Controller Magazin Special 6/2021

36 BA versetzt das Management in die Lage, agiler zu re- agieren. Statt starrer KPIs sind Hochfrequenzentschei- dungen möglich. Controller analysieren per Knopfdruck die aktuelle Situation. Sie besitzen damit ein Real-Time- sowie zukunf tsorientiertes Steuerungsinstrument, das kontinuierlich relevante Parameter der VUCA-Umwelt in Entscheidungen einbezieht. Controller können sich stärker als Partner des Managements positionieren „Traditionell ist ein großer Teil der Arbeitszeit im Con­ trolling immer noch durch zeitraubende Aktivitäten beim Sammeln und Aufbereiten von Daten belegt. Durch den Einsatz moderner, KI-basierter Business Ana- lytics-Systeme wird sich dies fundamental ändern.“ so Frau Prof. Dr. Weißenberger von der Heinrich-Heine-­ Universität Düsseldorf. Die zeitraubenden Aktivitäten sind wichtig, tragen je- doch nicht unmittelbar zur Wertschöpfung bei. Wenn manuelle Tätigkeiten dominieren, bleibt den Controllern wenig Zeit für strategische und analytische Themen (wie erweiterte Analysen, Auswahl relevanter Daten, qualita- tive Kommentierung, Maßnahmenableitungen). Zudem muss das Instrumentarium für das Controlling fortwäh- rend an Veränderungen imMarkt und im Geschäf tsmo- dell angepasst werden. Die Rolle als interner Berater ist schnell gefährdet, wenn dieses nicht proaktiv geschieht. KI kann dieses Problem auf elegante Art und Weise lösen. Durch die Verlagerung der Aufgabenschwerpunkte von einer reaktiv-analytischen zu einer proaktiv-prognosti- zierenden Orientierung verändert sich die Rolle von Controllern maßgeblich. Sie fungieren in Zukunf t als: <right> Business Partner (Beratung des Managements) <right> Guardian (Überwachung von Leistungsindikatoren) <right> Analyst (Adressatengerechte Datenaufbereitung) <right> Change Agent (Proaktives Anstoßen von Prozessen zur digitalen Transformation) Of t wird der „Data Scientist“ als gleichwertig mit dem Controller angesehen. Ihre Rollen haben Schnittstellen, jedoch unterschiedliche Aufgaben. Der Controller als „Business Translator“ und fachlicher Spezialist stellt die Verknüpfung zwischen analytischem Talent und be- triebswirtschaf tlichen Fragen her und ist unersetzlich. Zusammen mit dem methodisch- und technisch-orien- tierten Spezialisten – dem Data Scientisten – wird das Management optimal beraten. Herausforderungen für Unternehmen und Empfehlungen für die Praxis Trotz der großen Bedeutung von BA ist in Deutschland eine zögerliche Umsetzung zu beobachten. Laut eigener wissenschaf tlicher Untersuchung stehen die Unterneh- men vor folgenden Herausforderungen: 1. Fehlendes Fachwissen und wenig Erfahrungen mit BA-Tools 2. Mangelnde Datenbasis und ungeeignete Daten­ infrastruktur 3. Fehlende Veränderungsbereitschaf t bei den Mitarbeitern (Sorge vor Stellenabbau) und geringe Managementunterstützung 4. Probleme bei der Auswahl passender Tools 5. Datenschutzprobleme In der Praxis wird meist ein ganzheitlicher Ansatz emp- fohlen, welcher diese Hürden berücksichtigt. Viele Un- ternehmen vernachlässigen die Bedeutung einer lang- fristigen Analytics-Strategie. Wichtig ist der Aufbau einer geeigneten Datenlandschaf t, welche die Daten zentral und sauber vorhält und die einfache Anbindung externer Datenquellen ermöglicht („Single Point of Truth“). Außer- dem sollte die Etablierung einer „digitalen“ Kultur (Change Management) gepflegt werden sowie Skill-Diskrepanzen in den Fachbereichen durch entsprechende Aus- und Weiterbildungen beseitigt werden. Auf BA spezialisierte Beratungen wie die avantum consult AG, können dank ihrer Erfahrungen, Best-Practice-Strategien identifizieren und diese an den konkreten Bedarf imUnternehmen an- passen. Anhand individueller Use Cases sowie in Ausrich- tung an die Unternehmensziele und Bedürfnisse der Endanwender werden passgenaue Tools ausgewählt und konfiguriert. Denn trotz vielfältiger Versprechen der Her- steller existiert meistens keine „one fits all“-Lösung. Frau Prof. Dr. Weißenbergers Empfehlung für Controller und Entscheider im Zuge des Paradigmenwechsels: „Bei der Einführung von KI-Projekten gilt es zwei Dinge zu be- achten. Zum einen: Unterstützer überzeugen – durch kleine und abgegrenzte Pilotanwendungen, die den Pro- of of Concept erbringen und das Potenzial der neuen Technologien eindrucksvoll zeigen. Zum anderen: Wenn diese Unterstützung gewonnen ist, die vorgelagerte Har- monisierung von Datenbasis und Prozessen nicht verges- sen. Der Schweiß dieser mühsamen Kärrnerarbeit lohnt sich: Denn auf diesem Fundament können KI-basierte Tools im Controlling ihre volle Wirkung entfalten und ihre Stärken bei geschäf tlicher Transparenz und der Un- terstützung schwieriger Entscheidungen ausspielen.“ ist Vorstand bei der avantum consult AG, einer auf Business Analytics spezialisierten Unternehmensberatung in der All for One Group SE. Martin Blaschek hat in ihrer wissenschaf t- lichen Arbeit den Einfluss von KI auf die Rolle der Controller untersucht. Sie be- rät für die avantum consult AG Unternehmen bei der Implementierung von Business Analytics Tools. Theresa Dinh

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