Controllermagazin 4/2020

89 Controller Magazin | Ausgabe 4 IT / DIGITALISIERUNG tionellen KPI-Managements erfährt, trotz seiner immensen Bedeutung für die moder­ ne Controllingfunktion, oftmals die gerings­ te Berücksichtigung. Konzeptionelles KPI- Management nähert sich dem Kennzahlen­ management von fachlicher Seite und mo­ delliert die strukturellen Zusammenhänge des Kennzahlenraumes. Leider wird die Bedeutung einer strukturier­ ten Verwaltung dieser wertvollen Informa­ tionen häufig unterschätzt. Durch die Im­ plementierung immer neuer Analytics- und Reportinglösungen wird die Basis der zah­ lenbasierten Entscheidungsfindung ver­ nachlässigt – die KPI. Entscheider erhalten Reports und Auswertungen mit zahlreichen Kennzahlen. Welche Informationen sich hinter diesen verbergen, wie sie zu deuten sind, welche Daten zur Berechnung der KPIs herangezogen wurden, wie sie mit anderen KPIs in Beziehung stehen – all diese Fragen bleiben viel zu oft unbeantwortet. Konzep­ tionelles KPI-Management befasst sich mit exakt diesen Fragestellungen und bietet bei korrekter Durchführung die Chance, effizi­ enter zu arbeiten und den Herausforderun­ gen der Digitalisierung vorbereitet entge­ genzutreten. Welche Charakteristika machen konzepti­ onelles KPI-Management aus und wie kann die moderne Controllingfunktion KPI-Management in ihre Prozesse integrieren? Konzeptionelles KPI-Management steht auf drei Säulen: 1. Vollumfänglichkeit 2. Transparenz und Kollaboration 3. Governance Vollumfänglichkeit im Kontext des KPI-Ma­ nagements bedeutet, dass sämtliche relevan­ ten Informationen zu den KPIs eines Unter­ nehmens abgebildet werden müssen. Effi­ zientes KPI-Management bietet die not­ wendige Informationstiefe, distanziert sich jedoch von übersteigerter Akribie, die dem Effizienzgedanken hinderlich wäre. Jede KPI sollte über eine eindeutige Kennung identifizierbar sein. Dies ermöglicht, sämtli­ che KPIs in jedemBericht eindeutig zu identi­ fizieren und Vertrauen in die berichteten Werte aufzubauen. Eine Bezeichnung sowie eine textuelle Definition sollten gepflegt werden, sodass Abstimmungen verkürzt und die Deutung der KPI erleichtert werden. Die Pflege eines Wertetyps, die Zielrichtung der KPI sowie eine Angabe zur Steuerungsrele­ vanz unterstützen diesen Effekt. Die Zuord­ nung von Verantwortlichkeiten und Rollen zu KPIs schafft Verbindlichkeit und ermög­ licht kurze Dienstwege im Fall von Rückfra­ gen. Die Berechnungslogik der KPIs ist ein weiterer elementarer Bestandteil eines kon­ zeptionellen KPI-Managements. Es muss do­ kumentiert werden, welche Interdependen­ zen zwischen den KPIs eines Unternehmens bestehen, umWertentwicklungen und deren Auswirkungen in den teils komplexen KPI- Netzwerken deuten zu können. Vollumfänglichkeit schaf f t Vertrauen Unzureichende Datengranularität ist in vie­ len Fällen eine zentrale Herausforderung im Aufbau von Reportings und Steuerungskon­ zepten. Um die Reportinganforderungen klar zu definieren und die benötigte Daten­ grundlage schaffen zu können, ist es essen­ tiell, auch die Granularitäten der Kennzah­ len zu dokumentieren. Hierbei ist es nicht ausreichend, ausschließlich die Auswertbar­ keiten der Kennzahlen zu erfassen (bspw. die KPI Umsatz ist auf Produktebene verfüg­ bar). Vielmehr ist es erforderlich, auch die Beziehungen zwischen den Geschäftsobjek­ ten des Unternehmens abzubilden, umetwa­ ige Aggregationspfade sichtbar zu machen. Abb. 1: Sechs Herausforderungen für das Controlling „Durch die Implementierung immer neuer Analytics - und Reportinglösungenwird die Basis der zahlenbasierten Entscheidungsfindung vernachlässigt – die KPI.” Summary Digitalisierung – das Thema ist nicht neu, doch das Controlling kämpft im- mer noch mit den Konsequenzen. Der technologischeWandel, die stetigwach- sende Komplexität des Berichtswesens und die rasant zunehmenden Daten- mengen stellen die moderne Control- lingfunktion vor elementare Herausfor- derungen, die es zu bewältigen gilt. Die verfügbaren Daten und Technologien bergen Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt. Das konzeptionelle KPI-Manage- ment wird in diesem Zusammenhang oft unterschätzt – dabei bietet es inter- essante Ansätze zur Bewältigung der Herausforderungen der Digitalisierung.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==