Controller Magazin Special 5/223

Controller Magazin _ Special 17 Digital Finance – aber mit welchen Technologien? Martin Tschandl / David Reiter STAND DER DIGITALISIERUNG Die digitale Transformation beschäf tigt Unternehmen aller Branchen und Größen, wenngleich es deutliche Unterschiede in der Umsetzung gibt. Neben Produktion, Stichwort Industrie 4.0, sind auch die betriebswirtschaf tlichen Funktionen, insbesondere das Controlling, davon betrof fen. Der digitale Technologiefortschritt des letzten Jahrzehnts ist immens, und mit Infrastruktur und Werkzeugen ändern sich auch die Tätigkeiten der Mitarbeiter. Nicht nur repetitive und standardisierte Auf- gaben werden immer stärker automatisiert, auch anspruchsvolle Aufgaben wie Analysen werden zunehmend effizient von Maschinen und Sof tware durchgeführt. Im positiven Szenario steigern sich so Qualität und Produktivität, und die Ressource Mensch kann in Zeiten eines weitreichenden Arbeitskräf temangels bei anderen, wichtigen Controlling-Themen eingesetzt werden. Zur Beurteilung des Digitalisierungsstatus im Bereich Finance – und seiner mit ca. 35 % der Gesamt-VZÄ im Finanzbereich größten Funktion Controlling1 – können die jeweils aktuellen Studien von Beratungshäusern als Benchmark dienen. Davor aber gilt es, über den aktuellen Status der Controlling-relevanten Digitalisierungstechnologien und deren Einf luss auf die IGC-­ Hauptprozesse im Controlling einen Überblick zu erhalten. Ein Teaser-Ergebnis einer aktuellen Studie zeigt zum Abschluss des Beitrags die Fokussierung der Unternehmen auf wenige Technologien und Prozesse auf. Digitalisierung verändert Controlling Das Internet der Dinge, intelligente Anwendungen bis hin zur künstlichen Intelligenz sowie automatisierte Geschäf tsprozesse sind längst in vielen Unternehmen angekommen. Zumindest Prozessautomatisierung über Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Systeme oder Digitalisierungsschritte in und um die Leistungserstellung im Rahmen des Industrie 4.0-Hype der letzten zehn Jahre haben die drei Hauptziele der Digitalisierung erreichbar gemacht: höhere Effizienz/geringere Kosten, größere Individualisierung und Transparenz sowie neue, digitale Geschäf tsmodelle.2 Und obwohl die Digitalisierung im Finanz- und Controllingbereich – ähnlich wie in der Produktion – bereits seit Jahrzehnten stattfindet, führt die technologische Entwicklung der letzten Jahre zu einer Vervielfachung der Optionen. Hier drei Beispiele: erstens, hocheffiziente und kollaborative Prozessgestaltung und -abwicklung in Echtzeit durch cloudbasierte ERP-Systeme mit In-Memory- Datenbanken; zweitens, die Übernahme repetitiver, operativer Aufgaben in Buchhaltung oder im Reporting durch Sof tware-Roboter/RPA (Robotic Process Automation); drittens, die Erstellung von Analysen und Forecasts mit der Unterstützung durch künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen. Durch den Einf luss der Digitalisierung verändern sich auch kontinuierlich die Aufgaben der Controller. Vom traditionellen Zusammenstellen und Analysieren operativer Zahlen oder dem Erstellen eines standardisierten Reporting (Controlling als Informationsversorgung) geht es schon seit Jahren verstärkt in Richtung Managementunterstützung bei strategischen Angelegenheiten und Entwicklungen der Unternehmen im Sinne von Business Partnering (das gute, alte Controlling als Rationalitätssicherung der Führung).3 Wenn also traditionelle, operative Tätigkeiten automatisiert und dabei in ihrer Qualität und Quantität sogar tendenziell verbessert werden, verschiebt sich der Controller-Fokus auf kognitive Tätigkeiten, die stärker kontextabhängiges Wissen, ProblemProf. Dr. Martin Tschandl Professor für Betriebswirtschaf tslehre und Controlling, Leiter des Instituts für Industrial Management an der FH JOANNEUM in Kapfenberg Dl Dl David Reiter Business Development Manager bei der AVL List GmbH, Graz, imBereich für Instrumentation und Testing Systems

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==