DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2019
39 9|2019 Analyse Noch immer Ost-West-Gefälle bei Grundsteuern Vor dem Hintergrund der beschlossenen Grundsteuerreform hat der Arbeitskreis Geislinger Konvention mit Unterstützung der Betriebs- kosten-Benchmarking-Plattformen der WohnCom GmbH und der IRN Immobilienservices Rhein-Neckar GmbH die in Deutschland abgerechne- ten Grundsteuern analysiert. Ein zusätzlicher Abgleich erfolgte mit den Daten der 22. Betriebskostenstudie des Verbandes Berlin-Brandenburgi- scher Wohnungsunternehmen e.V. (BBU). Im Ergebnis wurden Mietern in den westlichen Bundesländern im Jahr 2017 zwischen 17 und 27 ct/m 2 Wohnfläche monatlich für die Grund- steuer berechnet. In den östlichen Bundesländern waren es zwischen 15 und 17 ct. Bei einer 65 m 2 großen Wohnung sind das zwischen 11,05 und 17,55 € monatlich im Westen und im Osten der Bundesrepublik zwischen 9,75 und 11,05 €. Schon jetzt nimmt die Grundsteuer vielfach die Nummer eins im Ran- king der kalten Betriebskosten ein. Die Experten gehen davon aus, dass sich daran auch nach der Grundsteuerreform nichts ändern wird. Im Gegenteil: Es wird erwartet, dass sich diese Position vielmehr verfes- tigen wird. Da die Grundsteuerhöhe vonseiten des Vermieters nicht zu beeinflussen ist, empfehlen die Experten, das Augenmerk stattdessen noch intensiver auf die beeinflussbaren Betriebskosten zu richten. Ein aktives Betriebskostenmanagement gestützt auf ein Betriebskosten- Benchmarking nach Geislinger Konvention ist für die Experten der richtige Weg hierfür. PETER KAY – AUFGESPIESST Klimaschutz – aber richtig! Noch wissen wir nicht, was die Grundsteu- erreform für unsere Portemonnaies be- deutet. Dass die Wohnkostenbelastung für sehr viele Haushalte steigen wird, dürfte nach den jüngsten Einlassungen von Bun- desfinanzminister Olaf Scholz jedoch klar sein. Da droht schon die nächste „Steuer- Keule“. Nachdem die Bundesregierung mit ihren selbst gesteckten Klimaschutzzielen (wieder einmal) zu scheitern droht, die Europawahlen zumindest in Deutschland den Klimaschutz als dominierendes Thema hatten und die „Fridays-for-future-Demonstrationen“ außerparla- mentarischen Druck erzeugen, kommt die Regierungskoalition beim Thema „Verringerung der CO 2 -Emissionen“ immer stärker in Zugzwang. Dabei gerät eine CO 2 -Steuer zunehmend in den Fokus der Debatte. Jetzt haben sogar Sozialverbände und Gewerkschaften die Einführung einer CO 2 -Steuer gefordert. Selbstverständlich „sozial ausgewogen“ und „ohne das Gesamtsteueraufkommen zu erhöhen“. Ist das schwer durchschaubare Strategie oder einfach nur naiv? Um Mehrbelastungen der Verbraucher zu vermeiden, fordern sie, dass bestehende Abgaben, Umlagen und Entgelte auf Strom gesenkt werden sollen. Die Einfüh- rung einer Steuer hat aber noch nie zu einer nachhaltigen Entlastung der Bürger, geschweige denn zu einer Beibehaltung oder gar Redu- zierung des Gesamtsteueraufkommens geführt. Am Ende zahlen die meisten drauf, was insbesondere Haushalte mit kleineren und mittleren Einkommen trifft. Nur mit einer neuen Steuer wird man der komplexen Aufgabe „Kli- maschutz“ nicht gerecht! Bevor diese kommt, müssten zunächst alle Hindernisse für die Nutzung erneuerbarer Energien in den Wohnquar- tieren beseitigt, alle Bremsen für die dezentrale Energieversorgung in den Quartieren gelöst und eine Investitionszulage für die energetische Gebäudesanierung eingeführt werden. Die KfW-Förderung sollte auf CO 2 -Vermeidung und Endenergieeinsparung ausgerichtet werden. Erst nach einer solchen Neu-Ausrichtung könnte ein CO2-Preis ergänzend mit Lenkungswirkung eingesetzt werden. Dieser müsste in jedem Fall mit einer adäquaten Entlastung der Haushalte – wie z.B. in Schweden – einhergehen. In einem weiteren Schritt könnte über die Einbeziehung der bisherigen Non-ETS-Sektoren Gebäude, Verkehr und Landwirt- schaft in den CO2-Emissionshandel nachgedacht werden, der bei zur Zeit allerdings noch wenig ambitionierter Zielsetzung erste Erfolge zeigt. So könnte Klimaschutz funktionieren! Quelle: Kasper Fuglsang Erneuerbare Energien Zwei Drittel aller Neubauten klimafreundlich beheizt 66,6% der im Jahr 2018 neu errichteten Wohngebäude werden mit erneuerbaren Energien beheizt. In fast der Hälfte (47,2%) der insgesamt 107.200 neuen Wohngebäude waren erneuerbare Energien die primäre, also die überwiegend eingesetzte Energiequelle. Wie das Statistische Bun- desamt (Destatis) in Wiesbaden weiter mitteilte, haben die erneuerbaren Energien damit erstmals Gas von Platz 1 bei den primären Energiequellen für das Heizen verdrängt. Gas wurde 2018 nur noch in 43% der Woh- nungsneubauten als primäre Energiequelle eingesetzt. 2017 hatte der An- teil von Gas noch 47,4% betragen, gefolgt von den erneuerbaren Energien mit 43,3%. Die übrigen Energiequellen (u. a. Fernwärme, Öl und Strom) erreichten 2018 zusammen 9,8% (2017: 9,3%). Werden Wohnungsneubauten primär mit erneuerbaren Energien beheizt, so geschieht dies vor allem mit Umweltthermieanlagen (71,1%), die Wärme aus der Luft oder dem Wasser entziehen, oder Geothermieanlagen (16,1%), die Wärme im Erdinnern nutzen. Wird in neuen Wohngebäuden eine sekundäre Energiequelle eingesetzt, werden bevorzugt die erneuer- baren Energieträger Solarthermie (15,1%) und Holz (14,7%) genutzt. Wärmepumpen nutzen in der Umwelt gespeicherte thermische Energie zum Heizen und gelten deshalb als klimafreundliche Heizlösung Quelle: WoGi/stock.adobe.com
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