Controller Magazin Special 5/223

Controller Magazin _ Special 29 Aus dieser Tatsache wird auch klar, warum ChatGPT viele Dinge technisch nicht leisten kann. So können keine unternehmensinternen Informationen verarbeitet werden, da die KI damit nicht trainiert wurde. Auch aktuelle Daten f ließen nicht mit ein, die einfache Frage nach dem Umsatz von BMW im Januar diesen Jahres kann nicht beantwortet werden (siehe Abb. 1). Vorerst müssen wir Controller also keine Angst haben, dass die Teile unseres Jobs, die mit Berichtswesen und Analysen zu tun haben, von ChatGPT wegrationalisiert werden. Wir können aber trotzdem aktuelle Technologien wie Chat-Bots und generative KIs sinnvoll einsetzen, um einfache Aufgaben schneller zu erledigen oder repetitive Tätigkeiten gleich ganz an die Maschine auszulagern. So könnten einfache Anfragen direkt von Chat-Bots beantwortet werden, genauso wie digitale Sprachassistenten auf dem Smartphone die Frage nach dem Wetter beantworten. Dazu braucht es noch nicht einmal die Mächtigkeit von großen neuralen Netzen, es ist nur der Gedanke von „Self-Service-BI“ etwas weitergedacht (siehe Abb. 2). Gerade im Berichtswesen können noch weitere Dinge automatisiert werden. Viele Wetter-, Sport- und Börsenberichte werden heute bereits von Textrobotern geschrieben. Sie erstellen aus den reinen Zahlen Texte, die von der Arbeit von Menschen kaum zu unterscheiden sind. Die gleiche Technik kann verwendet werden, um aus Kostenstellenzahlen erklärende Berichte in Textform zu generieren (wie war unser Umsatz letzten Monat? Welche Kosten hatten wir? Welche Produkte lagen über Plan, welche darunter?). Damit könnte jeder Person, die für eine Kostenstelle verantwortlich ist, ein detaillierter monatlicher Bericht ohne menschliche Arbeit geliefert werden. Für Menschen, die nicht so zahlenaffin sind wie wir Controller, kann das eine große Erleichterung darstellen. Eine Aufgabe sollten wir jedoch nie an Maschinen auslagern: die Unternehmenssteuerung! Dafür sendet das Controlling Steuerungsimpulse an das Management und bereitet Entscheidungen vor. Die Frage nach der Verantwortung ist dabei heute schon nicht einfach zu klären, aber sie wird deutlich schwerer zu klären sein, wenn Maschinen entscheiden. Wer haf tet bei Fehlern? Die Sof tware? Der Programmierer? Der Mensch, der in den Eingabeprompt getippt hat? Keiner? Außerdem ist die Steuerung eine Kernaufgabe des Controllings, hier schaf fen wir einen Mehrwert für das Unternehmen. Während Chatbots eher in die Vergangenheit blicken (Was ist passiert? Warum ist es passiert?), beschäf tigt sich das Controlling mit Zukunf tsfragen (Was wird passieren? Was soll passieren?). Wir suchen nach Lösungen, gehen neue Wege und probieren vielleicht Abb. 2: So könnte eine Unterhaltungmit einemChatbot aussehen Hallo Controllix, wie hoch war unser Umsatz im letztenMonat? 09:21 Wie sind die Umsätze der einzelnen Regionen? 09:23 Schicke mir eine detaillierte Aufstellung der einzelnen Produktumsätze für Griechenland 09:24 LetztenMonat betrug unser Umsatz 72 Millionen Euro und lag 3 %über demBudget. 09:22 In Griechenland betrug der Umsatz letzten Monat 15 Millionen und lag 12%unter Plan. In Italien liegen wir 20%über Plan und haben 24Millionen Umsatz gemacht. In Deutschland liegen wir mit 33 Millionen genau auf Plan. 09:23 Kommt sofort. 09:24 Abb. 1: Frage an ChatGPT nach dem Umsatz von BMW unkonventionelle Alternativen aus. All das benötigt Kreativität, kritisches Denken und teilweise auch Fantasie – Dinge, die wir Menschen den Maschinen voraus haben. Wir sollten daher die aktuelle technische Entwicklung nicht als Bedrohung unseres Jobs sehen, sondern als Bereicherung. Als Chance, einfache Routinetätigkeiten, die uns vielleicht bisher blockiert haben, an die Maschine abzugeben und uns auf die Dinge konzentrieren, die wir Menschen immer noch besser können. Schließlich sind Mathematiker auch nicht mit der Erfindung des Taschenrechners ausgestorben. f

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