DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2019

STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG 8 9|2019 Mensch und Natur in Einklang bringen Mieter- oder Naturschutz? Nur wenige Themen haben in der gesellschaftlichen Debatte so an Bedeutung gewonnen wie die Wohnungspolitik und der Naturschutz. Zwischen beiden Bereichen kommt es immer häufiger zu Kollisionen bzw. handfesten Interessenskonflikten. In Hamburg wurde ein Interessenausgleich gefunden, der ein Vorbild für Großstädte in ganz Europa sein könnte. Hamburg ist eine grüne Stadt und das soll nach demWillen der Bürger auch so bleiben. Die Chan- cen dafür sind auf jeden Fall stark gestiegen. Denn der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat sich mit Senat und Bürgerschaft auf einen umfassen- den Grünschutz geeinigt. Dank der NABU-Initiative „Hamburgs Grün er- halten“ soll das städtische Grün nach Fläche und Naturwert mindestens bewahrt werden. „Damit werden etwa 30% der Landesfläche dauerhaft von Bebauung freigehalten“, fasst der Hambur- ger Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks zusam- men. Ein bemerkenswerter Erfolg. Dafür hatte der Naturschutzbund schwere Geschütze aufge- fahren. In Hamburg startete im Dezember 2017 eine Volksinitiative als Vorbereitung für einen Volksentscheid gegen die weitere Bebauung von städtischen Grünflächen. BinnenMonaten hatten die Naturschützer mit über 23.000 Unterschrif- ten mehr als doppelt so viele Stimmen bei der Bevölkerung gesammelt, als für die Einleitung eines Volksbegehrens nötig gewesen wären – ein Albtraum für die Politik. Offensichtlich hat der NABU den Nerv vieler Ham- burger getroffen, die immer lauter dagegen pro- testieren, dass ihr Grün in Betongold verwandelt wird. Überall in Deutsachland wächst der Protest gegen die Bauwut, stellen immer mehr Bürger die Wachstumsziele der Städte in Frage. ImMai 2018 zog die Volksinitiative ihre Forderungen zurück, nachdem sie sich mit der rot-grünen Rathaus- Mehrheit auf einen Kompromiss verständigt hatte. Ein großer Sprung nach vorn im Naturschutz Die Übereinkunft, die mit Stimmen von FDP und Linken erzielt wurde, wurde im Bürgersaal des Rathauses im Beisein von Bürgermeister Peter Tschentscher, Stadtentwicklungssenatorin Doro- thee Stapelfeldt, sowie Umweltsenator Jens Kers- tan, ausgiebig als „vorbildliches Ergebnis“ gefeiert. „Einen so großen Sprungnach vornhat es imNatur- schutz in Hamburg noch nicht gegeben“ so NABU- Chef Alexander Porschke.Manhabe „Konsens statt Spaltung“ erreicht. Konsens deshalb, weil in den Verhandlungen zumerstenMal die Interessen „Na- tur“ und „Wohnen“ gemeinsam angegangen und Sabine Richter freie Journalistin Hamburg Quelle: Thomas Dröse Die NABU-Initiative „Hamburgs Grün erhalten“

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