Controllermagazin 4/2020

86 Das eigene Geschäftsmodell mittels Digitalisierung, KI und Industrie 4.0 transformieren, klingt gut und sinn­ voll. Großkonzerne mit entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen haben vielleicht auch Spielraum für innovative Pilotprojekte, die bei Erfolg skalierbar sind und sich dementsprechend rentieren. Mittelständler hingegen treffen ihre Entscheidungen häufig behutsamer, wenn es um ihre digitale Transfor­ mation geht: Neue Technologien sind kostspielig und gescheiterte experimentelle Projekte fressen Budgets. Dabei gibt es einige sichere Startinitiativen, aus denen heraus sich leicht innovative Projekte entwickeln lassen – ohne unüberschaubare Risiken einzugehen wie hohe Fehlinvestitionen, falsche Einschätzung des Projekt­ umfangs o.ä. Langsam jedoch erwacht das traditionelle Milieu aus seiner Digitalisierungsschockstarre: Mittlerweile sehen 74 Prozent der deutschen Mittelständler in der Digitali­ sierung eher eine Chance als eine Bedrohung 1 , obgleich Deutschland im internationalenDigitalisierungsvergleich immer noch als traditionell verankert betrachtet wird. Viele deutsche Unternehmen gaben in einer Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie an, der hohe Zeitaufwand von Digitalisierungsprojekten (40 Prozent), mangelhafte Mitarbeiter-Skill-Sets (36 Prozent) und hohe Investitionsaufwände (36 Prozent) seien die Haupthemmnisse ihrer digitalen Transforma­ tion. 2 Angesichts der in diesem Umfeld üblichen Min­ destprojektgrößen ist es nur logisch, dass größere deutsche Mittelständler ihre Digitalisierungsprojekte stringenter und motivierter umsetzen. Doch an welcher Stelle können auch kleinere mittel­ ständische Unternehmen mit geringer digitaler Reife ihre ersten Meilensteine für die Implementierung der Technologien von morgen setzen? Ein Geheimrezept hierfür gibt es leider nicht. Häufig erwachsen digitale Geschäftsmodelle aus Pilotprojekten heraus. 3 Dafür reichen zunächst kleine Teilvisionen im Rahmen erster Digitalisierungsprojekte. Datenmanagement begünstigt die Transformation Technologien wie künstliche Intelligenz, Industrie 4.0 mit IoT und Marketing Automation haben eines ge­ meinsam: Sie sind ohne solides Datenfundament schlicht nicht umsetzbar. Daten hat jedes Unternehmen in mehr oder weniger umfangreicher Form: Vielleicht stehen ihm Exceltabellen mit Zahlen für den Jahresab­ schluss, Verteilerlisten für eine Rundmail oder sogar Kommentare und Likes auf LinkedIn oder anderen so­ zialen Medien zur Verfügung. Vielleicht speichern Produktionsanlagen wertvolle Zahlen ab und natür­ lich liefert das Controlling wichtige Daten. Doch viele Mittelständler nutzen nur einen winzigen Bruchteil dieses Potentials. Dabei können Daten der Nährboden für Real-Time, radikale Personalisierung oder Entscheidungen auf Datenbasis sein. Diese datengetriebenen Geschäfts­ modelle können der Organisation einen enormen Wettbewerbsvorteil einräumen. 4 Unternehmen, die bereits ein durchorganisiertes Datenmanagement be­ Data Platform 4.0 imMittelstand Konsistentes Datenmanagement als starkes Fundament für das digitale Zeitalter. VON HANS W. KREFELD / JULIAN HANS / NINA WOLF DATENMANAGEMENT © gremlin – www.istockphoto.com