DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2019
11 9|2019 Chychla, Chef des Hamburger Mietervereins. „Mit dem gefundenen Kompromiss wird das Problem nur verschoben, denn selbst 10.000 Wohnungen pro Jahr entspannen denMarkt derzeit nicht wirk- lich. Und jeder Neubauwird nun noch schwieriger durchzusetzen sein als bisher. Auch jedem, der schon eine Wohnung hat, muss klar sein, dass seine Miete ohne Wohnungsneubau irgendwann unbezahlbar wird.“ Die Wohnungen vor der Stadt zu bauen, während die Jobs drinnen blieben, sei keine Alternative, so Anjes Tjarks von den Grünen. „Draußen wird viel flächenintensiver gebaut und nochmehr Pendler- verkehr produziert, was die bereits in hohemMaß verstaute Stadt zusätzlich belastet.“ Ländliche Regionen vermehrt fördern NABU-Chef Porschke, früher Umweltsenator Ham- burgs, plädiert schon lange dafür, die Landflucht durch einen besseren Ausbau der Infrastruktur in ländlichen Regionen zu bekämpfen. Hamburg solle aufhören, das eigene Wachstum weiter an- zuheizen. Wachstum sei keinWert an sich, es führe zur Über- lastung von Infrastruktur und Natur, während Landkreise ausbluteten, sagt Porschke und fordert mehr Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. Damit zerstöre Hamburg seine Lebensqualität und Attraktivität, schließlichwerde Hamburg als grüne Stadt am Wasser vermarktet. Es scheint zudemauch kleine Lösungen zu geben, um mehr Natur in die Stadt zu bekommen. Statt Rasenflächen zu mähen, könne man Blühwiesen anlegen, regt Tjarks an; wenn man Wiesen und Felder mit Gräben durchzieht, habe man gerade- zu eine Explosion an Natur. Nistkästen für Vögel, die Vermeidung von Pestiziden, Gründächer und begrünte Fassaden seien weitere Stichworte, um das Mikroklima in der Stadt zu verbessern. Bezahlbarkeit nicht aus den Augen verlieren Der VNW-Chef Breitner hat die Bezahlbarkeit des Wohnens im Blick: „So wichtig Grünflächen und Gründächer für das Stadtklima sind, nicht alles, was wünschenswert ist, ist auch bezahlbar. Kli- maschutzauflagen sind zwar nicht allein für den Kostenanstieg im Wohnungsbau verantwortlich, aber sie haben erheblich dazu beigetragen.“ So seien seit dem Jahr 2002 die Kosten allein infolge der Verordnungen zur Energieeinsparung (EnEV) um 16% gestiegen. Hamburg könnte über eigene Förderprogramme z. B. für die Installation von So- larzellen oder die Einrichtung von Gründächern nachdenken, schlägt Breitner vor. Quelle: Ilka Bodmann
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