Controllermagazin 4/2020

55 Controller Magazin | Ausgabe 4 Fendt mit Hauptsitz in Marktoberdorf im Allgäu, ist die High-Tech-Marke im AGCO Konzern und stellt Traktoren, Erntemaschi- nen, Ballenpressen, Futtererntetechnik, Te- leskoplader und Maschinen für den Pflan- zenschutz her. Die Produkte der Marke Fendt zeichnen sich durch Wirtschaftlich- keit, Effizienz, herausragende Qualität, zu- kunftsweisende Technologien und digitale Anwendungen aus. Die Fendt Produkte wer- den an sechs deutschen Standorten (Markt- oberdorf, Asbach-Bäumenheim, Hohen­ mölsen, Feucht,Wolfenbüttel,Waldstetten) von ca. 6.000 Mitarbeitern entwickelt, her- gestellt und vertrieben. Die Produktion zeichnet sich durch eine hoheWertschöpfungstiefe mit unterschied- lichsten Produktionsverfahren, Technolo- gien und Industrie-4.0-Anwendungen aus. Als Marktführer im Bereich Traktoren über 50 PS und Premiumhersteller sind kontinu- ierliche Verbesserungsprozesse, begleitet durch das Produktionscontrolling, essenzi- ell. Ziel ist dabei, die Herstellungsprozesse mit dem Fokus auf Agilität, Kosten, Qualität, Technologie und Zuverlässigkeit weiterzu- entwickeln. Dementsprechend nimmt das Controlling im Produktionsbereich der Mar- ke Fendt einen zentralen Stellenwert ein. Produktionscontroller als Schnittstelle zumManagement Das Produktionscontrolling von AGCO/ Fendt besteht aus 15, in den Werken lokali- sierten Produktionscontrollern, die direkt an die Werkleitung bzw. Geschäftsführung be- richten. Sie verfolgen das Ziel, effiziente und wirtschaftliche Produktionsprozesse sicher- zustellen, wobei häufig zwischen produkti- onsrelevanten und betriebswirtschaftlichen Zielsetzungen Kompromisse gefunden wer- den müssen. 3 Um dies zu erreichen, verant- wortet das Produktionscontrolling die Pla- nung, Kontrolle, Analyse und Interpretation von adäquat aufbereiteten sowie führungs- relevanten Produktionskennzahlen wie bei- spielsweise Produktionsvolumen, Produkti- vität, Right First Time und Herstellkosten. Die Produktionscontroller arbeiten eng mit dem Management zusammen und fungie- ren zunehmend als Business Partner, indem sie Handlungsempfehlungen aussprechen. Das Produktionscontrolling beschafft rele- vante Informationen und nutzt ein Informa- tions- und Kontrollsystem, um Entwicklun- gen frühzeitig zu erkennen und um eine hohe Reaktionsfähigkeit zu gewährleisten. Allerdings zeigt der Alltag, dass die Produk- tionscontroller zunehmend an Grenzen sto- ßen, aussagekräftige Informationen zeitnah und effizient aus den verschiedenen Daten zu extrahieren. Der technologische Fort- schritt steigert sowohl die Datenmengen als auch die Dynamik und verursacht zuneh- mend heterogene Datenstrukturen. 4 AGCO/Fendt setzt auf ein systematisches Erschließen der Digitalisierungspotenziale Die vielfältigen Möglichkeiten der Digitali- sierung hatten schnell vor Augen geführt, dass das Produktionscontrolling von AGCO/ Fendt nicht dafür aufgestellt war, die Poten- ziale systematisch zu erschließen und die Digitalisierungsaktivitäten übergreifend zu steuern. Es wurde die Notwendigkeit einer strukturierten und ganzheitlichen Ausein- andersetzung mit der Digitalisierung er- kannt und es sollten die unternehmensspezi- fischen Gegebenheiten identifiziert werden, welche diese Entwicklung fördern oder be- hindern. Das daraus abgeleitete Ziel war es, die Digi- talisierungsaktivitäten im Produktionscont- rolling ganzheitlich zu denken und die Sta- keholder und Mitarbeiter von Beginn an miteinzubeziehen, um deren konkrete Be- dürfnisse zu identifizieren und Aktionismus zu verhindern. Der direkte Fokus auf die Be- dürfnisse der Nutzer des Produktionscont- rollings führte zu einer intensiven Auseinan- dersetzung mit deren Bedürfnissen und Problemen. Alle Ansprechpartner des Pro- duktionscontrollings sollten sich von Beginn an als Teil des Strategieentwicklungs- und Change-Prozesses verstehen. Es ist am Ende ein klares Bild entstanden, umdas bisher wenig dynamische Geschäfts- modell des Produktionscontrollings von AGCO/Fendt zu transformieren und gleich- zeitig die Effizienz, Schnelligkeit, Qualität und Flexibilität zu steigern. Hierdurch kann das Produktionscontrolling über den Pro- duktionsbereich die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens steigern. Ein standortübergreifendes Vorhaben Zur Entwicklung einer standortübergreifen- den Digitalisierungsstrategie wurde ein Kernteam aus vier Produktionscontrollern eingesetzt, die das auf sechs Monate ange- setzte Projekt parallel zum Tagesgeschäft bearbeiteten. Während des Projektverlaufs wurden sie von internen und externen Part- nern unterstützt. Ansatzpunkt des Projektteams war die Be- trachtung des Produktionscontrollings als ein eigenes Unternehmen innerhalb der AGCO/Fendt-Organisation. Basierend auf internen und externen Informationen war es dem Projektteam möglich, die Komplexität der Ausgangslage zu verstehen und darauf aufbauend eine Digitalisierungsstrategie für das Produktionscontrolling zu entwickeln. PRAXIS „Der technologische Fortschritt steigert sowohl die Datenmengen als auch die Dynamik und verursacht zunehmend heterogene Datenstrukturen.” Summary Die Potenziale der Digitalisierung des Controllings lassen sich nachhaltig nur dann heben, wenn die Maßnahmen ei­ nem strategisch fundierten und unter­ nehmensindividuell angepassten Kon­ zept entstammen. Dies basiert auf einer Analyse der Ausgangslage, der Identi­ fikation der Nutzerbedürfnisse, einer Visions- und Zielentwicklung sowie ei­ ner transparenten Implementierung. Die intensive Einbindung derMitarbeiter aus dem Controlling sowie der Nutzer hat sich dabei als Schlüsselfaktor erwie­ sen. Die Controller nehmen hierbei eine unternehmerische Rolle ein und agieren als Business Partner.

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