DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2019

9 9|2019 ein Rahmen festgelegt wurde, in dem Siedlungs- entwicklung weiterhin möglich ist. Insgesamt 20 Punkte hat dieVereinbarung. DieWichtigsten sind: • Der Anteil der Naturschutzgebiete soll auf mind. 10%der Landesflächen anwachsen und künftig für jede Form der Bebauung tabu sein. Im Bun- desdurchschnitt sind es 3,9%. • Der Anteil der Landschaftsschutzgebiete in Höhe von 18,9% der Gesamtfläche soll dauer- haft erhalten bleiben, das Gleiche gilt für den Anteil des flächenökologischwertvollen Netzes von Biotopflächen in Höhe von 23,2 %. Bundes- weit sind 10% vorgeschrieben. • In Naturschutzgebieten darf gar nicht gebaut werden. • Innerhalb des zweiten grünen Stadtrings, der die dichteren Quartiere der Stadt umschließt, sollen Grünflächen grundsätzlich nicht bebaut werden. Falls doch, soll ein flächengetreuer, ortsnaher Ausgleich und nur in Ausnahmefällen ein qualitativer Ausgleich möglich sein. • Insgesamt soll die Qualität der Grünflächen ver- bessert werden. Die Messung erfolgt über eine flächendeckende Biotopkartierung, die künftig Eine Baustelle im Grünen: Der Flächenverbrauch hat einen gemeinsamen Rahmen zwischen Natur und Wohnen erhalten alle fünf statt bisher alle acht Jahre durchge- führt werden soll. • Zehn zusätzliche Ranger, zwei gibt es bereits, werden für die Naturschutzgebiete und den Biotopverbund eingestellt. • Insgesamt stellt die Stadt Hamburg für Natur- schutzmaßnahmen und Personal jährlich zu- sätzlich über 5 Mio. € zur Verfügung. • Hinzu kommen weitere kleine, aber feine Bau- steine, die Hamburgs Grün befördern sollen. Was die Vereinbarung, die in einem „Vertrag für Hamburgs Stadtgrün“ festgeschrieben werden soll, wert ist, wird sich erst auf längere Sicht zei- gen. Denn wenn Bauprojekte auf dem gesamten Stadtgebiet per Naturwert ausgeglichen werden müssen, erfordert das enorme Kompromissfähig- keit von allen Seiten. „Sollte das gelingen, wäre Hamburg ein Vorbild für die Großstädte in ganz Europa, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben“, so Tjarks. Vielen kommt Bauen ohne Eingriff in die Natur wie eine Quadratur des Kreises vor. Denn der Senat will, besser muss, an seinem ehrgeizigen Woh- nungsbauprogramm mit 10.000 neuen Wohnun- gen pro Jahr festhalten. Denn die Stadt wächst; bis 2030 voraussichtlich um9,8%. Derzeit beträgt die jährliche Zuwanderung 18.000 bis 20.000 Perso- nen. DieMenschenmüssen untergebracht werden, wozu die Hamburger Wohnungsgenossenschaften und –gesellschaften einen großen Teil beitragen. Die Wohnungsbauziele würden durch die Eini- gung nicht gefährdet, so Barbara Ketelhut, Pres- sesprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. „Wir haben hier eine gute Regelung über die anteilige Sicherung von Natur- und Land- schaftsräumen gefunden, die gewährleistet, dass die aktuellen sowie mittel- und langfristigen Pla- nungen auch neuer Quartiere möglich werden“. Nach wie vor liege der Fokus auf der Innenent- wicklung der Stadt. Neue Stadtquartiere wie die Mitte-Altona und die HafenCity sowie die vorliegende Master- planung für Oberbillwerder sollen auch künftig mit qualitätvollen öffentlichen Freiräumen und neuen Parkanlagen geplant werden. Auch inner- halb des zweiten grünen Rings werden weiterhin Quartiersentwicklungen mit unterschiedlichen Nutzungen stattfinden, so Ketelhut. Quelle: Thomas Dröse

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