Controllermagazin 4/2020

58 PRAXIS Controller Magazin | Ausgabe 4 Die Vision des Produktionscontrollings ist in- haltlich zweigeteilt: die einfache, dezentrale Informationsbereitstellung und die Nutzer­ freundlichkeit der bereitgestellten Produkte. Das formulierte Leitbild, als Schnittstelle zwischen Vision und operativem Tagesge- schäft, stellt eine wertorientierte Grundlage für das unternehmerische Handeln dar. Die klare Struktur und die ganzheitliche Dar- stellung des Leitbilds orientiert sich am Controllingleitbild von Schäffer undWeber 8 und wurde auf Basis des Business Model Canvas und der Vision an die Bedürfnisse des Produktionscontrollings von AGCO/ Fendt adaptiert (vgl. Abb. 5). Die prakti- schen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Entwicklung einer Vision und eines Leitbilds eine wichtige Orientierung und Vertrauen imVeränderungsprozess schaffen und nicht nur der lehrbuchmäßigen Vollständigkeit wegen entwickelt werden sollten. Digitalisierungsstrategie in fünf Dimensionen Die Digitalisierungsstrategie ergibt sich aus der Verbindung der Nutzer-Bedürfnis-Paare mit den Potenzialen der Digitalisierung. Hieraus resultiert eine fünfdimensionale Digitalisierungsstrategie für das Produkti- onscontrolling von AGCO/Fendt, die in Abb. 6 dargestellt ist. Die Digitalisierungsstrategie wird in einer Strategiesonne mit fünf Dimensionen und einem Zeithorizont von drei Jahren darge- stellt. Jede der fünf Dimensionen beinhaltet dabei Projekte, die problemorientiert for- muliert sind und die sich themenspezifisch einer Dimension zuordnen lassen. Die Di- mensionen enthalten sowohl Projekte zur Integration reiner Digitalisierungsanwen- dungen in das Produktionscontrolling als auch Projekte zur Schaffung von Digitalisie- rungsgrundlagen. Dies sind beispielsweise Projekte zur Neuausrichtung von Daten, Prozessen und Abteilungen, aber auch zur Weiterentwicklung der Kompetenzen der Produktionscontroller. Die grundlagenschaffenden Projekte zur In- tegration der Digitalisierung in das Produk- tionscontrolling werden in der Dimension Steigerung der internen Prozesseffizienz subsummiert. Darunter fällt beispielsweise das Datenmanagement als zentrale Grund- lage für die Integration neuer Technologien Nutzer-Bedürfnis-Paare als priorisierte Handlungsfelder Die erhobenen Informationen aus den quali- tativen Interviews wurden aggregiert und aufbereitet. Ergänzt um die controllingin- ternen Informationen aus der SWOT-Analy- se und demBusiness Model Canvas konnten sogenannte Nutzer-Bedürfnis-Paare abge- leitet werden. Diese ordnen den spezifischen Stakeholdergruppen des Produktionscont- rollings die unterschiedlichen, konkreten Be- dürfnisse zu und bilden das Ergebnis der Umfeld- und Organisationsanalyse. Aus den Analysen konnte das Projektteam fünf Nutzer-Bedürfnis-Paare entwickeln, aus denen imweiteren Verlauf die Strategie- projekte abgeleitet wurden. Die Nutzer-Be- dürfnis-Paare wurden anhand der beiden Kriterien Mehrwert und Machbarkeit prio- risiert. Beim Kriterium Mehrwert wurden die erwarteten Vorteile und Einsparungen des jeweiligen Nutzer-Bedürfnis-Paares be- wertet. Hierbei wurden beispielsweise die Prozessfrequenz, die Prozessdauer, das Ar- beitspensum und die Auswirkung auf den Kunden im Rahmen eines Prozessausfalls berücksichtigt. Das Kriterium Machbarkeit berücksichtigt, wie gut sich die Lösungen unter den aktuellen Rahmenbedingungen umsetzen lassen. Dies beinhaltet etwa die erforderliche Prozesskompetenz der Mitar- beiter, den Stand der Prozessstandardisie- rung, die betroffenen Schnittstellen, die Vielfalt der genutzten Applikationen und die Datenqualität. Abb. 4 zeigt die fünf Nutzer-Bedürfnis-Paa- re, priorisiert nach ihrem Mehrwert und der Machbarkeit. Zugleich erfolgte eine Ein- schätzung, wie stark die jeweiligen Prozesse automatisiert werden können, dargestellt an der Kreisgröße. Vision und Leitbild des Produktionscontrollings Ziel des Projektteams war es, eine Vision und ein Leitbild zu schaffen, das den Pro- duktionscontrollern und Nutzern einen sinnstiftenden und richtungsweisenden Ordnungsrahmen generiert und für eine Identifikation sorgt. In unsicheren Zeiten des Wandels bietet dies den Mitarbeitern die notwendige Sicherheit, Stabilität und Motivation. Diese Aufbruchsstimmung ist besonders bei einem Strategieprozess, der weitreichende organisatorische Verände- rungen nach sich ziehen kann, relevant. Die erarbeitete Vision lautet: „Wir wollen Informationen organisie- ren und diese zu jeder Zeit zugänglich und nutzbarmachen. Wir sind darauf fokussiert, einfache und klare Pro- dukte zu entwickeln, mit denen alle Mitarbeiter sofort zurechtkommen.“ Vision des Produktionscontrollings bei AGCO/Fendt Abb. 4: Bewertung der Nutzer-Bedürfnis-Paare

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