Seite 59 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_12

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Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser
liegt bei mit Erdgas versorgten Wohnungen bei
141 kWh/(m
2
a). Letztlich wird die Zukunft der
Fernwärme in brandenburgischen Städten von
der Wärmedichte der Anschlüsse, der Preisstel-
lung der Versorger und der Qualität der Fernwär-
me, d. h. möglichst niedrigen CO
2
-Emissionen,
bestimmt werden.
Bei der Bewertung der Energiesysteme ist daher
für eine stärkere Berücksichtigung des Endener-
gieverbrauchs und der CO
2
- und Klimabilanz zu
plädieren. Endenergie wird gemessen, erscheint
auf den Rechnungen der Mieter und muss von ih-
nen bezahlt werden. In der Zusammenarbeit von
Wohnungs- und Fernwärmeunternehmen liegt
der Schlüssel der Energiewende, die im Quartier
entschieden wird, aber auch den wohnungswirt-
schaftlichen Zukunftsherausforderungen gerecht
werden muss:
• Die Anpassung der Wohnungsbestände an den
demografischen Wandel ist für die Wohnungs-
unternehmen vorrangig.
• Die Energieeinsparung muss zu sozialverträg-
lichen Mietsteigerungen bei stagnierenden
Einkommen und zu niedrigen Betriebskosten
führen.
• Die Anpassung an den Klimawandel und Maß-
nahmen zum Klimaschutz müssen gemeinsam
umgesetzt werden.
Beispielhafte Ansätze in der Praxis
Stefan Dallorso, Prokurist der Stadtwerke Hen-
nigsdorf, sprach über strategische Ziele, Projekte
und Perspektiven für eine sichere, kundenorien-
tierte und umweltfreundliche Wärmeversorgung
der Stadt. Durch Erweiterung des Netzes und
Neukundengewinnung konnte der bis 1999 rück-
läufige Wärmeabsatz bei den Kunden mehr als
kompensiert werden. Heute werden 70-80 % der
Haushalte, der kommunalen und der gewerblichen
Gebäudemit Fernwärme versorgt. Ein Klima-Kom-
petenzzentrumentwickelt komplexe Konzepte für
die Stadt. So soll das Fernwärmenetz 2050 eine
100 % regenerative Bedarfsdeckung ermögli-
chen. Bereits seit 2009 senkt ein Biomasse-HKW
die jährlichen CO
2
-Emissionen um 31.800 t. Ein
Biomethan-BHKW spart seit 2011 jährlich 5.300 t
CO
2
ein. Die CO
2
-Kennwerte der Fernwärmever-
sorgung sind sehr günstig, die CO
2
-Emissionen der
fernwärmebeheizten Wohnungen liegen deutlich
unter den vomBBU festgestellten Durchschnitts-
werten für Brandenburg. Die Hoffnungen, dadurch
spürbare Kosteneinsparungen zu erreichen, haben
sich bisher allerdings nicht erfüllt. Die Stadtwerke
unterstützen ihre Kunden allerdings bei der rati-
onellen Energieverwendung durch Angebote für
Verbrauchsanalysen und Anlagenoptimierung,
z. B. durch hydraulischen Abgleich, Thermografie
und Hausmeisterschulungen. So können Kunden
ihre Anlagen effizienter betreiben und Kosten
sparen.
Über ihre Zusammenarbeit berichteten gemein-
sam die Geschäftsführer Eckart Diemke von der
GEWO Zehdenick und Uwe Mietrasch von den
Stadtwerken Zehdenick. Durch abgestimmten
Ausbau der Fernwärmeversorgung und Inbe-
triebnahme eines Biogas-BHKW konnten 2010
die Fernwärmepreise deutlich gesenkt und seit-
dem stabil gehalten werden. Die Preisgleitklau-
seln wurden 2013 auf den Preisindex von Erdgas
umgestellt. In den Hausübergabestationen wird
vorzugsweise das kostengünstigere direkte Spei-
cherladesystem für die Warmwassererzeugung
verwendet. Die Stadtwerke kümmern sich auch
umdie Optimierung der Heizkurven, bietenMess-
dienstleistungen und Legionellenuntersuchun-
gen an. Sie sind erfolgreicher Dienstleister für die
Wohnungsunternehmen und ihre Mieter.
Eine solche Zusammenarbeit wie in Zehdenick
sah auch Helmut Preuße, Vorstandsvorsitzender
der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des VKU,
als beispielgebend an. Er betonte, dass die Ener-
gie- undWärmeversorgung nicht isoliert, sondern
immer im Kontext von Erzeugung, Verteilung,
Investitionen, Wohnen, Demografie und Stadt-
umbau – eben als Querschnittsthema – begriffen
werden sollte.
In der sich anschließenden Podiumsdiskussion
wurden die Chancen für den Fernwärmeeinsatz he-
rausgearbeitet. Es wurden aber auch die Grenzen
bei einer abnehmendenWärmeversorgungsdichte
in schrumpfenden Städten aufgezeigt.
Fazit
Die Veranstaltung machte deutlich, dass die Zu-
kunft der Fernwärme in brandenburgischen Städten
vor demHintergrund der Energiewende, des Klima-
schutzes und der Sicherung wettbewerbsfähiger
Wärmepreise eine komplexe Aufgabe ist, da stets
mehrere Ziele gleichzeitig verfolgt werden müs-
sen. Eine einfache Lösung kann es nicht geben. Es
kommt vielmehr darauf an – und darin waren sich
alle Teilnehmer einig –, vor Ort gut zusammenzuar-
beiten und passgenaueModelle zu entwickeln. Nur
eine Zusammenarbeit vonWohnungsunternehmen
undVersorgern ermöglicht den Erfolg für beide Sei-
ten – also Geschäftsmodelle, die auf lange Sicht
wirtschaftlich tragfähig sind und die die Nutzer
nicht überfordern. Die Statuskonferenz definierte
das Quartier als die entscheidende städtische Ebe-
ne. Dortmuss die Energiewende in denKommunen
vorangebracht werden. Hier müssen die Akteure
bestmöglich zusammenarbeiten, innovative Lösun-
gen finden und diese gemeinsam umsetzen.
Die Statuskonferenz wird 2015 ihre Fortsetzung
finden; die beidenMinisterienwerden dazuwieder
einladen. VKU und BBU verabredeten, ihre Zusam-
menarbeit zu intensivieren und bei der nächsten
Konferenz 2015 neue Beispiele vorzustellen, die
im Konsens zwischen Versorger und Wohnungs-
unternehmen Lösungen erarbeitet haben.
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mieterorient ierte Prozesse.
In der Zusammenarbeit von Wohnungs- und Fernwärmeunternehmen liegt der
Schlüssel der Energiewende, die im Quartier entschieden wird, aber auch den
wohnungswirtschaftlichen Zukunftsherausforderungen gerecht werden muss.
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