beitrag für die Energieeffizienz zu leisten“, so Grinewitschus weiter. Das Ergebnis ist „Piaf“, der Klimaspatz, welcher von der Designerin Dr. Christina Zimmer aus Düsseldorf entworfen und von der EBZ Business School mit Elektronik ausgestattet wurde. Darüber hinaus wurden im Projekt in Kooperation mit dem Wuppertal Institut und dem Designbüro Handt & Wolber aus Köln viele weitere Maßnahmen entwickelt, um die Betriebsführung auf Nutzerebene nachhaltig sowie klimaschutzorientiert positiv zu beeinflussen. Das Konzept soll nun gemeinsam mit Unterstützung des Landes NRW in einer größeren Anzahl von Gebäuden erprobt und optimiert werden. Weitere Informationen: www.e-b-z.de un d www.wupperinst.org Neubau und Sanierung Energie und Technik Rechtssprechung Haufe Gruppe Markt undManagement auund Stadtentwicklung Prof. Dr.-Ing. Viktor Grinewitschus (M.) hat mit seinem Team den Klimaspatz „Piaf“ entworfen Quelle: EBZ Anreize für energetische Modernisierungen im Gebäudesektor Bis 2050 soll ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden. Dies setzt voraus, dass mindestens 2% der Be- standsgebäude jährlich energetisch modernisiert werden. Derzeit liegt die Modernisierungsrate im Gebäudesektor bei rund 1% pro Jahr. Für eine dauerhafte Steigerung der Modernisierungsrate und eine größere Modernisierungstiefe beim Erwerb und während der Nutzungsphase von Gebäuden sind ergänzende oder alternative umweltpolitische Instrumente erforder- lich, die eine haushaltsunabhängige und langfristig verlässliche Förderung ermöglichen. Das Ziel ist, effektive Anreize für eine generationenübergreifende, eigentümerunabhängige Modernisierung des Gebäudebestands zu schaffen. Dies bedingt eine Balance zwischen marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Förderprogrammen, Ordnungsrecht und informatori- schen Maßnahmen. Im Rahmen des Policy Papers „Anreize für energetische Modernisierungen im Gebäudesektor“ von der gif Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e.V. werden sechs ökonomische Instrumente betrachtet, die am geeignetsten erscheinen, bestehende – insbesondere ökonomische – Modernisierungshemmnisse abzubauen. LITERATURTIPP gif Policy Paper: „Anreize für energetische Modernisierungen im Gebäudesektor“, Prof. Dr. Björn-Martin Kurzrock und Nils-Magnus Wasser, 49 Seiten, Deutsch, Kostenfrei, Produktnummer: PP-01-2018, www.gif-ev.de/onlineshop Quelle: gif e.V

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==