Controller Magazin | Special | 2024 37 Unter Business Intelligence (BI) ist das Gewinnen entscheidungsrelevanter Informationen aus vorliegenden Daten zu verstehen. Konkret geht es dabei um die Sammlung von Daten, deren Transformation und die adressatengerechte Aufbereitung (vgl. Gluchowski 2016, S. 226). Der Kern eines BI-Systems ist das Zusammenführen verschiedener Datenquellen, sowohl interner (im eigenen Unternehmen befindlicher) als auch externer Datenquellen. Typische Ausgangslage Die typische Ausgangslage im Mittelstand bezüglich des Umgangs mit Daten lässt sich folgendermaßen skizzieren: Meist herrscht zwar Konsens darüber, dass in den Daten, die tagtäglich im Unternehmen anfallen, ein großes Potential liegt, doch wird dieses mangels konkreter Anwendungsfälle und begrenzter Ressourcen nur wenig bis gar nicht genutzt. In der Regel sind im Unternehmen bereits mehrere IT-Systeme, wie ERP-, CRM-, oder Accounting-Systeme im Einsatz. Ihr Einsatzzweck liegt in der Unterstützung des operativen Geschäfts (operative Systeme). Dies ist insofern wichtig zu betonen, als diese Systeme in der Regel nur wenige Möglichkeiten zur Datenanalysen aufweisen. Insbesondere das systemübergreifende Verknüpfen von Daten aus unterschiedlichen Quellen ist meist nicht möglich. Anwendungsfälle/ Ziele eines BI-Systems Der Kern eines BI-Systems ist die Verknüpfung von Daten aus verschiedenen operativen Systemen. Es geht somit um die Anreicherung von Datensätzen. Beispielhafte Anwendungsfälle sind ein besseres Verständnis des Kundenbestands, die Identifikation darin enthaltener Risikopositionen oder die Analyse von Mustern in der Kaufentscheidung. Je nach Geschäftsmodell kann ein Unternehmen schnell mehrere Hundert oder Tausend Bestandskunden haben. Deren Verhalten zu kennen, ist bei derartigen Größenordnungen nur noch mit geeigneter Datenanalyse möglich. Fast schon ein „Klassiker“ für datenbasierte Anwendungsfälle ist die rechtzeitige Erkennung kündigungsgefährdeter („Churn“) Kunden. Lassen sich Muster erkennen im Verhalten eines Kunden vor einer Kündigung? Können somit beim Vorliegen solcher Anzeichen geeignete Maßnahmen ergriffen werden, dass die Kündigung verhindert werden kann? Andere Fragestellungen sind beispielsweise: Wie verhält sich ein Bestandskunde im Vergleich zu einem Neukunden? Wie lässt sich ausgehend von derartigen Erkenntnissen aus dem Neukunden ein Bestandskunde entwickeln? Transparenz im Datenbestand unterstützt zudem bessere Entscheidungen. Ein weiterer konkreter Anwendungsfall kann eine Preisanpassung sein. Meist herrschen viele unterschiedliche Preise vor, etwa je nach Kundengröße oder Startzeitpunkt der Kundenbeziehung. Mit einem transparenten Datenbestand können die Kunden zielgerichtet analysiert werden, um ein klares Verständnis des dem Umsatz zugrunde liegenden Preis-Mengen-Gerüsts zu gewinnen, und so Preisanpassungen zielgerichtet und risikoadjustiert durchführen zu können. Neben dem Gewinnen entscheidungsrelevanter Informationen zur besseren operativen Steuerung des Unternehmens bietet ein BI-System auch noch einen weiteren Vorteil, der zumeist wenig beachtet wird: Durch die Implementierung eines BI-Systems kann die Unternehmensführung gegenüber ihren Stakeholdern, wie beispielsweise (potenziellen) Kapitalgebern, einen deutlich höheren Professionalisierungsgrad bezüglich ihrer Risikosteuerung vorweisen. Ein BI-System kann somit auch als Teil eines Risikomanagements aufgefasst werden und so die Risikokomponente im Finanzierungszinssatz senken, die Kapitalbeschaffung erleichtern und den Unternehmenswert steigern. Aufbau eines BI-Systems Im Folgenden wird der typische Aufbau eines BI-Systems skizziert. Es gibt mittlerweile viele verschiedene Anbieter von Standardlösungen zur Umsetzung eines BI-Systems. Neben großen Konzernen gibt es auch viele kleine Anbieter mit durchaus respektablen Lösungen. Die meisten von ihnen ermöglichen die Implementierung auch ohne Programmierkenntnisse („No-Code-/Low-Code-Plattformen“). Ein BI-System besteht dabei immer aus einem Backend Bereich, bei dem es um die Gewinnung und M. A. André Becher verantwortet beim Freiburger Software Unternehmen HRworks, einem der führenden Anbieter von Human Capital Management Software im deutschsprachigen Raum, die Bereiche Reporting & Data. andrebecher96@web.de „So gelingt die Einführung eines BI-Systems im Mittelstand!“
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