Controllermagazin 4/2020
63 Controller Magazin | Ausgabe 4 PRAXIS Effizienzprogramme sind ein beliebtes Inst- rument, um bei Unternehmen die Wirt- schaftlichkeit zu erhöhen und die Zukunfts- fähigkeit zu sichern. Regelmäßig sind der Auslöser solcher Programme Situationen mit rückläufigen Gewinnen, in denen das Produktportfolio oder die Unternehmens- strukturen nicht zu den aktuellen Markt gegebenheiten passen. 1 So führte z. B. die Energiewende dazu, dass die großen deut- schen Energieversorger E.ON , EnBW und RWE in den letzten Jahren diverse Effizienz- programme aufgesetzt haben (z. B. E.ON 2.0, FOKUS, RWE 2015, RWE Neo). Die Planung und Steuerung solcher Programme ist dabei alles andere als trivial. Häufig sind die Pro- grammemit Personalabbau verbunden, was auf die Stimmung der Belegschaft schlägt. 2 Sie führen zu Doppelstrukturen und Mehr- belastungen für die Mitarbeiter in einem in der Regel ohnehin schon schwierigen und unsicheren Marktumfeld. Neben der opera- tiven Tätigkeit sind zusätzlich im Rahmen der Effizienzprogramme Verbesserungs- maßnahmen zu identifizieren und umzuset- zen sowie über den Maßnahmenfortschritt Rechenschaft abzulegen. Denn die Pro- gramme sind mit hohen Informationsbe- dürfnissen seitens der Shareholder und an- derer Stakeholder verbunden. Die Messung der Programmerfolge ist mitunter heraus- fordernd. Wer einmal ein Effizienzpro- grammmit begleitet hat weiß, dass dies kei- ne einfache Aufgabe ist. Um den Bedürfnis- sen der Stakeholder einerseits gerecht zu werden und andererseits ein Effizienzpro- gramm zielorientiert steuern und umsetzen zu können, sind eine entsprechende Unter- nehmensführung und eine leistungsfähige Programmorganisation unerlässlich. Die Entwicklungen auf den Energiemärkten führten auch bei VNG zu rückläufigen Er- gebnissen. Daher entschied sich die Unter- nehmensleitung 2015 für das „Programm Ertragskraft“, ein Effizienzprogramm, bei welchem Erlös-, Kosten- und Organisations- strukturen optimiert werden sollten, mit dem Ziel, die Ergebnissituation des Unter- nehmens nachhaltig zu verbessern. 2019 wurde das Programm erfolgreich abge- schlossen. Das Programm hat die erwarte- ten Ergebnisziele übertroffen und ist mit Blick auf die Unternehmenssituation als Er- folg zu bezeichnen. Entscheidung für Programm, Festlegung Programmorgani- sation und -prozesse Effizienzprogramme durchlaufen mehrere Programmphasen. Ausgehend vom Bedarf, die wirtschaftliche Situation eines Unter- nehmens zu verbessern, besteht der erste Schritt in der aktiven Entscheidung, ein Effi- zienzprogramm durchzuführen, der Festle- gung der Unternehmensbereiche, die unter- sucht werden sollten und in der Bestimmung von Programmorganisation und Programm- ablauf. Insbesondere in dieser initialen Pro- grammphase war für VNG die Unterstüt- zung von Beratern hilfreich, um die Programmstruktur und die damit verbun- denen Prozesse im Unternehmen zu initiali- sieren. VNG hat sich zu Beginn des Pro- gramms bewusst für den Namen „Programm Ertragskraft“ entschieden. Ne- ben Kostenreduzierungen sollte insbeson- dere auch die Steigerung der operativen Er- löse Gegenstand des Programms sein. Das Programm sollte über eine Gemeinkosten- wertanalyse hinausgehen. 4 Das Ziel, VNG mit Hilfe des Programms auf einen Wachs- tumspfad zurückzubringen, schien über rei- ne Kostenreduzierungen nicht erreichbar. Die Integration der Erlösseite erweiterte den Fokus und legte den Grundstein für die Ent- wicklung neuer Handlungsfelder, die letzt- lich in dem Strategieprozess zur Entwick- lung der „Strategie VNG 2030+“ mündeten. Die Programmorganisation regelt Verant- wortlichkeiten und Entscheidungsbefugnis- se. Wichtig ist hierbei, Programmmitarbeiter von operativen Aufgaben soweit freizustel- len, dass sie hinreichende Kapazitäten für ihre neuen temporären Aufgaben haben. Das Programmorganigramm (siehe Abbil- dung 2) verdeutlicht den Aufbau bei VNG. Abb. 1: Phasen des „Programm Ertragskraft“ bei VNG Summary Effizienzprogramme gehören zu den wertanalytischen Verfahren 3 und wer den üblicher Weise von Beratern be gleitet. Obwohl Effizienzprogramme regelmäßig durchgeführt werden, gibt es wenig Erfahrungsberichte dazu. Ziel des Artikels ist es daher, anhand des allgemeinen Ablaufs des „Programm Ertragskraft“ über Vorgehensweise und Programmerfahrungen bei VNG zu berichten. Der Aufbau des Artikels folgt den in Abbildung 1 dargestellten Phasen des „Programm Ertragskraft“.
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