DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2019
32 9|2019 einheiten durch die Aufstockung von Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie 350.000 weitere Einheiten durch die Umnutzung leerstehender Büroimmobilien entstehen. Ob dieses Potenzial allerdings wirklich so gewaltig ist, ist zu bezwei- feln. Denn in den meisten Großstädten – also dort, wo der Wohnungsbedarf besonders groß ist – ist Büroleerstand kein Thema mehr. Ganz im Gegenteil: Vielerorts klagen Experten über einen massiven Mangel an Büroflächen. Entsprechend sind die Gewerbemieten deutlich gestiegen. In Frankfurt am Main z.B. betrug Mitte 2019 die Büro-Spitzenmiete nach Angaben der Immobili- enberatungsgesellschaft JLL 40,50 €/m 2 , in Berlin 35,50 €/m 2 . Damit erzielen die Eigentümer eine deutlich höhere Miete, als es selbst für luxuriöse Wohnungen realistisch wäre. Doch nicht nur der fehlende wirtschaftliche An- reiz hemmt solche Umnutzungen, sondern auch praktische Probleme. So eignen sich Fachleuten zufolge längst nicht alle Bürogebäude dafür, in Wohnungen umgewandelt zu werden. Proble- matisch sind demnach oft eine zu große Tiefe und eine zu niedrige Raumhöhe. Eine Aufsto- ckung mit Wohnungen wiederum lässt sich aus statischen Gründen nicht immer zu vertretbaren Kosten umsetzen. Weitere Hindernisse sprechen die Autoren der „Deutschlandstudie“ selber an. „Bauordnungsrechtlich ist bei Aufstockungen und Verdichtungen insbesondere auf die Anforderun- gen aus dem Brandschutz zu achten“, schreiben sie. Auch die Stellplatzanforderungen könnten Aufstockungs- und Verdichtungsmaßnahmen im Wege stehen. Zudem müsse das baurechtlich zu- lässigeMaß an Dichte, gemessen an der Geschoss- flächenzahl (GFZ), berücksichtigt werden. Eine Chance für Wohnungsunternehmen? Bleibt die Frage, ob die Gewerbeimmobilien- spezialisten bei solchen Vorhaben mit woh- nungswirtschaftlichen Experten und dabei auch mit genossenschaftlichen oder kommunalen Wohnungsunternehmen zusammenarbeiten. Die Kernkompetenz von Parkraumbetreibern sei nicht die Bereitstellung von Wohnraum, sagt die Contipark-Sprecherin. Deshalb müssten „für jede Aufstockung geeignete Projektpartner gefunden werden, die gemeinsam mit dem Parkhausbe- treiber den langwierigen und kostenintensiven Prozess der Projektentwicklung durchführen“. In Köln waren dies zwei private Immobilienun- ternehmen. Ganz auf eigene Kräfte setzt Aldi Nord: Der Dis- counter ist sowohl für den Bau als auch für die Vermietung der geplantenWohnungen selber zu- ständig. Auf Kooperationen setzt hingegen Kon- kurrent Lidl, wie das eingangs erwähnte Projekt in der Mainzer Landstraße in Frankfurt am Main zeigt. „Gemeinsammit der ABG Frankfurt Holding werden wir bei diesemVorhaben Bauherr und Be- standshalter sein“, teilt Lidl mit. Grundsätzlich realisiere das Unternehmen Projekte gern gemein- sam mit Akteuren aus der Immobilienwirtschaft. „Unsere Partner“, heißt es, „können Projektent- wickler, Quartiersentwickler, Privatpersonen oder Kommunen sein.“ NEUBAU UND SANIERUNG Im Stadtteil Gallus in Frankfurt am Main bereitet Lidl den Bau von einer neuen Filiale und 110 2- bis 5-Zimmer-Wohnungen vor. Projektpartner ist die ABG Frankfurt Holding Quelle: Lidl Deutschland Was Experten vorschlagen, wird bei Nachverdichtungsprojekten vielerorts bereits praktiziert. Beim 2014 fertiggestellten Projekt Suttnerpark in Hamburg-Altona integrierte das Hamburger Wohnungs- unternehmen SAGA einen Supermarkt im Erdgeschoss und die Kundenparkplätze in der Tiefgarage Quelle: SAGA, Foto: Hauke Hass
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